| Wie Monche Mit Gewalt Eine Elite Formen Wollten
Die Welt
March 8, 2013
http://www.welt.de/regionales/muenchen/article114217508/Wie-Moenche-mit-Gewalt-eine-Elite-formen-wollten.html
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Eine neue Studie uber Missbrauch im Kloster Ettal zeigt, dass die Ubergriffe dort System hatten. Nun kampft das Internat mit den Konsequenzen
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Das Leben im Internat des Klosters Ettal muss die Holle gewesen sein. Schuler wurden geschlagen, betatscht, missbraucht, an den Haaren durch den Schlafsaal gezerrt. Der Bericht des Klosters, der die Missbrauchsfalle aufarbeiten soll, offenbart viele solcher erschreckenden Details.
Die "Suddeutsche Zeitung" zitiert aus dem Bericht, die Padagogik der Erzieher habe ein System der Unterdruckung aufbauen und bewahren sollen. Das Ziel: Den Willen der Schuler zu brechen, damit die sich den vorgegebenen Regeln unterordneten.
Die Monche hatten eine Elite formen wollen "durch Selektion und schmerzvolle Bestrafung der Leistungsschwachen". Dabei sei Gewalt "gezielt als padagogisches Mittel eingesetzt" worden.
Die Kontrolle verloren
Auch die sexuellen Ubergriffe auf Schuler wertet der Bericht als eine spezifische Variante der Gewalt, "die sich in sexualisierter Weise manifestierte". Dabei sei das Kloster eine geschlossene Institution gewesen, aus der es kein Entrinnen gab.
Laut "SZ" au?ern sich die Autoren des Berichts schockiert uber die Heftigkeit der Gewalt. Diese lasse keinen anderen Schluss zu, "als dass die Tater entweder die Kontrolle uber ihre Affekte verloren oder auf der Basis sadistischer Motivation handelten."
Als Grundlage der Gewalt sieht der Bericht einerseits, dass die Erzieher uberfordert gewesen seien, andererseits, dass sie uber keine ausreichende Qualifikation verfugt hatten. Er zieht Parallelen zu den immer wieder bekannt werdenden Ubergriffen in Pflegeheimen.
Ahnlich wie Sexualstraftater
Der Bericht zeigt noch eine weitere, erschreckende Parallele auf: die zu Sexualstraftatern. Ahnlich wie Sextater neigten die Padres oft dazu, ihre eigenen Ubergriffe zu bagatellisieren und Schuld, wenn uberhaupt, halbherzig einzugestehen. Fur den Bericht interviewte ein Team an Wissenschaftlern 40 ehemalige Schuler und Mitglieder des Klosters.
Immerhin hat das Kloster bereits 70 Opfer mit insgesamt 700.000 Euro entschadigt. Die Entschadigungen setzten sich zusammen aus einer Pauschale fur Misshandlung sowie unterschiedlichen Betragen fur sexuellen Missbrauch, gestaffelt nach der Schwere der Ubergriffe.
Die restlose Aufarbeitung der dunklen Geschichte des Klosters Ettal wird aber wohl noch ein steiniger Weg. So verschwand der Bericht eines Ermittlers in den Archiven des Klosters, ein anderer wurde gar nicht erst veroffentlicht. Der Ermittler sprach daraufhin von "Leitz-Ordnern des Grauens", die sich in seinem Regal turmten.
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