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Missbrauch:
Wie Es Mit Schuldigen Priestern Weitergeht
Augsburger Allgemeine February 8, 2014
http://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Wenn-sich-Priester-versuendigen-id28722982.html
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Ein Priester, der sich an
Kindern vergeht, muss sich dafür vor Gott verantworten. Neben
einer Verurteilung durch die Justiz greift das Kirchenrecht -
und das sieht als Strafe unter anderem die Rückversetzung in
den Laienstand vor.
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Hunderte Geistliche, die Kinder
missbrauchten, wurden in den vergangenen Jahren ihres Amtes
enthoben. Über die höchste Strafe im Kirchenrecht und was sie
für Kleriker bedeutet. Von Daniel Wirsching
Der Fall macht 2012 Schlagzeilen: Der Trierer Bischof
Stephan Ackermann entlässt am 10. Juli einen
Ruhestandsgeistlichen aus dem Klerikerstand. Der Priester hatte
zwischen 1966 und 1980 fünf minderjährige Jungen sexuell
missbraucht. So steht es in einer Pressemitteilung des Bistums.
In ihr steht ebenfalls: „Der Priester verliert damit sämtliche
Rechte, die mit seinem Priesteramt verbunden sind.
Für das Bistum Trier war es 2012 „das erste Mal in der
jüngsten Geschichte“, dass ein Priester wegen Kindesmissbrauchs
aus dem Klerikerstand entlassen wurde. Weltweit kam dies nach
Vatikanangaben im Jahr 2012 124 Mal vor. 2011 hatte der damalige
Papst Benedikt XVI. sogar 260 Priester „laisiert“, also in den
Laienstand zurückversetzt. Die Zahlen stellte der Vatikan
zusammen, weil er sich Mitte Januar zum ersten Mal vor dem
Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen (UN) in Genf
rechtfertigen musste.
UN-Kinderrechtsausschuss: Vatikan tut zu wenig, um
Missbrauch zu verhindern
Die Ausschussvorsitzende hat dem Vatikan nun
vorgeworfen, die Kinderrechtskonvention zu verletzen und nicht
genug zu tun, um Missbrauch zu unterbinden. In einem 16-seitigen
Bericht, den das UN-Komitee am Mittwoch veröffentlichte, wird der
Vatikan unter anderem aufgefordert, „unverzüglich alle bekannten
und verdächtigten Kinderschänder von ihren Aufgaben zu
entbinden“. Er habe eine Politik und Praktiken verfolgt, die dazu
führten, dass die Täter ungestraft geblieben seien.
Für die insgesamt 384 von Benedikt laisierten Priester
gilt das offenkundig nicht. Ihre Zahl ist bekannt, nicht jedoch,
aus welchen Ländern sie stammen. Auf Anfrage unserer Zeitung
teilte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) mit: „Aktuelle Zahlen
über die in Deutschland laisierten Priester liegen der DBK nicht
aus allen Bistümern vor.“ In früheren Jahren hatte sie in ihrer
jährlichen Kirchenstatistik noch aufgeführt, wie viele Kleriker
ihren priesterlichen Dienst „aufgegeben“ haben. 2007 etwa waren
es 19. Nach 2007 wurde die Zahl nicht mehr ausgewiesen.
Im Bistum Augsburg ist nach eigenen Angaben „bislang
noch nie ein Priester im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen
laisiert“ worden. Im Bistum Würzburg wurde 2009 ein
Ordenspriester wegen sexuellen Missbrauchs aus dem Klerikerstand
entlassen. Derzeit läuft dort ein weiteres kirchliches Verfahren
wegen Missbrauchsvorwürfen gegen einen Ordensmann.
Laisierter Priester behält seine Weihe
Ein laisierter Priester muss sich in der Regel weiter an
den Zölibat, die Ehelosigkeit, halten und behält auch seine
Priesterweihe. Sie ist nach kirchlichem Verständnis ein
unwiderrufliches Sakrament – wie die Taufe. Das Spenden der
Sakramente ist ihm verboten. Ausnahme: Einem Gläubigen, der sich
„in Todesgefahr“ befindet, darf er die Absolution erteilen. Nicht
zuletzt werden ihm Gehalt oder Ruhestandsbezüge gekürzt. Ein
Ordensmann, der sich der Armut verpflichtet hat, erhält ein
sogenanntes Bedarfsgeld, über das er Rechenschaft ablegen muss.
