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Lasset Uns Reden!

Die Welt
September 2, 2013

http://www.welt.de/print/welt_kompakt/frankfurt/article119606292/Lasset-uns-reden.html

Limburgs Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat alle Glaubigen seines Bistums in einem Hirtenbrief um ihr Vertrauen gebeten. Darin raumt der 53-Jahrige auch Fehler ein. Er appelliert: "Lassen Sie uns aufeinander zugehen!"

Der Brief wurde am Sonntag in vielen Gottesdiensten verlesen. In dem Schreiben, das das Bistum auch auf seiner Internet-Seite veroffentlichte, hei?t es weiter: "Manches, was in den letzten Wochen gesagt und geschrieben worden ist, hat mich verletzt. Anderes hat mich auch nachdenklich gemacht und dazu beigetragen, dass ich einige Entscheidungen heute mitunter in einem anderen Licht sehe. Ruckblickend gibt es Dinge, die ich anders angehen wurde."

Seit letztem Sonntag ist ein offener Brief im Umlauf, in dem der Bischof zum Umdenken in seinem Fuhrungsstil und zur Aufklarung von "in die Kritik geratenen Vorgangen" aufgefordert wird. Tebartz-van Elst wird Verschwendung und autoritarer Fuhrungsstil vorgeworfen: Im Mittelpunkt steht der kostspielige Bau seines Wohn- und Dienstsitzes, aber auch die Frage, ob er zu einem Besuch von Elendsvierteln in Indien erster Klasse geflogen sei oder nicht. Die Staatsanwaltschaft Hamburg pruft derzeit, ob sie wegen eidlicher Falschaussage Anklage erhebt. Zahlreiche Beobachter hatten in der vergangenen Woche auch von einer tiefen Vertrauenskrise im Bistum gesprochen.

Erst am Freitag hatte der Bischof dem Kolner Domradio gesagt, er nehme die Kritik ernst. In seinem Hirtenbrief schrieb er nun, dass er fur die Klarheit sorgen werde. Wegen der Kosten fur das neue Bischofliche Haus (Diozesanes Zentrum St. Nikolaus) werde "noch einmal ein genauerer Blick und die Uberprufung vieler Einzelheiten notig" sein. "Gerne sage ich Ihnen zu, dass alles dafur getan wird, um diese Fragen klipp und klar zu beantworten." Au?erdem lud der Bischof die Pfarrgemeinden zu einem Besuch des Bischofshauses mit personlichem Gesprach ein. "Es wird Zeit brauchen, aber diese Zeit nehme ich mir gern.

Weiter schrieb Tebartz-van Elst, dass er die skeptischen und kritischen Fragen schatze. "Aber mehr noch brauche ich Ihr Vertrauen. Wo nur noch Verdacht und Misstrauen regieren, kann keine christliche Gemeinschaft lebendig werden." Er habe mit Vertretern der Laien bereits Gesprache gefuhrt, um zu uberlegen, "wie wir unseren bewahrten synodalen Dialog vertiefen konnen. Fur die Zukunft brauchen wir beides: Dialog und Einheit."

Wie viele Laien den Offenen Brief inzwischen unterzeichnet haben, ist unklar. Er wurde von Frankfurt aus, wo der Protest seinen Ausgang genommen hatte, auch an andere Gemeinden weitergeleitet und soll in dieser Woche ubergeben werden.

Ingeborg Schillai, Prasidentin der Diozesan-Versammlung, au?erte nach einem Gesprach mit Tebartz-van Elst die Hoffnung, dass die Kommunikation kunftig regelma?iger stattfinde und Konsequenzen daraus schneller sichtbar werden. Sie wunsche sich, dass die Krise nicht zu einer Spaltung des Bistums fuhre. Ein Rucktritt des Bischofs, woruber hie und da gesprochen worden sei, halte sie nicht fur die Losung. "Ich will, dass das Tischtuch nicht zerschnitten wird."

 

 

 

 

 




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