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Missbrauch: Causa Groer Lautete Neue Ara Ein

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March 24, 2013

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Hans Hermann Groer

Waltraud Klasnic und Kardinal Christoph Schönborn bei einer Pressekonferenz zum Thema „Klasnic-Kommission

Vor zehn Jahren ist der umstrittene Kardinal Hans Hermann Groer gestorben. Mit der vom Nachrichtenmagazin „profil“ losgetretenen Missbrauchsaffäre rund um seine Person wurde eine neue Ära in der österreichischen Kirchengeschichte eingeläutet.

Kardinal Groer stand von 1986 bis 1995 an der Spitze der Erzdiözese Wien. Er stürzte die katholische Kirche in Österreich in den 90er-Jahren in die schwerste Krise seit 1945, nachdem er zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen, minderjährige Buben sexuell missbraucht zu haben, beharrlich geschwiegen hatte.

Am 26. März 1995 berichtete der ehemalige Groer-Schüler Josef Hartmann im Nachrichtenmagazin „profil“ über seine mehr als 20 Jahre zurückliegenden Erlebnisse. Die Folge war nicht nur ein schwerer Imageverlust für die katholische Kirche - in den darauffolgenden Jahren traten auch mehrere 100.000 Katholiken aus der Kirche aus.

Eisernes Schweigen bis zum Tod

Nach Hartmann meldeten sich noch weitere ehemalige Zöglinge, die berichteten, von Groer in dessen Zeit als Religionsprofessor am Knabenseminar Hollabrunn sexuell belästigt oder missbraucht worden zu sein. Berater hatten Groer empfohlen, gegen die Medienberichte gerichtlich vorzugehen. Der Kardinal entschied sich für einen anderen Weg: Er schwieg zu den Vorwürfen eisern - bis zu seinem Tod vor zehn Jahren.

Zunächst stellten sich die Bischofskollegen noch hinter ihren Mitbruder. Die damaligen Wiener Weihbischöfe Christoph Schönborn und Helmut Krätzl verglichen sogar die Vorwürfe mit Priesterprozessen in der NS-Zeit. Das sollte sich aber bald ändern.

Die Ereignisse überschlugen sich dann im Frühjahr und Sommer 1995: Am 6. April legte Groer überraschend den Vorsitz in der Bischofskonferenz zurück, nachdem er zwei Tage davor noch im zweiten Wahlgang mit einfacher Mehrheit wiedergewählt worden war. Am 13. April ernannte Papst Johannes Paul II. Weihbischof Schönborn zum Erzbischof-Koadjutor mit Nachfolgerecht. Das war der Beginn der Demontage Groers. Am 14. August nahm der Papst Groers Rücktritt an, am 14. September endete die Ära Groer. Schönborn wurde Erzbischof von Wien.

Der Alt-Erzbischof zog sich nach Maria Roggendorf zurück, wo er vor seiner Berufung zum Wiener Erzbischof bis 1986 als Wallfahrtsdirektor gearbeitet hatte. Mit dem Rückzug kehrte aber noch lange keine Ruhe ein. Anfang 1998 tauchten im Stift Göttweig, dem Stammkloster des Benediktinerpaters Groer, neue Vorwürfe gegen den Mitbruder auf. Es folgte eine Apostolische Visitation.

Untersuchungsergebnis nicht veröffentlicht

Das Ergebnis dieser kircheninternen Untersuchung ging an den Papst und wurde nie veröffentlicht. Bemerkenswert war, dass noch vor Abschluss der Visitation die Bischöfe Schönborn, Weber, Eder und Kapellari in einer gemeinsamen Erklärung bekannt gaben, dass sie zur „moralischen Gewissheit“ gelangt seien, dass die Vorwürfe gegen Groer „im Wesentlichen“ zutreffen.

Noch ein weiteres Mal sorgte die Causa für Aufsehen in der Öffentlichkeit. Die Bischöfe bemühten sich, ein Auftreten Groers während des dritten Papst-Besuches in Österreich vom 19. bis 21. Juni 1998 zu verhindern. Mit Hilfe des Vatikans wurde der Kardinal ein halbes Jahr ins „Exil“ geschickt. Offiziell absolvierte er einen „Genesungsbesuch“ in einem Nonnenkloster nahe Dresden. Die Peinlichkeit eines Zusammentreffens zwischen Papst und Groer vor laufenden Kameras war damit abgewendet.

Danach wurde es in der Öffentlichkeit ruhig um Hans Hermann Groer. Am 24. März 2003 erlag er im Alter von 83 Jahren in einem Spital in St. Pölten einem Krebsleiden.

„Klasnic-Kommission“ seit drei Jahren tätig

Seit dem Fall Groer änderte sich der Umgang der katholischen Kirche mit Missbrauch und dessen Opfern grundlegend und unumkehrbar. Mit der Gründung der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft („Klasnic-Kommission“) im Jahr 2010 im Auftrag von Kardinal Schönborn wurde eine Anlaufstele für Missbrauchsopfer geschaffen.

In den drei Jahren ihres Bestehens habe die mit anerkannten Fachleuten besetzte Kommission in 932 Beschlüssen 12,2 Millionen Euro an finanziellen und 34.000 Stunden an therapeutischen Hilfestellungen zuerkannt, wie Kommissionsleiterin Waltraud Klasnic bei einem Symposium im Februar sagte.

„Wir sind stolz auf das, was wir getan haben“, sagte Klasnic. Die ehrenamtlich tätigen Mitglieder seien „an die Grenzen unserer Möglichkeiten gegangen“. Doch, so Klasnic wörtlich: „Wir tun es uns an aus vollem Herzen und Überzeugung, um Opfern zu helfen.“ Einen Fall wie die Causa Groer wird es in Österreich in dieser Form wohl nie mehr geben.




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