Zudem können kirchenrechtliche Vereinbarungen getroffen werden.
Bei dem Fall aus dem Bistum Würzburg von 2009 wurde dem
Ordensmann, der Mitglied seiner Ordensgemeinschaft bleiben
durfte, jeglicher Kontakt mit Kindern und Jugendlichen strikt
untersagt. In dem Kloster, in dem er lebt, darf der heute
77-Jährige keinen Besuch auf seinem Zimmer empfangen. Das Kloster
darf er nur nach Rücksprache mit der Ordensleitung verlassen.
Eine frühere – evangelische – Hauptkommissarin überprüft
regelmäßig, ob er und das Kloster sich an die Vereinbarungen
halten.
Unterstützt werde ein wegen Missbrauchs entpflichteter
Priester von der Diözese Würzburg bei therapeutischen Maßnahmen,
erklärt Pressesprecher Bernhard Schweßinger. Für Priester, die
aus anderen Gründen laisiert werden, etwa weil sie heiraten
wollen, gebe die Diözese eine „finanzielle Starthilfe zum
beruflichen Neubeginn“ und zahle Rentenversicherungsbeiträge
nach.
Bis zu einer Entlassung vergehen häufig Jahre
Bis zu einer Entlassung eines Priesters wegen
Missbrauchs vergehen häufig Jahre. In denen kann der Beschuldigte
vom Dienst freigestellt werden. Zunächst setzt sich sein Bistum
mit den Vorwürfen auseinander. Bestehen „tatsächliche
Anhaltspunkte für den Verdacht einer Straftat“, muss nach den
Leitlinien der DBK die „staatliche Strafverfolgungsbehörde“
eingeschaltet werden. Zugleich wird der Fall der
Glaubenskongregation in Rom vorgelegt. Die hat dann mehrere
Möglichkeiten, sie kann den Ortsbischof beispielsweise bitten,
ein im Kirchenrecht vorgesehenes „außergerichtliches
Strafverfahren auf dem Verwaltungsweg“ durchzuführen – wie im
Trierer Fall von 2012.
Der Umgang der Kirche mit Missbrauchsfällen hat sich im
vergangenen Jahrzehnt deutlich verbessert. Neben dem
UN-Kinderrechtsausschuss gehen die getroffenen Maßnahmen aber
auch dem „Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt“
(netzwerkB) nicht weit genug. „Die Opfer werden nach wie vor
ausgegrenzt, verschwiegen, verleugnet und vertuscht“, teilte es
mit. Vorgesetzte, die die Täter schützten, würden offenbar
weiterhin „vor allen Konsequenzen geschützt“, schrieb
Netzwerk-Sprecher Norbert Denef kürzlich an Papst Franziskus.
"Als Pfarrer bin ich vorsichtiger geworden"
Das ist ein Teil der Realität. Über einen anderen, der
in der breiten Öffentlichkeit bisher kein Thema war, spricht
Pfarrer Karl Feser aus Bad Königshofen im Bistum Würzburg. Feser
beobachtet, dass der Missbrauchsskandal unmittelbare Folgen für
viele Priester hat, auch für ihn. „Als Pfarrer bin ich
vorsichtiger und zurückhaltender geworden“, sagt er, und nennt
ein Beispiel aus seinem Alltag. Bevor er jemandem auf die
Schulter klopfe, frage er sich: „Passt das? Oder könnte das schon
als übergriffig empfunden werden?“ Man sei sensibilisiert.
Feser kennt entlassene Priester – die meisten von ihnen
wurden laisiert, weil sie mit dem Zölibat nicht zurechtkamen. Als
Sprecher der Pfarrer-Initiative Deutschland kritisiert er die
Kirche oft, zu ihrem Umgang mit Kindesmissbrauch in den letzten
Jahren sagt er: „Die Kirche ist auf einem guten Weg.“
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