| In Limburg Keine Losung in Sicht
Frankfurter Rundschau
September 13, 2013
http://www.fr-online.de/rhein-main/amtsfuehrung-bischof-limburg-in-limburg-keine-loesung-in-sicht,1472796,24307398.html
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Ungeachtet des Besuchs des papstlichen Gesandten bleibt der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst uneinsichtig. Foto: Boris Roessler / dpa
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Im Konflikt um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist kein rasches Ende in Sicht. Nach gegenwartiger Planung beendet der Sondergesandte des Papstes, Kardinal Giovanni Lajolo, am Sonntag seine einwochige Mission zur Klarung der Querelen zwischen Tebartz und seinen Kritikern und kehrt nach Rom zuruck. Eine Abschlusserklarung sei nicht vorgesehen. Auch der Bischof selbst werde sich nicht au?ern. Vielmehr werde Lajolo am Sonntag das traditionelle Kreuzfest in Konigstein mitfeiern und im Gottesdienst predigen.
Noch wahrend Lajolos Aufenthalt im Bistum wuchs der innerkirchliche Druck auf Tebartz. Mit den Kardinalen Karl Lehmann (Mainz) und Reinhard Marx (Munchen) gingen zwei der hochsten deutschen Kirchenfuhrer auf Distanz. Die Entsendung Lajolos durch Papst Franziskus bezeichnete Lehmann als „Alarmzeichen“. Die Kardinale lie?en ihr Unbehagen uber die Finanzierung von Tebartz‘ Bischofsresidenz sowie uber eine mutma?lich falsche eidesstattliche Erklarung erkennen, wegen derer die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen Tebartz ermittelt.
Ein weiterer Bischof sprach von einem „Alptraum“, der bald ein Ende nehmen musse, auch wenn es ein mutma?lich boses Erwachen geben werde. Der Kolner Kardinal Joachim Meisner, der als einer der wenigen verbliebenen Parteiganger Tebartz’ gilt, raumte ein, dass die deutsche Kirche „mit ihrem Latein am Ende“ sei, weswegen Meisner – wie auch die anderen Bischofe – das Eingreifen Roms ausdrucklich begru?te.
Selbst der sonst betont zuruckhaltende Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff nannte es „schwierig“, dass Tebartz dem Ruf nach Aufklarung bisher nicht entsprochen habe. Von der Bistumsspitze seien Offenheit und umfassende Darstellung zu erwarten. „Es ware schon, wenn das bald passierte.“ Auch Bischofe seien zur Wahrheit verpflichtet. Ahnlich wie Mussinghoff au?erte auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, die Hoffnung auf ein neues Miteinander nach Lajolos Besuch. Mussinghoff zeigte sich aber skeptisch, ob dies noch moglich sei. Hingegen sicherte der Regensburger Oberhirte Rudolf Voderholzer seinem Limburger Mitbruder volle Solidaritat zu – ein Votum, dem sich die Gruppe der amtierenden Bischofe vor zwei Wochen noch ausdrucklich entzogen hatte.
Lajolo predigt in Konigstein
Wie der „Kolner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, traf sich Lajolo in den vergangenen Tagen mit etwa zwei Dutzend Kirchenvertretern, unter ihnen das gesamte Domkapitel, nicht aber die Laien mit Spitzenamtern in der Bistumsverwaltung. In den vertraulichen Gesprachen seien dem Kardinal die Bedenken gegen Tebartz’ herrischen Fuhrungsstil und sein undurchsichtiges Finanzgebaren deutlich vorgetragen worden. Zwar habe Lajolo erkennen lassen, dass er als Friedensstifter nach Limburg gekommen sei. Dennoch musste ihm die Unmoglichkeit eines blo?en „Weiter so“ deutlich geworden sein, hie? es.
Mit einer solchen Option durften sich die Opponenten des Bischofs auch nicht zufriedengeben. Es gehe dabei, so ein Insider, auch um die Glaubwurdigkeit von Papst Franziskus. Nach dessen rigorosem Einschreiten bei der mit Korruptions- und Geldwasche-Vorwurfen konfrontierten Vatikanbank konne der Papst die Dinge in Limburg nicht einfach laufen lassen. Schlie?lich stunden auch hier bis zu zweistellige Millionenbetrage ungeklarter Herkunft und Verwendung im Raum.
„Gerade wenn der Bischof bleiben sollte, gibt es Anderungsbedarf“, sagte ein fuhrender Mitarbeiter, der Tebartz durchaus wohlgesonnen ist. Gleichzeitig wurden Zweifel laut, dass der 53-Jahrige zu einem Kurswechsel uberhaupt fahig ist. Wie aus seiner Umgebung verlautete, sieht er weiterhin keinen Anlass zur Selbstkritik oder zu einem Zugehen auf seine Kontrahenten. Vielmehr fuhle er sich als Opfer einer Kampagne der Medien, die sich mit seinen Gegnern verschworen hatten, namentlich mit dem Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz. Tebartz lege eine „erschreckende Uneinsichtigkeit“ an den Tag und suche „die Schuld immer nur bei den anderen“, so ein Kirchenmann aus dem Umkreis des Bischofs.
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