| " Dorothee Solle-Preis 2013" Beim Hamburger Kirchentag
IKVU
April 18, 2013
http://www.ikvu.de/aktuell/schlagzeilen/news2013-12.html
Jutta Lehnert wird für ihr jugendpolitisches Engagement und für ihren engagierten Einsatz gegen sexualisierte Gewalt in der Kirche ausgezeichnet.
Am 3. Mai 2013 verleiht die IKvu in Hamburg den „Dorothee Sölle-Preis für aufrechten Gang“ an JUTTA LEHNERT, Geistliche Leiterin der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ) im Bistum Trier und Pastoralreferentin im Dekanat Koblenz.
Die Preisverleihung ist Teil des Programms des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Hamburg und findet am Freitag, den 3. Mai 2013, während des Liturgischen Tags zu Dorothee Sölle statt: Veranstaltung „Dorothee Sölle wahrnehmen und weiterdenken“
15 - 18 Uhr, Halle A2 (Messegelände).
Die Laudatio hält BRITTA BAAS, Redakteurin der kritisch-christlich-unabhängigen Zeitschrift Publik-Forum. Die musikalische Gestaltung hat die Frankfurter Band HABAKUK.
Jutta Lehnert (57) begeisterte sich schon als Jugendliche für die Texte von Dorothee Sölle und ihre Verknüpfung von politischem Engagement mit einer kritischen Theologie. Die Diplomtheologin arbeitet als Geistliche Leiterin der „Katholischen Studierenden Jugend“ (KSJ), dem katholischen Schülerinnen- und Schülerverband, im Bistum Trier und als Pastoralreferentin im Dekanat Koblenz mit Schwerpunkt Jugendarbeit und Schulseelsorge. Christinnenmut ist ein zentrales Motiv ihrer Arbeit mit Jugendlichen: „Schließlich sollen sie den aufrechten Gang einüben, den Jesus und viele Christinnen und Christen ihnen vorgelebt haben.“
Insbesondere bezüglich sexualisierter Gewalt in kirchlichen Strukturen, ihrer Begünstigung und Vertuschung, verfügt Jutta Lehnert über eine hohe Kompetenz. Sie äußert sich seit vielen Jahren und ohne Rücksicht auf ihre kirchliche Anstellung zu diesem Thema und nimmt dafür selbstverständlich auch disziplinarische Nachteile in Kauf.
„Was die Opfer – wir sagen lieber „betroffene Zeuginnen und Zeugen“ – brauchen, sind Menschen der Kirche, die ihre leisen Stimmen verstärken und die Tatbestände theologisch reflektieren. Damit sind einerseits die Taten gemeint, andererseits das Versagen der offiziellen Kirche.“ Dem Verbot des Trierer Bischofs, öffentlich über das Thema zu sprechen, entgegnet sie souverän: „Ich bin ja Weltbürgerin des 21. Jahrhunderts.“
Im Engagement von Jutta Lehnert findet sich die Verschränkung von politischem Einsatz und kritischem "Theologie treiben" in einer feministisch-befreiungstheologischen Perspektive, wie sie auch Dorothee Sölle stets vertreten hat.
Daß all dies einen langen Atem benötigt ist, ist ihr bewußt: „Meine Erfahrung deckt sich mit der des Apostels Paulus, die er in Römer 5 beschreibt: Jede Niederlage macht uns stärker und festigt in uns die Kraft, an der Sache dranzubleiben. Das Wort dafür ist hypomone, das kommt aus der Landwirtschaft und meint die Kraft, die Ochsen aufbringen müssen, um gegen das Joch zu drücken, an dem der Pflug hängt, der Ackerfurchen zieht, in die dann die Saatkörner gelegt werden.“
Weitere Informationen zu Jutta Lehnert und zum Preis unter www.ikvu.de
Der „Dorothee Sölle-Preis für aufrechten Gang“ wird vom Ökumenischen Netzwerk Initiative Kirche von unten (IKvu) 2013 zum zweiten Mal vergeben.
Erste Preisträgerin war 2011 die Pastorin Fanny Dethloff, Beauftragte für Migrations-, Asyl- und Menschenrechtsfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland und Bundesvorsitzende der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche e.V.
Der Preis erinnert an die evangelische Theologin Dorothee Sölle (1929 - 2003). Als radikale Friedensaktivistin, als Kapitalismus- und Wohlstandskritikerin stand sie oft quer zu ihrer Kirche. In ihrer theologischen Arbeit reflektierte sie die spirituelle Dimension des Widerstandes gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung und setzte darin Zeichen der Hoffnung für gesellschaftliche und kirchliche Emanzipationsprozesse. „Sie hat nie einen religiösen Satz gedacht oder gesagt, den sie nicht auch abgetastet hätte nach seinen politischen Konsequenzen“, beschrieb der Theologe Fulbert Steffensky einmal den Ansatz seiner Frau Dorothee.
Darin wurde sie zu einer wichtigen Inspiratorin der „Kirche von unten“.
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