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Jesuitenprovinzial Nimmt Ex-rektor Pater Theo Schneider Erneut in Schutz

By Ebba Hagenberg-Miliu
The General-Anzeiger
March 5, 2013

http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/bonn/bonn-zentrum/Jesuitenprovinzial-nimmt-Ex-Rektor-Pater-Theo-Schneider-erneut-in-Schutz-article996090.html

BONN. Kurz vor Veroffentlichung des zweiten von Professor Arnfried Bintig erstellten Aufklarungsberichts zu Missbrauch in Aloisiuskolleg (Ako) und Ako-pro-Seminar Mitte Marz hat sich der Ton im Dialog zwischen der Opfergruppe Eckiger Tisch und Jesuitenprovinzial Stefan Kiechle verscharft.

Dem GA liegen drei Schreiben vor: 100 Fragen der Gruppe an den obersten Jesuiten, seine Antworten und die gestrige Ruckantwort von Heiko Schnitzler, Matthias Katsch und Rudolf Jekel. Im Fokus steht die Frage nach der Verantwortung, die nach Opfermeinung der 2010 bei Bekanntwerden des Skandals zuruckgetretene Rektor Pater Theo Schneider zu tragen habe.

Und zwar in Bezug auf die schon im ersten Aufklarungsbericht erhobenen schweren Missbrauchsvorwurfe gegen seinen Vorganger und Ziehvater Pater Ludger Stuper und gegen den Ex-Leiter des Ako-nahen Vereins Ako-pro-Seminar. Pater Schneider ist heute von Kiechle als Superior in der jesuitischen Gemeindearbeit in Gottingen eingesetzt.

Der Eckige Tisch wirft Schneider "padagogisches Totalversagen" vor und fragt, ob nicht von jahrelanger "unterlassener Hilfeleistung" fur je 800 Schuler geredet werden musse. Schneider habe offentlich seine Kenntnis von grenzverletzendem Verhalten Stupers zugegeben, aber es nur riskant fur seinen Kollegen, nicht fur die Opfer eingestuft. Vom Provinzial erwarte man personelle Konsequenzen.

Die wird Kiechle seinem Antwortschreiben nach nicht ziehen. Er unterscheidet in einem, wie er zugibt, von Pater Schneider gegengelesenen Brief zwischen Mitwisserschaft im moralischen und strafrechtlichen Sinne. Letztere liege nur vor, wenn jemand Taten auch als Straftaten einschatzen konne. Das sei bei Schneider nicht der Fall gewesen. Die FKK-Urlaube Stupers und Schneiders mit Ako-Schulern ruckt der Provinzial in den Rahmen "damaliger liberaler Sexualkultur".

Das Ganze zeige eine aus heutiger Sicht gravierende "Betriebsblindheit", so Kiechle. Schneider sei "wegen seiner starken und von sehr vielen Menschen hoch geschatzten Art positive Symbolfigur fur das Ako" gewesen, "und fur sehr viele Menschen ist er es noch heute". Die der Ako-Leitung zugebilligte Eigenverantwortung habe in der Vergangenheit leider "abgeschottete Machtinseln" und damit "Orte der Gewalt und des Missbrauchs" entstehen lassen, so Kiechle. Zu den Vorfallen im Ako-pro-Seminar wolle er vor Mitte Marz keine Stellung beziehen.

Der Eckige Tisch antwortete Kiechle am Montag mit "wutendem Entsetzen" schon deshalb, weil Pater Schneider Korrektur lesen durfte. Der Provinzial habe sich in wichtigen Punkten zuruck aufs "dunne Eis des Relativierens" begeben, behandle die wichtige Frage der Mitwisserschaft und Verantwortung "oberflachlich" und "leichtfertig". Die Gruppe werde Konsequenzen ziehen. "Wir vertrauen nicht langer auf die Selbstaufarbeitung der Institution, sondern werden uns verstarkt fur eine Aufarbeitung durch neutrale Dritte einsetzen." Die Tur zum Ako selbst sei aber nicht zu, da liefen gute Gesprache.

 

 

 

 

 




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