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Meisner Steigt Aus Dialog Aus

Kolner Stadt-Anzeiger
March 28, 2013

http://www.ksta.de/koeln/erzbistum-koeln-meisner-steigt-aus-dialog-aus,15187530,22237128.html

Kardinal Joachim Meisner, Erzbischof von Koln. Foto: dpa

Koln.

Mitten hinein in den osterlichen Frieden platziert der Kolner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, eine Festtagsgabe, die engagierten Laien, aber auch Meisners Mitbrudern in der Deutschen Bischofskonferenz als faules Ei erscheinen wird: Der von langer Hand geplante „geistliche Gesprachsprozess“, mit dem sich das Erzbistum am 2010 initiierten bundesweiten Dialog der Bischofe als Antwort auf den Missbrauchsskandal und andere innerkirchliche Probleme beteiligen wollte, ist abgesagt.

Daruber informierte Generalvikar Stefan He?e die Leitenden Pfarrer und die Vorsitzenden der Pfarrgemeinderate in einem Schreiben, das am Grundonnerstag einging. Es liegt dem „Kolner Stadt-Anzeiger“ vor. Als Hauptgrund wird darin der Wechsel von Weihbischof Heiner Koch, der fur den Gesprachsprozess zustandig war, ins Bistum Dresden-Mei?en genannt. Zudem, so He?e wortlich, „bindet der Eucharistische Kongress in der Vorbereitung sehr viele Krafte“, so dass die geplanten Gesprachstage „zu viel“ wurden.

Hehre Ankundigungen

Ursprunglich sollten von Juni bis November vier ganztagige Veranstaltungen mit 500 Teilnehmern aus allen Seelsorgebereichen sowie kirchlichen Gruppen und Einrichtungen stattfinden. „Wir wollen uns zentralen Fragen des Glaubens stellen“, hatte der Koch Ende 2012 erklart und auf ein „dichtes geistliches Gesprach“ gehofft, das die Bistumsleitung mit den Seelsorgern und Gemeindevertretern fuhren wollte. Au?erdem sollte die Reihe nach Kochs Worten „ein wesentlicher Punkt unserer Beteiligung“ am „Jahr des Glaubens“ 2012/13 sein, das Papst Benedikt XVI. noch wahrend seiner Amtszeit ausgerufen hatte. Vor dem Priesterrat sprach Koch im November 2012 von seiner Hoffnung, „dass unser geistlicher Gesprachsprozess der eigenen Glaubenserneuerung dient, damit wir dann auch glaubwurdige Zeuginnen und Zeugen des Evangeliums in dieser Welt sein und so auch unsere Aufgabe als Erzbistum Koln fur die Menschen erfullen konnen.“

Pfarrern hoffen auf Nachfolger

Von Kochs hochfliegenden Planen ist in He?es Absage-Brief nur mehr die Anregung ubriggeblieben, dass die Gemeinden „vielleicht Wege finden“, die „bedeutenden und herausfordernden Fragen zum Thema von Glaubensgesprachen zu machen“.

Die Vorsitzende des Kolner Katholikenausschusses, Hannelore Bartscherer, sprach von einem falschen Signal. „Es ist traurig, dass der offizielle Strang des Dialogs im Erzbistum Koln gekappt wird“, sagte Bartscherer dem „Kolner Stadt-Anzeiger“. Das Gesprach selbst uber den Reformbedarf in der Kirche sei aber nicht aufzuhalten. Andere Bistumer wie Trier oder Essen machten es vor.

