| Kommentar: Franziskus - Ein Papst Des Ubergangs?
Deutsche Welle
March 14, 2013
http://www.dw.de/kommentar-franziskus-ein-papst-des-%C3%BCbergangs/a-16671478
|
Klaus Kramer, Fachredakteur der Deutschen Welle fur Religion (Foto: Matthias Muller, DW) Klaus Kramer, Fachredakteur der Deutschen Welle fur Religion
|
Wieder einmal bewahrheitete sich diese alte Weisheit: Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus! - Denn keiner der Top-Favoriten wurde gewahlt, sondern ein Kirchenmann, der bekannt ist fur einfachen Lebensstil und gro?es humanitares Engagement. Der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio ist der dritte Papst des dritten Jahrtausends. Franziskus nennt sich der Jesuit. In seiner Heimat hat er bewiesen, dass er nah bei den Menschen ist, die Sorgen und Note der Armen kennt. Allein das ist fur die Katholiken in den Favelas, Slums, Townships und Fluchtlingslagern dieser Welt ein Hoffnungssignal. In Lateinamerika war der Wunsch der Glaubigen nach einem lebensnahen Papst besonders gro?.
Wieder ein Konservativer
Auch dieser Nachfolger des Apostels Petrus ist ein Konservativer, was nicht verwundert, haben seine beiden Vorganger doch uber 35 Jahre ausschlie?lich konservative Bischofe und Ordensleute zu Kardinalen und so zu Papstwahlern gemacht. Franziskus durfte also kaum der Modernisierer sein, den sich viele Kirchenkritiker wunschten. Der Jesuit nutzte viele Gelegenheiten, um mit klaren Worten soziale Ungerechtigkeiten anzuprangern, doch steht er der au?erst konservativen katholischen Vereinigung "Comunione e Liberazione" nahe. Die Theologie der Befreiung war ihm ein Argernis. Wird solch ein Papst Marksteine katholischer Glaubenslehre in Frage stellen?
Und kann man diesem Papst zu seinem Amt gratulieren? Die Aufgaben und Probleme, denen sich der 76-Jahrige zu stellen hat, sind gigantisch: Zu allererst muss Franziskus Vertrauen zuruckgewinnen. Der Skandal um sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Geistliche hat das Image seiner Kirche schwer beschadigt und - vor allem in den westlichen Landern - fur massenhafte Kircheaustritte gesorgt.
Nicht zu beneiden!
Franziskus muss dringend - langst uberfallige - innerkirchliche Reformen anpacken. Da gilt es die Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen Priestern und Laienmitarbeitern aufzubrechen und die Position der Laien in der Kirche zu starken. Die Frauen, die den Lowenanteil der kirchlichen Basisarbeit leisten, verdienen eine Aufwertung. Ein offener Dialog uber Fur und Wider des Zolibat ist uberfallig. Theologisch warten der Umgang mit verheirateten Geschiedenen und das barsche Abweisen von konfessionsverschiedenen Ehepartnern bei der Eucharistie auf eine Korrektur. Das Verhaltnis zu den nicht-katholischen Kirchen, insbesondere denen der Reformation, gehort auf den Prufstand. Der Interreligiose Dialog muss vorankommen. Und, und und.
Aber auch im Vatikanstaat liegt manches im Argen. Die Vatileaks-Affaire um gestohlene vertrauliche Papstdokumente, Rankespiele und Durchstechereien hinter den Kulissen - all das nahrte den Eindruck, Papst Benedikt XVI. habe seinen Laden nicht mehr im Griff.
Nein, um seinen Posten zu beneiden ist der neue Oberhirte von 1,2 Milliarden nicht.
Schon sein fortgeschrittenes Alter weckt Zweifel, ob er der Mann der Zukunft ist. Vielmehr drangt sich der Eindruck auf, die Kardinale hatten wieder mal einen Papst des Ubergangs gewahlt und keinen der neuen Wege. Vielleicht hat das Konklave, angesichts des Zustandes der Katholischen Kirche, eine Chance vertan. Aber manchmal versetzt der Glaube ja Berge.
|