| Expriester in Die Kirche Einbinden
By Paul Kreiner
Die Presse
January 30, 2014
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Der Innsbrucker Bischof, Manfred Scheuer, zieht eine Bilanz des Ad-limina-Besuchs im Vatikan. Dem Papst, sagt Scheuer, gehe es nicht so sehr um Moral als um die Gottesfrage.
Vatikanstadt. Keine konkreten Rezepte, keine Ankundigung unmittelbar bevorstehender Reformen, aber die Gewissheit, dass Papst Franziskus „sehr offen fur den Dialog“ ist und dass zukunftstrachtige Dialogprozesse auch tatsachlich angesto?en sind. Das ist es, was der Innsbrucker Bischof, Manfred Scheuer, vom funftagigen Ad-limina-Besuch im Vatikan „erfreut und ermutigt“ mit nach Hause nimmt.
Im Gesprach mit der „Presse“ sagte Scheuer am Donnerstag unmittelbar nach der Audienz bei Franziskus, Antworten beispielsweise zur Ehe- und Sexualmoral habe es bisher auch gar nicht geben konnen: „Wir haben ja jetzt erst die Antworten aus der Fragebogenaktion mitgebracht und der Bischofssynode uberreicht.“ Der Bischof erwartet jetzt nicht nur „einen dynamischen Prozess“, sondern auch „starke Auseinandersetzungen“ auf weltkirchlicher Ebene uber diese Themen.
Was die wiederverheirateten Geschiedenen betrifft und deren Zulassung zu den Sakramenten, so habe Franziskus den osterreichischen Bischofen versichert, die Diskussion werde auf mehreren Ebenen vorangetrieben. Scheuer betrachtet es in diesem Zusammenhang durchaus als Hoffnungszeichen, dass der Papst ausgerechnet den deutschen Kardinal Walter Kasper beauftragt hat, im Februar beim Konsistorium das Grundsatzreferat zu diesen Fragen zu halten. Kasper hatte 1993 zusammen mit seinen Bischofskollegen von Mainz und Freiburg, Karl Lehmann und Oskar Saier, in einem theologisch ausgefeilten Vorsto? begrundet, warum wiederverheiratete Geschiedene nach grundlicher Einzelfallprufung zur Kommunion „hinzutreten“ konnten. Er war damals aber am Chef der Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, gescheitert.
Papst Franziskus, so Scheuer weiter, habe die Bischofe auch aufgefordert, „mit starkerer Offenheit gerade auf verletzte Menschen zuzugehen“. Rezepte gegen die Glaubenskrise habe er zwar auch nicht, „aber er sagt uns, wir sollten gro?e Sympathie fur die heutigen Zeitgenossen haben und dabei auch Wagnisse eingehen. Das Bild, dass ihm eine verbeulte Kirche lieber sei als eine, die an der schlechten Luft im eigenen Zimmer krank wird, kommt bei Franziskus immer wieder.“
Dem Papst, sagt Scheuer, gehe es nicht so sehr um Moral als um die Gottesfrage, um die Freude am Evangelium auch als Mittel gegen den Kulturpessimismus. Und in Hinblick auf die Wirtschaftsordnung habe Franziskus „ganz klar“ betont, der Mensch musse im Mittelpunkt stehen; in der Gesellschaft musse das „Lebensrecht der anderen“ geachtet werden: „Die Welt ist nicht nur mein Wille und meine Vorstellung.“ Konkrete Themen? „Nein, nur diese eindrucklichen Hinweise, die Einzelfragen mussen dann mit Klugheit und Unterscheidung beantwortet werden.“
Kein Klerikalismus
Zu den Themen der insgesamt drei Treffen mit dem Papst – eine Audienz fur die Wiener, eine fur die Salzburger Kirchenprovinz, am Schluss eine gemeinsame Begegnung – gehorten laut Scheuer auch der Priestermangel und die Lebensbedingungen der Priester. Auch in diesem Bereich, etwa bei der Zolibatsfrage, haben die Bischofe „keine Ankundigung gehort, dass etwas verandert wird“.
Bei Pfarrgemeinden, die keinen Priester haben, „hat es Franziskus in die Verantwortung der Ortskirchen gelegt, Wege der Verkundigung zu finden“, sagt Scheuer. Vor Klerikalismus – „dem priesterlichen wie dem der Laien“ – habe Franziskus ausdrucklich gewarnt. Und: „Er hat uns auch aufgefordert, mit laisierten Priestern ins Gesprach zu kommen und – mit Klugheit und Unterscheidung – zu prufen, wie diese ins kirchliche Leben eingebunden werden konnen.“
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