| Stiftung " Furchtet Euch Nicht" Fur Sexualopfer Von Priestern Gegrundet
Tiroler Tageszeitung
April 17, 2013
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Warschau - Die Opfer von Kindesmissbrauch durch Priester in Polen haben sich zusammengeschlossen. Eine neue Stiftung startet mit 15 Mitgliedern, erfuhr das Radio TOK FM. Sie sprechen zwar mit den Medien, geben ihre Nachnamen aus Angst vor Stigmatisierung nicht preis. Der Arbeitsname der Stiftung heißt „Fürchtet Euch nicht“. Das ist eine Anknüpfung an berühmte Worte von Papst Johannes Paul II. während seiner ersten Polenreise im Jahr 1979.
Die wichtigste Forderung der Stiftung ist, die Kirche solle einen Dialog mit den Sexualopfern von Priestern beginnen. „Wir wollen für die Kirche Partner sein. Heute betrachtet sie uns oft als Erpresser. Zu Gesprächen in den Kurien werden wir nicht eingeladen, sondern wie zum Verhör beinbestellt. Wir hoffen, dass das sich dank der Stiftung ändern wird“, erklärte einer der Mitgründer der Stiftung Marek, der angeblich im Alter von 14 Jahren von einem Priester in einem Kleinort der Plock-Diözese sexual belästigt wurde, gegenüber der Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“. Danach wurde er süchtig und hatte psychische Probleme. Erst nach 30 Jahren entschloss er sich, die Sache an die Kurie zu melden.
Die Stiftung will Personen wie Marek helfen und das Ausmaß des Problems untersuchen. „Wir wollen denjenigen, deren Fälle noch nicht verjährt sind, auch Rechtshilfe anbieten“, sagte Marek. Ihre Unterstützung bot die Helsinki-Stiftung für Menschenrechte der Initiative an. „Es ist wichtig, damit das nicht nur eine Bewegung der Opfer ist, sondern auch die Unterstützung der Autoritäten hat“, erklärte der Vizechef der Helsinki-Stiftung, Adam Bodnar, im Gespräch mit der „Gazeta Wyborcza“. Der Sprecher des Episkopats wollte die neue Initiative gegenüber der Zeitung vorerst nicht kommentieren. In Polen wurden bisher weniger Fälle von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche publik als in vielen anderen Ländern.
In den vergangenen Jahren kam es zwar immer wieder zu einzelnen Vorwürfen gegen Priester. So verurteilte das Kreisgericht in Koszalin in Westpommern im Dezember des Vorjahres einen Geistlichen zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren. Der Pfarrer hatte sich in mindestens zehn Fällen von Ministranten sexuell befriedigen lassen. Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus. In einem Mitte März verabschiedeten Dokument, das Anweisungen für den Umgang mit Pädophilie-Fällen in der katholischen Kirche beinhaltet, versprach das polnische Episkopat keine Toleranz gegenüber Pädophilie unter Priestern. Die Bischöfe lehnen gleichzeitig finanzielle Entschädigungen vonseiten der Kirche für Opfer pädophiler Priester ab. Dafür seien vielmehr die Täter selbst zuständig, hieß es. Das Dokument muss noch vom Vatikan gebilligt werden. (APA)
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