| Uno-experten Kritisieren Umgang Des Vatikans Mit Kindesmissbrauch
Blick
January 16, 2014
http://www.blick.ch/news/ausland/uno-experten-kritisieren-umgang-des-vatikans-mit-kindesmissbrauch-id2622082.html
Deutliche Worte des UNO-Komitees fur die Rechte des Kindes: Auch unter Papst Franziskus wage es der Vatikan bislang nicht, sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vollstandig und offentlich aufzuklaren. Franziskus ausserte sich gleichentags zu den Skandalen.
Der Kirchenstaat weigere sich nach wie vor, die von der UNO geforderten genauen Angaben zu Umfang des Skandals und zu Tatern zu machen, bemangelten die Teilnehmer am Donnerstag bei der ersten offentlichen Anhorung zu diesem Thema vor dem UNO-Komitee fur die Rechte des Kindes in Genf.
Vor dem Ausschuss in Genf beteuerte der UNO-Gesandte des Heiligen Stuhls, Erzbischof Silvano Tomasi, der Vatikan gehe mit aller Kraft gegen den Missbrauch von Kindern vor. So habe der Papst eigens die Bildung einer Kommission fur den Schutz von Minderjahrigen veranlasst.
Sie werde Massnahmen zur Gewahrleistung der Sicherheit von Kindern in der Obhut der Kirche sowie zur Fursorge fur Missbrauchsopfer vorschlagen. Fur die romisch-katholische Kirche gelte, was bereits Papst Johannes Paul II. erklart habe: Der Vatikan betrachte Kindesmissbrauch durch Kirchenvertreter als Verbrechen und «entsetzliche Sunde vor den Augen Gottes».
Allein mit solchen Zusicherungen wollten sich Mitglieder des Komitees jedoch nicht zufriedengeben. Der Vatikan musse genaue Daten zum Umfang des sexuellen Missbrauchs in den Kirchen aller betroffenen Lander vorlegen, forderte das Komiteemitglied Hiranthi Wijemanne aus Sri Lanka.
Zugleich bemangelte sie, dass Untersuchungen oft lediglich innerhalb der Kirche und dann auch nur streng vertraulich gefuhrt wurden. «Warum werden nur einige wenige Falle an die Justizbehorden gemeldet, warum werden sie nicht offentlich gemacht?», fragte sie.
«Warum wird nicht mehr fur Transparenz getan?», fragte die Vorsitzende des UNO-Gremiums, Sara De Jesus Oviedo Fierro. Der Vatikan hatte die Weigerung, konkrete Angaben zu Missbrauchstatern vorzulegen, unter anderem damit begrundet, dass er keine staatliche Verantwortung fur Kircheninstitutionen und deren Angestellte in anderen Landern habe.
Komiteemitglieder erwiderten, der Vatikan habe jedoch sehr wohl eine «moralische Verantwortung». Sie ausserten auch Kritik daran, dass manche Geistliche trotz Missbrauchshandlungen nicht aus dem Kirchendienst entfernt worden seien.
Einschatzungen zum Umgang des Kirchenstaates mit dem Kindesmissbrauch sowie Empfehlungen fur Verbesserungen will das UNO-Komitee bis Anfang Februar erarbeiten und dann veroffentlichen. Die Anhorung wurde von Aktivisten begleitet, die fur die Aufklarung aller Skandalfalle eintreten und umfassende Entschadigungen fur die Betroffenen fordern.
Sie verweisen unter anderem darauf, dass der emeritierte US-amerikanische Kurienkardinal William Joseph Levada 2012 erklarte habe, dem Vatikan seien im zuruckliegenden Jahrzehnt mehr als 4000 Falle von Kindesmissbrauch gemeldet worden.
Papst Franziskus erklarte am Donnerstag in seiner Fruhmesse laut Radio Vatikan, zu Skandalen in der Kirche komme es dann, wenn die Menschen keine lebendige Beziehung zu Gott hatten. «Haben wir uns denn geschamt uber solche Niederlagen von Priestern, Bischofen und Laien?», fragte der Papst.
Die ersten, die die Folgen der vielen Skandale ausbaden mussten, seien die Glaubigen. Die Kirche sei «zum Gespott» der Menschen geworden, sagte der Papst. Einige der Skandale hatten die Kirche gezwungen, viel Geld zu zahlen. «Und das ist gut so, wir mussten es tun», sagte das Kirchenoberhaupt mit Blick auf die Entschadigungen, die von einigen Landeskirchen an die Opfer sexuellen Missbrauchs gezahlt wurden.
Diese Skandale seien «die Schande der Kirche», sagte Franziskus. Die verantwortlichen Priester, Bischofe und Laien hatten «keine Verbindung zu Gott» gehabt, jedoch «eine Position in der Kirche, eine Position der Macht und auch der Annehmlichkeit». (SDA)
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