BishopAccountability.org

Missbrauch in Der Kirche: Westschweizer Opfervereinigung Macht Druck

The Kipa
November 26, 2013

http://www.kipa-apic.ch/index.php?pw=&na=0,0,0,0,d&ki=249127



Lausanne, 26.11.13 (Kipa) Jetzt hauen Vertreter von Westschweizer Opfern auf den Tisch, die von Priestern oder Ordensleuten missbraucht worden sind. Mit ihrem Anliegen sind sie an die Bundesparlamentarier aus der Westschweiz gelangt. Es müsse endlich eine «gerechte Lösung» für die Missbrauchsopfer gefunden werden, so wie das jetzt bei den Opfern fürsorgerischer Zwangsmassnahmen in der Schweiz mit dem Runden Tisch auf den Weg gebracht worden sei. Dies fordert der Trägerverein der Gruppe Sapec (»Soutien aux personnes abusées dans une relation d'autorité religieuse»).

In einem über hundertseitigen Memorandum legt der Verein Sapec dar, wie es in der Schweiz und weltweit um den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche bestellt ist. In fünf Thesen wird dargelegt, was sich ändern muss, damit die Opfer sexuellen Missbrauchs wirklich angehört, in ihrem Leiden anerkannt und entschädigt werden.



Direktiven führen zu Ungleichbehandlung

Kritik übt der Verein Sapec an den bestehenden Missbrauchsdirektiven sowohl des Vatikans wie der Schweizer Bischofskonferenz. Diese Richtlinien führten zu einer Ungleichbehandlung der Anfragen von Opfern. Einzelne Opfer hätten noch heute Angst davor, sich Kirchenvertretern anzuvertrauen; dies sei insbesondere in traditionell sehr katholischen Bistümern der Fall und betreffe vereinzelt auch Ordenskongregationen.

Gemäss Sapec hat sich bei den kirchlichen Behörden bisher nur eine Minderheit von Opfern gemeldet, die zwischen 1960 und 1980 von Priestern oder Ordensleuten sexuell missbraucht worden sind. «Angesichts des Fehlens von klaren Zeichen der Öffnung, von Empathie und von Anerkennung ist die Befürchtung, dass man ihnen nicht glaubt oder dass sie abgelehnt werden, bedeutend stärker als das Bedürfnis nach Aussprache», heisst es im Memorandum.

Die Opfervereinigung hat sich bereits 2011 zu Wort gemeldet. Doch «angesichts der Untätigkeit oder der Langsamkeit der kirchlichen Behörden, angesichts des Schweigens des Apostolischen Nuntius» und auch der Glaubenskongregation in Rom gelangt sie jetzt an die politischen Vertreter. Der Staat müsse dafür sorgen, dass auf westschweizerischer oder auf nationaler Ebene eine «neutrale und unabhängige Struktur» geschaffen werde, deren Aufgabe darin bestehe, die Opfer-Anfragen zu behandeln.

Die im Kanton Luzern komplementär durch den Staat und die katholische Kirche durchgeführten Untersuchungen über Missbrauchsfälle in den Heimen des Kantons hätten gezeigt, dass eine solche Struktur sich auch mit anderen Formen des Autoritätsmissbrauchs als einzig mit dem sexuellen Missbrauch befassen müsse.

Die Kirche habe die Pflicht, Präventionsprogramme ins Leben zu rufen. Es müssten die Kleriker und die in der Kirche engagierten Laien sowie die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen für die Prävention sexuellen Missbrauchs sensibilisiert werden. Die Kirche müsse ferner eine Begleitung von Seelsorgenden sicherstellen, die sich pädophiler Übergriffe schuldig gemacht hätten, um Rückfälle zu verhindern.



Das Beispiel Belgien

Als beispielhaft bezeichnet der Verein Sapec die Lösung in Belgien, wo Staat und katholische Kirche gemeinsam ein nationales Schlichtungszentrum eingerichtet haben. Dieses definiert sich ausdrücklich als neutral und von den kirchlichen Behörden unabhängig. Kommt es in der Folge einer Schlichtung oder Vermittlung zu einer Vereinbarung zwischen den Parteien, so erlangt diese Vereinbarung dieselbe Geltungskraft wie ein Schiedsspruch.

In sechs Monaten hat das 2012 ins Leben gerufene Zentrum 621 Anfragen von Opfern erhalten. Bis zum 30. September 2013 konnten 226 Missbrauchsfälle auf dem Schlichtungsweg bereinigt werden. Die Kirche hat dafür umgerechnet rund 1,42 Millionen Franken an Opfer-Entschädigungen bezahlt.

Nach Überzeugung der Opfer-Vereinigung Sapec können sich die kirchlichen Behörden in der Schweiz nicht aus der Verantwortung stehlen, wenn es darum gehe, moralische Verantwortung für den Missbrauch in der Kirche zu übernehmen.



Feigenblatt-Gremien

Feigenblatt-Konstruktionen sind ihres Erachtens die 2008 von der Bischofskonferenz gegründete Expertenkommission ebenso wie jene Kommission, die Bischof Bernard Genoud für sein Bistum gegründet hat (»SOS Prävention»). Es seien dies rein konsultative Gremien, die von der kirchlichen Hierarchie abhängig seien.

Lobende Worte findet die Opfer-Vereinigung einzig für die Untersuchungskommission, die der Einsiedler Abt Martin Werlen 2010 ins Leben gerufen hat; diese Kommission sei autonom gewesen, habe einen klaren Auftrag gehabt und habe ihre Schlussfolgerungen öffentlich präsentiert.






.


Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.