Dass sich die Kolner Bistumsleitung mit offener Rede schwer tue, konne und durfe die engagierten Laien nicht aufhalten. „Offenbar mussen wir uns verstarkt selbst auf den Weg machen.“ Mehrere Pfarrer sprachen von der Notwendigkeit eines baldigen Fuhrungswechsels in Koln. „Mit einem neuen Erzbischof lasst sich dann vielleicht auch wieder offen reden“, so ein Geistlicher. Kardinal Meisner hingegen „macht seit 25 Jahren kleinlaut.“

Insider im Erzbistum gehen davon aus, dass nach dem Weggang Kochs, der sich auch am bundesweiten Dialog der Bischofskonferenz beteiligt, noch der letzte Elan in der Bistumsspitze fur dieses Projekt zum Erliegen kam. Sowohl Kardinal Meisner, als auch Weihbischof Dominikus Schwaderlapp gelten als Skeptiker und Bremser des Dialogprozesses und seiner regionalen Ableger. Die Bischofskonferenz war dem Vernehmen nach nicht uber den Kolner Ausstieg informiert.

Kolner Erzbistum isoliert sich

Andere Diozesen dagegen - wie zum Beispiel die Bistumer Essen und Trier – raumen dem Gesprach zwischen Bischofen, Klerus, Laien und der sakularen Gesellschaft uber Zukunftsfragen der Kirche gro?en Raum ein und klammern dabei auch Reizthemen nicht aus. Im Bistum Trier hat Bischof Stephan Ackermann, der zugleich auch Missbrauchsbeauftragter der Bischofskonferenz ist, den Dialog auf die hochste im Kirchenrecht vorgesehene strukturelle Ebene gehoben, namlich in den Rang einer Diozesan-Synode.

Davon ist das Erzbistum Koln weit entfernt. Der Diozesanrat, die Laienvertretung der Katholiken, hielt zwar in eigener Regie diverse Versammlungen ab, ohne dass sich daraus Beschlusse oder andere konkrete Ergebnisse ergeben hatten. Und die Bistumsleitung wollte mit den jetzt gekippten „geistlichen Gesprachen“ ohnehin Fragen der Spiritualitat und der Glaubenserneuerung eindeutig den Vorrang geben.

Ausdrucklich will Kardinal Meisner auch den „Eucharistischen Kongress“ in Koln Anfang Juni als einen Gegenpol zu Diskussionen uber strukturelle und institutionelle Probleme der Kirche verstanden wissen. Die funftagige Veranstaltung, scherzhaft als ein „kleiner Weltjugendtag auch fur Erwachsene“ apostrophiert, gilt als ein Herzensanliegen des Kardinals, ein halbes Jahr vor dem offiziellen Ende seiner Amtszeit an der Spitze des Erzbistums im Dezember.

Mit seinem Ansinnen, den bundesweiten Dialogprozess durch die Kontrastierung mit dem auf Gebet und eucharistische Frommigkeit konzentrierten Kongress in ein entsprechend fahles Licht zur rucken, stie? Meisner aber selbst unter den Bischofen auf Unmut und Widerstand. Dementsprechend lau, so Beobachter, falle das Engagement verschiedener Bistumer fur den Eucharistischen Kongress aus. An die noch im November 2012 prognostizierten 60.000 Teilnehmer jedenfalls denken zwei Monate vor Beginn selbst die Veranstalter nicht einmal mehr im Traum.

Ratlosigkeit und Betretenheit

Sie geben die Gesamtzahl derzeit „uberschlagig“ mit 13.000 an. Darin enthalten sind aber allein 5000 Neuntklassler, die etwa je zur Halfte von den kirchlichen Schulen im Erzbistum sowie von Schulen aus dem ganzen Bundesgebiet zu einem „Schulertag“ nach Koln kommen sollen. Von gezielter Werbung in den verbleibenden Wochen erwartet Pressesprecherin Sarah Meisenberg noch einen „gro?en Anmeldeschub“. Solchem Optimismus der Organisatoren zum Trotz, herrsche angesichts der Deutlichkeit, mit der die ursprunglichen Planzahlen unterschritten werden, eine gewisse Ratlosigkeit und Betretenheit, hie? es. Vor dem Priesterrat fand Projektleiter Hermann-Josef Johanns nach Teilnehmerangaben deutliche Worte und ermahnte die Pfarrer, den Kongress weder durch eigene Veranstaltungen wie Pfarrfeste noch durch abfallige Bemerkungen uber „Meisners Abschiedsparty“ zu torpedieren.

 

 

 

 

 




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