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Kampf Gegen Missbrauch: Tausende Kirchenmitarbeiter Geschult

The Volksfreund
July 1, 2013

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Seit mehr als einem Jahr werden in den katholischen Bistümern Mitarbeiter geschult, um sexuelle Übergriffe in Kircheneinrichtungen künftig zu verhindern. Tausende haben bereits teilgenommen. Die Betroffenheit sah nach wie vor groß.

Trier/Speyer/Mainz (dpa/lrs) - Sie lernen, sexuellen Missbrauch zu erkennen. Sie erfahren, wie Sexualstraftäter «ticken». Und wie sie Kinder und Jugendliche vor Übergriffen schützen müssen. Mehrere tausend Mitarbeiter in den katholischen Bistümern von Rheinland-Pfalz haben im vergangenen Jahr bereits eine der Pflicht-Schulungen zur Prävention sexuellen Missbrauchs besucht. Die Seminare zeigen: «Die Wissensstände sind dabei sehr unterschiedlich», teilte das Bistum Trier in einer ersten Bilanz mit. Manche Mitarbeiter seien seit Jahren mit dem Thema befasst, für andere sei alles neu. Klar sei aber: «Das Thema ruft immer noch Betroffenheit hervor.»

Im Jahr 2010 hatte ein Skandal um den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in katholischen Einrichtungen die Kirche erschüttert. Die Kirche geht von mindestens 1200 Opfern aus. Einige sexuelle Übergriffe lagen mehr als 60 Jahre zurück.

Im BISTUM TRIER sind seit Ende Juni 2012 knapp 1400 Mitarbeiter in etwa 40 Kursen geschult worden. Erste Adressaten waren die Bistumsleitung, das Generalvikariat, die Lebensberatungsstellen, Bistumsschulen und Dekanate. Für die nächsten zwei Jahren seien die Schulungen bereits ausgebucht, teilte das Bistum mit. Schließlich sollen insgesamt rund 6000 Mitarbeiter, die hauptamtlich mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, in das Thema eingewiesen werden.

Nach Einschätzung des Bistums Trier sind die Schulungen «ein wichtiger Baustein» auf dem Weg zu einer «Kultur der Achtsamkeit». Sie sind aber nur ein Teil in einem größeren Präventionskonzept der katholischen Kirche, an dem noch gearbeitet werde. Dazu gehörten auch Richtlinien für die Personalauswahl, Verhaltenskodizes und Pläne, wie man in Verdachtsfällen einschreiten soll. Diese Bausteine würden in den nächsten Jahren im Bistum implementiert werden.

Auch im BISTUM SPEYER sind bereits gut 1000 Mitarbeiter in 26 Kursen geschult worden. Das Zwischenfazit zu den Schulungen falle positiv aus, teilte das Bistum mit. Sie seien ein «wichtiges Instrument, die Sensibilität für die Gefahr des Missbrauchs weiter zu schärfen». Geschult wurden Mitarbeiter aus dem pastoralen Bereich, den katholischen Schulen, der Dommusik und dem Bischöflichen Kirchenmusikalischen Instituts.

Die Schulungen, die seit 2012 laufen, tragen nach Angaben des Bistums dazu bei, dass ein potenzieller Täter keinen Raum mehr hat, das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen in katholischen Einrichtungen zu missbrauchen. Die Kurse weckten ein Bewusstsein für die Gefahren sexualisierter Gewalt und könnten den Mitarbeitern klare Regeln an die Hand geben, hieß es. Alle Mitarbeiter des Bistums sollten geschult werden.

Im Bistum MAINZ, das nach Hessen reicht, sind bereits seit Oktober 2011 rund 1400 Mitarbeiter der Leitungsebene geschult worden. Das seien 95 Prozent. Zur Leitungsebene zählen Pfarrer, Kaplane, Ständige Diakone, Leiter von Kindergärten, Schulen, Heimen und Beratungsstellen. Nun würden Multiplikatoren gecoacht, die in Pflicht-Schulungen wiederum die 10 000 Ehrenamtlichen im Bistum unterweisen sollen. «Bis Ende 2014 wollen wir das durchziehen», sagte der Präventionsbeauftragte des Bistums, Michael Ling.

Ling betonte, die Schulungen allein als Teil des Präventionsprogramms böten keine Sicherheit: «Sie können niemals dafür sorgen, dass es künftig keinen sexuellen Missbrauch mehr geben wird. Man kann nur die Gefahr senken.» Ling sagte, dass alle neuen Mitarbeiter des Bistums auch Schulungen bekämen. Alle fünf Jahre sollte es Veranstaltungen zur Auffrischung geben. «Es kann nicht heißen: Einmal geschult und vergessen.»

Das Bistum LIMBURG geht einen etwas anderen Weg. Im Herbst 2010 habe man sich für den Aufbau eines Netzwerks von geschulten Fachkräften entschieden. Dieses Netzwerk garantiere, dass in den pastoralen Räumen, Pfarreien und relevanten Bistums-Einrichtungen eine oder mehrere Personen seien. Diese sollen als «Anwälte für die Anliegen der Prävention vor sexuellem Missbrauch zur Verfügung stehen», sagte der Präventionsbeauftragte Stephan Menne. Das Thema Prävention werde somit auch in die Fläche des Bistums getragen. Das diözesane Netzwerk bestehe derzeit aus 110 Menschen.

Zu den Erfolgsaussichten der Prävention sagte Menne: «Hinsichtlich des allgemeinen Wissens um Täterstrategien können wir nur alles Erdenkliche tun, um möglichst sichere Räume für die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu schaffen.» Wichtig sei der Aufbau einer Kultur des Hinschauens, der Aufmerksamkeit und der Sensibilität zur Gefahrenvermeidung. Er sieht die Bemühungen «auf einem sehr erfolgreichen Weg». Teilgenommen an den Schulungen hätten Mitarbeiter aus den nach der Präventionsordnung relevanten Arbeitsbereichen mit Kindern, Jugendlichen und erwachsenen Schutzbefohlenen.




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