| Kirche Weist Vorwurfe Zuruck
The Kirchenblatt
May 11, 2013
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10. Mai 2013 – Unzufrieden mit der Antwort der Kirchen auf den Missbrauch von "Verding- und Heimkindern" ist der Verein "Netzwerk Verdingt". Vereinsprasident Walter Zwahlen (Bild) wirft den Kirchen wie auch anderen Akteuren vor, sie hatten sich nicht entschuldigt. Der Verein will zudem Schadenersatz fur die Betroffenen. Wolfgang Burgstein, der im Namen der Bischofe am "runden Tisch" mit dem Verein sitzt, weist die in den Medien gegen die katholische Kirche erhobenen Vorwurfe zuruck.
Es stimme ganz einfach nicht, dass sich nur Bundesratin Simonetta Sommaruga am "Gedenkanlass fur Opfer von fursorgerischen Zwangsmassnahmen" Mitte April in Bern entschuldigt habe, erklarte Burgstein, Generalsekretar der Nationalkommission Justitia et Pax, gegenuber Kipa. Der Prasident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Markus Buchel, habe bei dem Anlass klar betont, dass die "begangenen Ungerechtigkeiten und Vergehen, ja sogar Verbrechen" schwer auf den Kirchen lasten. Im Namen der drei Landeskirchen bat er die Betroffenen um Vergebung. Den Menschen, die ihre seelischen und korperlichen Wunden bis heute schmerzlich empfinden, gelte der "Respekt und unsere mitfuhlende Solidaritat". Die Kirchen wurden aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.
Klage vor Bundesgericht hangig
Diese Worte sind fur den Verein nicht genug. Walter Zwahlen wunscht, dass die Kirchen ihre Heimgeschichte durch unabhangige Historiker aufarbeiten. Zudem behalt sich der Verein Klagen vor. Eine solche gegen das Kloster Fischingen im Kanton Thurgau sei beim Bundesgericht hangig, sagte Zwahlen gegenuber Kipa.
Der Verein strebt gemass Zwahlen eine Wiedergutmachungssumme von 120.000 Franken fur jeden Betroffenen an. Wenn sexueller Missbrauch mit im Spiel gewesen sei, dann konne der Betrag wegen Therapiekosten und Schmerzensgeldforderungen hoher liegen. Gemass Historikern lebten heute noch 10.000 Opfer von fursorgerischen Zwangsmassnahmen.
Kirche handelt
Burgstein wies auf Anfrage darauf hin, dass die katholische Kirche die Missbrauchsfalle durchaus aufarbeite. Vergangenes Jahr publizierten etwa im Kanton Luzern die katholische Kirche und der Kanton die Studie "Hinter Mauern", welche den Ursachen von Gewaltanwendungen in kirchlich gefuhrten Erziehungsanstalten im Kanton nachgeht. Auch die Ingenbohler Schwestern legten einen entsprechenden Bericht vor.
Walter Zwahlen stellte in den Medien den "runden Tisch" in Frage, um welchen sich die verschiedenen Parteien, darunter der Bund, der Bauernverband und auch die Kirchen versammelten. Aufgrund dieses "runde Tisches" wurde der Berner "Gedenkanlass" organisiert. Fur den Justitia-et-Pax-Generalsekretar ist klar, dass die Aufarbeitung des Geschehenen mit dem Gedenkanlass nicht beendet ist. In verschiedenen Kantonen brauche man aber dazu anscheinend mehr Zeit. Die Kantone Uri und Nidwalden haben angekundigt, dass sie dem Luzerner Beispiel folgen wollen.
Umstritten sind die Entschadigungszahlungen. Burgerliche National- und Standerate lehnen Zahlungen ab. Nicht der Bund, sondern Gemeinden und Kantone seien fur den Vollzug verantwortlich gewesen. Im Clinch liegt der Verein auch mit dem Bauernverband, der von eine finanziellen Abgeltung nichts wissen will.
Der Verein "Netzwerk Verdingt" werde in Zukunft weiter fur eine Wiedergutmachung kampfen, sagte Walter Zwahlen gegenuber Kipa.
(kipa/gs/job)
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