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Heiliger
Vater, Helfen Sie Den Opfern!
By Von Norbert Denef Zeit February 11, 2014
http://www.zeit.de/2014/05/kirche-missbrauch-opfer-rechte-entschaedigung
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Das St. Vincenzstift in
Rüdesheim in Hessen. durch einen Zaun. Hier sollen vor
Jahrzehnten Kinder und Jugendliche Opfer missbraucht worden
sein
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[Summary: Clergy abuse survivor Norbert Denef has
written to Pope Francis asking him to help clergy abuse victims.]
Sehr geehrter Heiliger Vater Papst
Franziskus,
der Vatikan hat vor dem UN-Kinderrechtsausschuss in Genf
erstmals zum Skandal des Missbrauchs Minderjähriger innerhalb der
katholischen Kirche ausgesagt. Papst Benedikt XVI. versetzte 384
Priester wegen Missbrauchs in den Laienstand, im Jahr 2012 waren es etwa
100, im Jahr 2011 etwa 300. Danach forderten Sie Ihre Kirche zu
mehr Schuldbewusstsein auf. Wir Betroffenen haben mit großer
Freude zur Kenntnis genommen, dass Sie die Taten als "Schande der
Kirche" geißeln.
Aber genügt das? Jahrzehntelang wurden die Täter von
ihren Vorgesetzten geschützt. Anstatt die Verbrechen aufzuklären
und den Opfern zu helfen, wurden die Täter stillschweigend in
immer neue Gemeinden versetzt. Fast 400 Priester weltweit wurden
wegen Missbrauchs in den Laienstand versetzt – aber was passiert
mit den Amtsträgern, die die Täter jahrzehntelang schützten?
Immer wieder geht es um die Täter, und die Opfer geraten
aus dem Blick. Was werden Sie tun, um den Opfern wirklich zu
helfen?
Ich nenne ein Beispiel von vielen. Der Fall des
Serientäters Pfarrer Alfons Kamphusmann war bereits Ihrem
Vorvorgänger Papst Johannes Paul II. bekannt. Er wurde vom Bistum
Magdeburg viele Male versetzt, sobald in der jeweiligen Gemeinde
seine Verbrechen bekannt wurden. So konnte er immer neue Opfer
finden und sich zum Serientäter entwickeln: von 1950 an war er
Vikar in Gerbstedt, dann in Hettstedt, 1952 Vikar und Kurator in
Halle, im selben Jahr wurde er Vikar in Droyßig, 1959 Vikar in
Delitzsch, 1967 Vikar in Nordhausen, 1970 Pfarrvikar in
Langenweddingen, 1974 Pfarrer in Hecklingen, 1989 Pfarrer in
Piesteritz, 1990 wurde er Geistlicher Rat, 1992 Subsidiar in
Wanne-Eickel, 1992 Subsidiar in Niedertiefenbach (Bistum
Limburg), 1996 Subsidiar in Berus (Bistum Trier), 1997 in
Magdeburg.
Kamphusmann starb 1998 in Magdeburg. Im Nachruf der
Kirche stand: "Freundlich und hilfsbereit tat er seinen Dienst.
Manche bleibende Bekanntschaft und Freundschaft zeugen von seiner
Menschenfreundlichkeit und Beliebtheit." Dieser Mann hat auch dem
Verfasser dieses Briefes sexuelle Gewalt angetan, viele Jahre
lang.
Deshalb frage ich Sie: Wieso weigert die
römisch-katholische Kirche sich, auf die Opfer und ihre
Angehörigen zuzugehen? Wieso weigert sie sich, uns Hilfe bei der
Aufklärung zu gewähren, medizinische Unterstützung zu ermöglichen
und Entschädigungen zu leisten, die für die Schäden im Leben der
Betroffenen einen Ausgleich bringen könnten? Offenbar werden
Vorgesetzte, die die Täter schützten, weiterhin vor allen
Konsequenzen geschützt. Nach wie vor werden Akten systematisch
vernichtet – das konnten Christian Pfeiffer vom Kriminologischen
Forschungsinstitut Niedersachsen und andere Gutachter aufdecken.
Ich bin Sprecher des deutschlandweiten Vereins
Betroffener netzwerkB. Wir fordern die Aufhebung der
Verjährungsfristen bei Straftaten gegen die sexuelle
Selbstbestimmung – damit endlich Schluss ist
mit dem Täterschutz. Wenn sexuelle Straftaten passieren, sollte
es für jeden Bürger verpflichtend sein, Anzeige zu erstatten.
Schweigen müsste strafbar sein.
Heiliger Vater, wir würden es sehr begrüßen, wenn Sie
unsere Forderungen unterstützen und der Vatikan hier eine
Vorreiterrolle einnähme. Die Opfer leiden oft ein Leben lang.
Sicherlich werden Sie uns recht geben, dass solche Verbrechen
nicht verjähren dürfen, denn das, was man Kindern hier antut,
sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Im Mai 2013 habe ich Ihnen persönlich geschrieben und
Sie um einen Akt der Versöhnung gebeten. Wir benötigen Ihre
Unterstützung, um eine gemeinnützige Stiftung zu gründen mit dem
Ziel, Personen auszuzeichnen, die sich in der Öffentlichkeit
gegen das Verschweigen und Verleugnen von sexualisierter Gewalt
einsetzen. Dieser Einsatz erfordert Mut. Ihn gilt es zu
unterstützen. Die ganze Welt würde erfahren, dass künftig
Menschen geehrt werden, die sich für die Opfer sexualisierter
Gewalt einsetzen.
Ein Akt der Versöhnung ist dringend geboten, um über
Brücken zu gehen, wo die Wege bisher versperrt sind. Wir müssen
den Opfer-Täter-Opfer-Täter-Kreislauf durchbrechen. Die Stiftung
könnte der Anfang eines gemeinsamen Weges sein.
Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichsten Hochachtung
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