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Kirche Verschleppt Missbrauchs-aufklarung

By Eva Lodde & Brid Roesner
NDR
April 23, 2013

http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/missbrauch845.html

Die ersten Kindheitserinnerungen von Mario Baltes haben nichts Unbeschwertes: Es sind Erinnerungen an Schlage, an dunkle Keller, an versalzenes Essen. Er wachst in einem Kinderheim in Eschweiler auf. Gefuhrt von Nonnen. Und schlie?lich, als er funf Jahre alt ist, wird es noch schlimmer. Der Missbrauch fangt an: "Die Nonne hatte oben im ersten Stock ein Zimmer. An beiden Seiten Turen, die zu den Schlafsalen hingingen. (...) Die Nonne hat dann freie Auswahl gehabt. (...) Teilweise sogar zwei oder drei Jungs gleichzeitig, die dabei waren und sie alle anfassen mussten oder sie hat sie dann nach und nach geholt."

Unbeschwerte Kindheit? Nicht fur Mario Baltes. Uber zehn Jahre wurde er in einem Kinderheim, das von Nonnen gefuhrt wurde, missbraucht.

Zehn Jahre dauert das Martyrium. Heute lebt Mario Baltes in Hannover, ist schwer traumatisiert. 8.000 Euro Entschadigung hat er von der katholischen Kirche fur seine Zeit im Heim bekommen. Aber er wird das Gefuhl nicht los, dass die Kirche sein

Die Aufklarung der Missbrauchsfalle ist ins Stocken geraten. Als die Ubergriffe 2010 ans Tageslicht kommen, bemuhen sich die Bischofe zunachst um Offenheit. Aus heutiger Sicht aber tun sie das schon damals offenbar nur halbherzig: Die Kirche schaltet eine kostenlose Hotline - aber nur fur zwei Jahre. Sie zahlt Entschadigungen - aber die genaue Hohe bestimmen nicht unabhangige Berater, sondern die Bischofe selbst.

Dem entgegen stehen die offentlichen Beteuerungen, alles aufdecken zu wollen, was damals passiert ist. Archive sollten geoffnet und von unabhangigen Wissenschaftlern untersucht werden. Doch das ist bis heute nicht passiert. Warum dauert es so lange? Warum kommen die Bischofe ihrem Versprechen nicht nach? Und wieso machen sie es nicht wie in den Niederlanden? Dort untersuchte eine unabhangige Kommission die Missbrauchsfalle, schnell und effektiv.

Zum zweiten Mal gedemutigt

Professor Thomas Schuller hat fruher selbst als Kirchenanwalt gearbeitet. Er sieht hinter der Verschleppung der Kirche System.

Professor Thomas Schuller hat fruher selbst als Kirchenanwalt gearbeitet. Er ist damals in die Archive gegangen und hat Akten aufgearbeitet, um die ersten Missbrauchsfalle aufzuklaren. Er vermutet einen ganz anderen Grund, warum die Aufarbeitung so lange dauert: "Da werden sehr harte Wahrheiten ans Tageslicht kommen und es werden auch bischofliche Personen, die hoch angesehen sind, die langst gestorben sind, in ein Licht geruckt werden, wo man sagt: 'Wie konnten sie nur so reagieren?'"

Und die Opfer wie Mario Baltes fuhlen sich zum zweiten Mal gedemutigt. Ihr Leid verschwindet aus dem Blickfeld, fallt einem undurchsichtigen Taktieren zum Opfer.

 

 

 

 

 




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