| Burgermeister Fordert Von Kirche Klare Worte Der Entschuldigung
The Kreis-Anzeiger
February 22, 2013
http://www.kreis-anzeiger.de/lokales/aus-der-nachbarschaft/grebenhain/12863093.htm
Manfred Dickert schreibt an Kardinal – „Offenheit und Ubernahme der Verantwortung“
(cke). Die Einstellung der Missbrauchsstudie durch die katholische Kirche und die noch immer ausstehende Entschuldigung von Kirchenverantwortlichen aus dem Bistum Mainz gegenuber den Opfern, die vom ehemaligen Grebenhainer Pfarrer Wolfgang Grabosch sexuell missbraucht wurden, veranlassten Grebenhains Burgermeister Manfred Dickert, einen Brief an den Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, zu schreiben. Der Rathauschef, in dessen Gemeinde sich ein Teil der widerwartigen Taten ereigneten, fordert eine klare Entschuldigung der Kirche und einen ehrlichen Umgang mit den Missbrauchsfallen.
„Die Berichterstattungen in der Presse vom Januar zu dem mit einem gro?en Eklat gescheiterten Forschungsprojekt der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch an Minderjahrigen durch das kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen machen zutiefst betroffen“, schreibt Dickert an den Kardinal. Zum Brief veranlasst sehe er sich durch die Haltung der katholischen Kirche, des Bistums, gegenuber den Missbrauchsopfern aus der Gemeinde Grebenhain und der umliegenden Dorfer im Einzugsbereich des von Pfarrer Grabosch gefuhrten Dekanats. „Meine bisherigen Kenntnisse reichen nur bis zu einem Mitgefuhl der Kirche mit den Opfern. Ihnen sind sicherlich die systematischen schweren Vergewaltigungen von Kindern und Jugendlichen unter raffinierter Ausnutzung der unangefochtenen Stellung von Grabosch in der Gemeinde bekannt. Nach Berichterstattung im Lauterbacher Anzeiger wandten sich zwei Opfer an das Bistum. Ich zitiere: ‚Spatestens seit dem Jahr 1999 wusste das Bistum sehr genau Bescheid – und tat nichts. Jedenfalls gelangten die Vorwurfe nicht bis zur Staatsanwaltschaft. Kernpunkt des seltsamen Vorganges: Damals waren die Taten noch nicht verjahrt gewesen, Grabosch hatte noch zur Verantwortung gezogen werden konnen, war gesundheitlich wohl auch noch in einem anderen Zustand als zum Zeitpunkt des 2010 endlich eingeleiteten Ermittlungsverfahrens, als er dement in einem Seniorenheim lebte. Dieses Verfahren kam 10 Jahre zu spat und scheiterte an der Verjahrungsfrist.‘“, schreibt Dickert und zitiert weitere Au?erungen zweier Opfer, die im LA ihre Geschichte geschildert hatten: „Den Opfern hatte Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre keiner geglaubt.“ „Wir hatten doch nur gehort: Erzahl so keinen Unsinn.“ Und: „Wir sto?en immer noch auf Unverstandnis“, hatten beide ubereinstimmend gesagt. Die Opfer hatten nach wie vor das Gefuhl, sich rechtfertigen zu mussen, dass sie einen angesehenen Seelsorger beschuldigen, zeigt sich Dickert in seinem Schreiben uberzeugt.
„Fur mich stellt sich heute, auch und gerade vor dem Hintergrund des gescheiterten Forschungsprojektes, die Frage, wie geht die Kirche wirklich mit den Opfern um, werden seelsorgerische Gesprache gefuhrt, erfolgt eine Begleitung der Opfer und ganz wichtig, wann erfolgt eine Entschuldigung der Kirche? Es drangt sich der Gedanke auf: Oder soll einfach der Deckel auf den Missbrauch gelegt werden?“, schreibt Dickert. Pfarrer Grabosch sei von Lehmann und dem Bistum in die Gemeinde geschickt worden, um in dem Auftrag der Kirche als Seelsorger fur die Glaubigen und die Gemeinde zu wirken und sei zudem noch dreimal zum Dekan bestatigt worden. „Ich halte es fur geboten, dass sich die daraus ergebene Verantwortung auch getragen wird. Ebenso halte ich es fur geboten, dass die Ihnen von der Staatsanwaltschaft ubergebenen Ermittlungsakten offentlich gemacht werden. Dies ware der objektive Schritt und der Weg der Offenheit, ohne dass die Opfer sich erneut an die Offentlichkeit wenden und sich offenbaren mussen. Ich bitte Sie eindringlich: Stellen Sie sich den Opfern, stellen Sie sich der schonungslosen Aufklarung und finden Sie auch klare Worte der Entschuldigung. Dies sind Sie den Opfern und der Glaubwurdigkeit der Kirche schuldig.“
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