| Erzbischof Zollitsch Will Mit Papst Sprechen
Tagesspiegel
October 10, 2013
http://www.tagesspiegel.de/politik/zur-debatte-um-limburgs-bischof-erzbischof-zollitsch-will-mit-papst-sprechen/8913672.html
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, verfolgt die Vorgange in Limburg "mit gro?er Sorge". Noch will er sich nicht von Tebartz-van Elst distanzieren, kundigt aber ein Gesprach mit Papst Franziskus an. In Sachen gleichgeschlechtlicher Ehe ist er konkreter.
Es sollte keine Krisen-Pressekonferenz von Erzbischof Robert Zollitsch sein. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz betonte gleich zu Beginn, dass der Termin fur seinen Auftritt in der Bundespressekonferenz an diesem Donnerstag seit Wochen festgestanden hatte. Er wollte uber Papst Franziskus reden und uber Anforderungen an die noch nicht gefundene neue Bundesregierung. Das tat er auch. Und doch stand ein Thema im Mittelpunkt: der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. "Den Vorgang verfolgen wir aufmerksam und mit gro?er Sorge“, sagte Zollitsch und fugte hinzu: "Das bewegt mich sehr."
Zollitsch forderte Tebartz-van Elst nicht zum Rucktritt auf, aber zur Selbstkritik. „Ich bin sicher, dass sich der Bischof grundlich mit der notwendigen Selbstkritik in dieser Entwicklung auseinandersetzt“, sagte Zollitsch. Uber den von der Hamburger Staatsanwaltschaft ausgestellten Strafbefehl gegen den Limburger Bischof wegen Falschaussage wollte Zollitsch kein Urteil fallen. Allerdings sagte er auch, dass dies der erste Bischof sei, dem ein Strafbefehl ausgestellt worden sei. "Insgesamt nehme ich die Situation im Bistum Limburg sehr ernst“, betonte er.
Der Limburger Bischof Tebartz-van Elst steht schon langer in der Kritik. Jetzt aber hat die Debatte uber extrem uberhohte Baukosten fur seinen neuen Bischofssitz und den Strafbefehl wegen Falschaussage in Zusammenhang mit einem teuren Flug nach Indien einen neuen Hohepunkt erreicht. Die besagten Baukosten belaufen sich inzwischen auf rund 31 Millionen Euro, veranschlagt waren ursprunglich 2,5 Millionen.
Zollitsch vermeidet noch offentliche Distanzierung
Zollitsch vermied es, sich deutlich von Tebartz-van Elst zu distanzieren, vor allem mit Blick auf ein geplantes Gesprach mit Papst Franzsikus. Diesen wird Zollitsch in der kommenden Woche in Rom treffen, auch um mit ihm uber die Situation im Limburger Bistum zu sprechen. Nur der Papst kann einen Bischof entlassen. Auch eine Auszeit empfahl Zollitsch dem Limburger Bischof nicht: Er wolle in der kommenden Woche dem Papst Vorschlage zum weiteren Umgang mit Tebartz-van Elst unterbreiten und dem wolle er nicht uber die Medien vorgreifen.
Der Freiburger Erzbischof kundigte an, dass eine Kommission die Finanzsituation in Limburg prufen werde. Auch er sei von den 31 Millionen Euro fur den Bau der neuen Residenz fur den Limburger Bischof uberrascht gewesen. Eine Kommission soll nun die Hintergrunde der Kosten fur den Neubau klaren. Er selbst glaube, dass ein Bischof Kontakt mit den Menschen brauche, dass er Brucken bauen musse und "dafur braucht man das Vertrauen der Menschen."
Zollitsch: Gleichgeschlechtliche Ehe verwassert Ehebegriff
Bei seinem Auftritt in Berlin bekraftigte Zollitsch auch sein Nein zur gleichgeschlechtlichen Ehe. "Mit Sorge beobachten wir politische Bestrebungen, den Ehebegriff auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften auszuweiten und damit zu verwassern“, sagte der Freiburger Erzbischof. Die Gesellschaft brauche fur ihren Zusammenhalt den "Schutz der Ehe von Mann und Frau" und der Familie. Denn nur dort werde das Leben weiter getragen.
Zollitsch kundigte an, die Rolle der Frau in der katholischen Kirche starken zu wollen, auch in Fuhrungspositionen. "Das Priesteramt fur Frauen lehnen wir aber weiter ab", sagte er. An dieser 2000 Jahre alten Tradition, wonach das Priesteramt dem Mann vorbehalten ist, solle nicht geruttelt werden.
Zollitsch, dessen Amtszeit als Vorsitzender der Bischofskonferenz im kommenden Jahr endet, ging auch auf die Freiburger Handreichung fur wiederverheiratete Geschiedene ein. Diese setzt sich dafur ein, wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zuzulassen. Die Handreichung sei ihm bekannt gewesen, nur sei sie ohne sein Wissen "zu fruh" veroffentlicht worden. Allerdings weise sie in die richtige Richtung.
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