| "Mein Mut Ist Dahin"
By D. Stawski
Sueddeutsche
April 18, 2013
http://www.sueddeutsche.de/bayern/kirche-und-sexueller-missbrauch-mein-mut-ist-dahin-1.24324
Monika Preis lebt im Bistum Regensburg. Die 50-Jahrige ist Lehrerin. Vor sieben Jahren trug sie dazu bei, dass ein Geistlicher wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde. Preis engagiert sich in der "Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern" und ist Vertrauensperson fur Betroffene. Ihr sind noch weitere Vorwurfe bekannt. Die Informationen halt sie aber zuruck, weil sie sich von der Kirche eingeschuchtert fuhlt. Die Geistlichen, die ihr verdachtig sind, arbeiten ihr zufolge weiterhin in ihren Amtern. Das Bistum Regensburg teilte auf Anfrage der Suddeutschen Zeitung mit, dass Daten von Hinweisgebern absolut vertraulich behandelt wurden. Dem Ordinariat seien in jungster Zeit keine Falle von Unterlassungserklarungen gegen Personen bekannt, die sich ans Bistum wandten.
SZ: Welche Missbrauchsvorwurfe sind Ihnen bekannt?
Monika Preis: Ein Fall wurde mir gleich nach der damaligen Verurteilung des Geistlichen zugetragen. Eine Haushalterin erhob Vorwurfe gegen ihren Pfarrer. Er soll mit ihrem Auto nach Tschechien auf den Stra?enstrich gefahren sein und dort Buben aufgesucht haben, au?erdem soll er eine Art Ziehsohn gehabt haben, einen 16-jahrigen Schuler, der bei ihm Tag und Nacht ein- und ausging. Auch im Schlafzimmer des Pfarrers.
SZ: Was haben Sie mit dieser Information gemacht?
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Preis: Ich habe der Haushalterin damals, 2003, empfohlen, sich an den Ombudsmann des Bistums Regensburg zu wenden. Ich habe der Frau Mut gemacht.
SZ: Was passierte dann?
Preis: Die Frau ging zum Bistum, wenige Tage spater bekam ich ein Schreiben des Justiziars, dass auch ich mich zu den Missbrauchsvorwurfen au?ern solle. Ich habe dann zuruckgeschrieben, dass die Haushalterin diejenige sei, mit der der Ombudsmann sprechen musse, nicht ich. Ich dachte, die Sache geht ihren Weg.
SZ: Ging sie es nicht?
Preis: Nein, denn wenige Tage spater bekam ich einen Brief vom Anwalt des verdachtigen Pfarrers. Ich solle eine Unterlassungserklarung unterzeichnen, 1000 Euro Vertragsstrafe plus die Anwaltskosten. Ich solle die Vorwurfe nicht wiederholen. Dabei habe ich sie nie geau?ert. Ich war geschockt, dass der Anwalt des Pfarrers uberhaupt uber meinen Namen und die Adresse verfugte. Ich kann es mir nicht anders vorstellen, als dass das Bistum diese Daten an den Verdachtigen weitergegeben hat. Wirklich heftig.
SZ: Wie haben Sie reagiert?
Preis: Mein Anwalt wollte erfahren, wie meine Adresse an den Pfarrer gelangte. Das Bistum hat dazu keine Auskunft gegeben.
SZ: Was wurde aus dem Fall?
Preis: Die Haushalterin gab eine Unterlassungserklarung ab. Welchen Druck Pfarrer und Anwalt vorher bei ihr gemacht haben, wei? ich nicht. Damit war die Sache vom Tisch. Der Pfarrer ist heute noch tatig.
SZ: Ist das der einzige Fall, von dem Sie wissen?
Preis: Nein, inzwischen kenne ich weitere Vorwurfe. Ein mir bekannter Geistlicher erzahlte mir von einem Madchen, das sich ihm offenbart hat. Das Madchen lebt mit der Familie in einer kirchlichen Wohnung, der Bruder ist Ministrant. Er hatte vom Pfarrer teure Geschenke bekommen. Als Gegenleistung musste er sich in eindeutigen Posen fotografieren lassen. Gegen den Pfarrer gab es auch schon aus einem anderen Ort Verdachtigungen.
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