| Katholischer Priester Auf Der Anklagebank
The Mdr
April 8, 2013
http://www.mdr.de/nachrichten/kinderporno-prozess-priester100_zc-e9a9d57e_zs-6c4417e7.html
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Der angeklagte Priester wollte sich nicht persönlich vor Gericht äußern.
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Dem Bistum sind zwölf Fälle aus mehr als 60 Jahren bekannt.
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Wegen des Besitzes von Kinderpornografie ist vom Amtsgericht Bitterfeld-Wolfen ein katholischer Priester zu einer einjährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Zudem verhängte das Gericht gegen den 40 Jahre alten Geistlichen eine Geldstrafe von 2.400 Euro. Dieser Betrag wird an den Kinderschutzbund gezahlt. Der Priester hatte zuvor über seinen Anwalt ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er gab zu, mindestens 4.000 Bilder mit Kinderpornografie auf einer externen Festplatte seines Computers gespeichert zu haben.
Angeklagter schweigt vor Gericht
Persönlich wollte sich der Angeklagte vor Gericht nicht zu den Vorwürfen äußern. Laut Staatsanwaltschaft hatten die Ermittler die Bilder 2011 bei einer Durchsuchung der Wohnung des Mannes sichergestellt. Er war im Zuge europaweiter Ermittlungen gegen Kinderpornografie aufgeflogen, da er mit seiner Kreditkarte für die Bilder bezahlt hatte. Als besonders schwerwiegend wertete die Anklage den Umstand, dass der Mann die rund 4.000 Bilder "fleißig gesammelt und sortiert hatte", wie die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer sagte.
Bistum kündigt eigenes Verfahren an
Der Angeklagte hatte zuletzt als Vikar seelsorgerisch gearbeitet und zudem den Pfarrer in Wolfen-Zörbig vertreten. Kurz nach der Durchsuchung in seiner Wohnung war er vom Bistum Magdeburg beurlaubt worden. Wie ein Bistumssprecher am Montag erklärte, soll nach Vorliegen des schriftlichen Urteils und der Rechtskraft ein kirchenrechtliches Verfahren beginnen. Der Priester bleibe zumindest bis zum Ende des Kirchenverfahrens vom Seelsorgedienst ausgeschlossen. Wie bei Missbrauchsfällen üblich entscheide letztlich der Vatikan über die berufliche Zukunft des Mannes.
2011 waren in der katholischen Kirche Deutschlands zahlreiche Missbrauchsskandale bekannt geworden. Unter massivem öffentlichem Druck reagierten die Bischöfe und richteten für die Missbrauchsopfer eine Notrufnummer ein. Eine restlose Aufklärung wurde versprochen. Die Zusammenarbeit mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen wurde im Januar nach einem heftigen Streit aufgekündigt. Die Zusammenarbeit soll aber mit einem anderem Partner fortgeführt werden.
Zwölf Fälle in 60 Jahren
In Sachsen-Anhalt hatte es bereits vor zwei Jahren einen Prozess gegen einen katholischen Geistlichen gegeben. Das Amtsgericht Bitterfeld-Wolfen hatte einen damals 50 Jahre alten Pfarrer verurteilt, weil er auf seinem Rechner rund 250 pornografische Bilder von Jugendlichen gespeichert hatte. Es wurde eine Bewährungsstrafe von einem halben Jahr verhängt. Das Bistum beurlaubte den Mann.
Dem Bistum sind nach eigenen Angaben zwölf Fälle aus mehr als 60 Jahren bekannt, in denen Kirchenmitarbeitern sexuelle Gewalt oder der Besitz von Kinderpornografie nachgewiesen wurde. Acht Männer seien Priester gewesen. Inzwischen seien alle hauptamtlichen und nahezu alle ehrenamtlichen Mitarbeiter zum Thema sexueller Missbrauch von Minderjährigen geschult worden. Zudem hätten alle ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen müssen.
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