| Papst Franziskus Schaltet Sich Ein
Frankfurter Rundschau
September 8, 2013
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Mittelpunkt des Konflikts: Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst.
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Die Querelen um den Limburger Oberhirten schlagen so hohe Wellen, dass Papst Franziskus nun einen hochrangigen Diplomaten schickt. Dieser soll das "brüderliche Gespräch" in dem Zwist suchen.
Nun greift Papst Franziskus in die Konflikte im Bistum Limburg ein: Er schickt einen hochrangigen Vatikan-Diplomaten. Kardinal Giovanni Lajolo wird an diesem Montag in der Diözese erwartet. Viele Gläubige werfen dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst einen autoritären Führungsstil vor.
Sie kritisieren zu viel Prunk in Gottesdiensten, explodierende Kosten beim neuen Bischofssitz und einen Erste-Klasse-Flug nach Indien. Einen Protestbrief unterzeichneten 4400 enttäuschte Priester, Mitarbeiter und Gläubige. Tebartz-van Elst (53) gab Fehler zu, bat um Vertrauen und öffnete sein Haus für Neugierige.
"Ein brüderliches Gespräch"
Nach einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (FAS) reist Lajolo als «Apostolischer Visitator» an, um sich vor Ort im Gespräch mit Bischöfen und Mitgliedern der Bistumsleitung ein Bild zu machen. Der 78-jährige Kardinal aus Norditalien war schon Regierungschef des Vatikans sowie Botschafter des Heiligen Stuhls in Berlin. Er spricht fließend Deutsch. Der Limburger Bistumssprecher Stephan Schnelle bestätigte am Samstag wie auch Vatikan-Sprecher Federico Lombardi den Besuch von Lajolo, betonte aber, der Vatikan-Diplomat wolle Tebartz-van Elst den Rücken stärken. "Er plant nicht eine Untersuchung oder Absetzung, sondern der Besuch dient dem brüderlichen Gespräch", versichert Schnelle.
Es handele sich gerade nicht um eine «Apostolische Visitation» mit besonderen Befugnissen bei einer tiefgreifenden Untersuchung. Die Verwirrung könnte daher rühren, dass der Limburger Bischof am 30. August, zwei Tage nach einem Besuch im Vatikan, sehr wohl selbst den Heiligen Stuhl um eine «Apostolische Visitation» bat.
Sein Ziel war nach Angaben des Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, "der gegenwärtigen, durch inneren wie äußeren Unfrieden gekennzeichneten Situation im Bistum Limburg zu begegnen".
Nachdem Ouellet dieses Anliegen Papst Franziskus vorgetragen hatte, teilte er «Seiner Exzellenz dem Hochwürdigsten Herrn Monsignore» Tebartz-van Elst mit: «Der Heilige Stuhl hegt volles Vertrauen in Ihre Amtsführung und sieht darum auch keinen Anlass für eine Apostolische Visitation im Bistum Limburg.» Gleichwohl seien die Ausführungen des deutschen Oberhirten ernstzunehmen und die Reaktionen in den Medien nicht zu übersehen.
Bistumssprecher: Freude auf den Besuch
Diese Umstände "belasten die Einheit zwischen Bischof und Volk, trüben die Sendung der Kirche und drohen nicht zuletzt, die Integrität Ihres Amtes wie Ihrer Person öffentlich zu beschädigen", schrieb Ouellet. Daher entsende der Pontifex Lajolo zu einem brüderlichen Besuch. Der Kardinal werde Gespräche führen, «um wachen Auges auf die Gegebenheiten Ihrer Ortskirche zu schauen, die Geister zu unterscheiden helfen, gegebenenfalls brüderlich zu ermahnen, vor allem aber um Ihren bischöflichen Dienst zu stützen und zum Frieden und zur Einheit zu ermutigen."
Bistumssprecher Schnelle sagt, Tebartz-van Elst freue sich auf den Besuch. So manches in diesem Fall dürfte äußerst selten in Deutschland sein: der Brandbrief des Kirchenvolks, der hochrangige Besuch aus dem Vatikan - und auch die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen einen Oberhirten.
Wegen des Erste-Klasse-Fluges nach Indien nimmt die Staatsanwaltschaft Hamburg Äußerungen von Tebartz-van Elst unter die Lupe. Kürzlich hat der Oberhirte ein Schreiben an seine Christen veröffentlicht: "Lassen Sie uns aufeinander zugehen!" Und: "Ich schätze Ihre skeptischen und kritischen Fragen. Aber mehr noch brauche ich Ihr Vertrauen. Wo nur noch Verdacht und Misstrauen regieren, kann keine christliche Gemeinschaft lebendig werden." (dpa)
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