| Kremsmunster: Missbrauchsopfer Und Abt Zusammen Vor Gericht
der Standard
March 8, 2013
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Abt und Prior sollen Zusagen nicht eingehalten haben - Kritik an Art der Aufarbeitung des Geschehenen
Missbrauchsopfer des oberosterreichischen Stiftsinternats Kremsmunster und Vertreter der Ordensgemeinschaft treffen am Montag - dem dritten Jahrestag des Bekanntwerdens der Affare - in Steyr im Gerichtssaal aufeinander. Zwei fruhere Klosterschuler brachten eine Zivilklage gegen das Stift ein, weil Abt und Prior Zusagen nicht eingehalten haben sollen. Da sie mit der Aufarbeitung der Missbrauchsaffare durch das Kloster unzufrieden sind, veranstalten einige Betroffene am 21. Marz ein eigenes hochkaratig besetztes Symposium zu dem Thema in Linz.
In der Zivilklage werden Forderungen in der Hohe von 20.000 Euro erhoben. Die ehemaligen Schuler sagen, Abt Ambros Ebhart und Prior Daniel Sihorsch hatten ihnen im Janner 2012 u.a. die Errichtung eines Mahnmals auf dem Klostergelande und einen eigenen Opferfonds versprochen. Zudem hatten die Geistlichen ihre Mitwisserschaft an den Ereignissen nicht - wie angeblich angekundigt - offentlich eingestanden.
Das Stift bestreitet, dass es diese Zusagen gegeben habe. Zu einem ersten Verhandlungstermin im Janner waren Abt und Prior wegen einer Kapitelsitzung nicht erschienen. Die Verhandlung wurde daraufhin auf 11. Marz vertagt. Dann sollen auch die beiden Ordensleute vor dem Richter aussagen.
Kritik an Art der Aufarbeitung
Neben den Klagern sind einige andere Missbrauchsopfer mit der Aufarbeitung der Geschehnisse durch das Stift ebenfalls unzufrieden. Unter anderem kritisieren sie, dass ein padagogisches Symposium zu dem Thema, zu dem das Stiftsgymnasium im Vorjahr geladen hatte, nicht mehr gewesen sei als eine gewohnliche Lehrerfortbildung. Daher organisieren sie am 21. Marz eine eigene Veranstaltung im Linzer Wissensturm.
Zu den Referenten gehoren u.a. die forensische Psychiaterin Heidi Kastner, die im Auftrag der Staatsanwaltschaft die Missbrauchsopfer von Kremsmunster untersucht hat, der Historiker Michael John, Mitglied der Wilhelminenberg-Kommission, sowie der 2012 mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnete deutsche Autor Andreas Huckele. Er beschrieb in seinem unter dem Pseudonym Jurgen Dehmers veroffentlichten Buch "Wie laut soll ich denn noch schreien? Die Odenwaldschule und der sexuelle Missbrauch", was ihm und anderen Jugendlichen wahrend der Schulzeit angetan wurde und luftete erst spater seine Identitat.
Mogliche Anklage gegen Pater
Noch offen in der Causa Kremsmunster ist, ob es zu einer Anklage gegen einen ehemaligen Pater kommt. Die Staatsanwaltschaft Steyr durfte das befurworten, wegen der heiklen Materie prufen aber Oberstaatsanwaltschaft und Justizministerium. Eine offizielle Stellungnahme der Anklagebehorde soll es bis zur Zustellung der Anklage - bzw. der Benachrichtigung uber die Verfahrenseinstellung - an den Beschuldigten nicht geben.
Die Staatsanwaltschaft hatte nach Bekanntwerden der Vorwurfe im Marz 2010 gegen drei Geistliche des Klosters Ermittlungen aufgenommen. Zwei Verfahren wurden wegen Verjahrung eingestellt. Gegen acht weitere Personen - darunter drei weltliche Lehrer - gab es Anschuldigungen wegen korperlicher oder seelischer Gewalt. Sie wurden aber als strafrechtlich nicht relevant oder verjahrt eingestuft. 38 ehemalige Kremsmunsterer haben sich an die Klasnic-Kommission gewandt.
Zudem meldeten sich vier Personen im Stift, die bereits in den 1950er-Jahren Opfer von Ubergriffen durch drei bereits verstorbene Patres wurden. Das Stift zahlte bisher 700.000 Euro an Entschadigungen. (APA, 8.3.2013)
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