| Papst Franziskus Uber Netzwerk Im Vatikan: " Die Schwulen-Lobby Ist Da"
The Spiegel
June 12, 2013
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/papst-franziskus-ueber-schwulennetzwerk-im-vatikan-a-905216.html
Gemunkelt wird über die Existenz eines schwulen Netzwerkes im Vatikan seit langem. Benedikt XVI. soll gar wegen der mächtigen Strippenzieher aus dem Amt geschieden sein. Jetzt bestätigte Papst Franziskus dies unerwartet: "Wir müssen sehen, was wir tun können."
Rom - Die Versammlung sollte eigentlich hinter geschlossenen Türen stattfinden, über das Gesagte Stillschweigen bewahrt werden. Am 6. Juni empfing Papst Franziskus Vorstandsmitglieder der Lateinamerikanischen und Karibischen Konferenz der Ordensleute (Clar). Man sprach über dies und das, offenbar auch über brisante Inhalte.
Irgendjemand aus der Gruppe erstellte eine Zusammenfassung der Anmerkungen des Papstes. Und eben die gelangte an die Öffentlichkeit. Die chilenische Internetseite "Reflexión y Liberación" publizierte den Wortlaut der Mitschrift.
Über die Römische Kurie und die von ihm einberufene Kardinalskommission sagte der Papst: "Und, ja … es ist schwierig." Zwar gebe es wahrhaft "heilige Menschen" in der Kurie. "Aber es gibt auch Korruption." Dann kam Franziskus auf ein Gerücht zu sprechen, das seit langem kursiert: "Es ist die Rede von einer Gay-Lobby, und es ist wahr, sie ist da … wir müssen sehen, was wir tun können." Die Aufgabe scheint demnach keine leichte zu sein. "Betet für mich", bat der Papst die Ordensleute, "dass ich so wenig Fehler mache wie möglich."
Der Vorstand der Clar bestätigte am Dienstag, dass ein Protokoll erstellt wurde. Man bedauere zutiefst, dass dieses an die Öffentlichkeit gelangt sei und entschuldige sich dafür. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi erklärte, da die Audienz privat gewesen sei, werde er sich zu dem Thema nicht äußern.
Bisher hatte der Vatikan Berichte über angebliche schwule Seilschaften in der Kurie stets zurückgewiesen. Dennoch häuften sich die Gerüchte und Mutmaßungen. Einige Vatikanisten in Rom führten gar den Rücktritt von Papst Benedikt auf die mutmaßlich machtvolle "Gay-Lobby" zurück. Auch im mehrere hundert Seiten langen Dossier zur sogenannten Vatileaks-Affäre soll von dem Netzwerk die Rede sein. Benedikt hatte das Dokument Franziskus als schweres Erbe hinterlassen.
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