| Pfarrer Klagt Nach Sexvorhalt
Kurier
August 29, 2013
http://kurier.at/chronik/oberoesterreich/pfarrer-klagt-nach-sexvorhalt/24.444.942
Er wollte, dass ich ihn immer zwischen den Oberschenkeln streichle. Ab und zu habe ich auch sein ,Teil’ beruhren mussen – das hat ihm getaugt“, beschuldigte Ex-Ministrant Harald F. im Mai 2012 Pfarrer T. in einem TV-Bericht des Senders Puls4.
Der Geistliche soll ihn zwischen 1982 und 1984 vielfach sexuell missbraucht haben. Die Ubergriffe sollen in einer kleinen Gemeinde im Bezirk Steyr-Land,OO, passiert sein. Doch T., der inzwischen eine Innviertler Pfarre leitet, bestreitet das vehement: „Das stimmt nicht.“
Der Fall landete bei der Unabhangigen Opferschutzanwaltschaft („Klasnic-Kommision“), die F. einem zehnstundigen Clearing-Verfahren unterziehen lie?. Nach eingehender psychologischer Prufung wurde der 41-Jahrige schlie?lich als Opfer eingestuft und bekam 5000 Euro plus 30 Therapiestunden zugesprochen.
Auch die Diozese Linz wurde eingeschaltet, um abzuklaren, ob Pfarrer T. des Amtes enthoben werden muss. Die diozesane „Kommission gegen Missbrauch und Gewalt“ konnte allerdings ein Fehlverhalten des beschuldigten Geistlichen nicht zweifelsfrei nachweisen. „Herrn F. durfte damals etwas zugefugt worden sein, ein direkter Zusammenhang zu Pfarrer T. war aber nicht schlussig zuordenbar“, sagt Kommissionsvorsitzender Josef Gruber. Er schlie?t nicht aus, dass moglicherweise eine Verwechslung in der Person des Taters vorliegt: „Vielleicht hat ihm ein anderer Priester etwas getan?“
Unchristlich
Pfarrer T. sieht sich nun selbst als Opfer. Die Vorwurfe sollen ihm so zugesetzt haben, dass er psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen muss. Er reichte gegen F. eine Unterlassungsklage im Streitwert von 120.000 Euro ein. T. verlangt unter anderem einen offentlichen Widerruf und eine Entschadigung fur seine Therapiekosten. Der Prozess soll am 10. September im Landesgericht Steyr stattfinden.
„Der Mann will mich fertigmachen“, mutma?te F., der jedoch weiter bei seinen Vorwurfen bleibe will, in einem ORF-Interview: „Ich finde das eigentlich komisch, dass ein Tater sein Opfer klagt.“ Sein Anwalt Stefan Nenning wundert sich im KURIER-Gesprach vor allem uber die Streitwerthohe: „Die ist exorbitant und existenzbedrohend.“ Ublicherweise werde so etwas mit hochstens 10.000 Euro bewertet. Nenning vermutet, dass T. seinen Mandanten abschrecken wollte, um sich ein inhaltliches Verfahren zu ersparen.
Als „unchristlich hoch“, kritisiert auch Herwig Hosele von der Klasnic-Kommission die Klagssumme: „Frau Klasnic wird deshalb auch mit den kirchlichen Oberen in Oberosterreich sprechen.“ Generalvikar Severin Lederhilger bestreitet allerdings jegliche Mitverantwortung der Diozese Linz: „Die Hohe des Streitwerts war nie Gegenstand von Gesprachen.“
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