| Zollitsch Bittet Papst Um Verzeihung Fur Fehler Aus Deutschland
kathweb
February 18, 2013
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Trier, 18.02.2013 (KAP) Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Robert Zollitsch, hat den scheidenden Papst Benedikt XVI. offentlich um Verzeihung fur Fehler aus den Reihen der Kirche in Deutschland gebeten. "Ich mochte den Heiligen Vater um Verzeihung bitten fur alle Fehler, die vielleicht aus dem Raum der Kirche in Deutschland ihm gegenuber begangen wurden", sagte der Freiburger Erzbischof am Montag in Trier, wie die deutsche Katholische Nachrichtenagentur KNA berichtete. Zugleich dankte er Benedikt XVI. "im Namen vieler Millionen Menschen in Deutschland und aller Glaubigen", die sich von ihm "geistlich genahrt und im Glaubensbemuhen unterstutzt fuhlen". Sie hatten Benedikts Dienst als Guter Hirte und Bruckenbauer "als gro?artig erlebt".
Auch viele Menschen, die ihn wegen einzelner Entscheidungen oder Einstellungen nicht verstehen konnten, verehrten diesen Papst deshalb als "geistliche und geistige Autoritat", fugte Zollitsch hinzu.
Der DBK-Vorsitzende hielt seine mit lang anhaltendem Applaus bedachte, streckenweise emotionale Dankrede an den Papst zu Beginn der diesjahrigen DBK-Fruhjahrsvollversammlung in Trier. Zollitsch ging darin auch auf einzelne Elemente des knapp achtjahrigen Pontifikats ein, in dessen Verlauf es wiederholt auch in Deutschland zu Debatten uber den kirchenpolitischen Kurs des Papstes gekommen war.
Zu der viel diskutierten Freiburger Konzerthausrede des Papstes vom September 2011, in der dieser damals eine weniger weltliche Kirche gefordert hatte, betonte Zollitsch: "Heute wissen wir mit mehr Ruhe als damals, dass er die richtige und wichtige Botschaft seines Lebens zur Geltung bringen wollte: Schopft aus den Quellen des Heils und lasst euch das Heil von niemand anderem schenken als vom Herrn." Zugleich betonte der Freiburger Erzbischof den "Geist der Ehrlichkeit und der Selbstkritik", in dem Benedikt XVI. gehandelt habe: "Keiner hat wie er die Fehlbarkeit und Verwundbarkeit der Kirche selbst ausgesprochen." Dazu zahle auch die Ehrlichkeit, als Papst von den "entsetzlichen Wunden zu sprechen", die Geistliche jungen Menschen durch die Erniedrigung mit sexueller Gewalt zugefugt hatten.
Der DBK-Vorsitzende ging in seiner Rede auch auf das Scheitern einzelner Projekte des Pontifikats ein. "Nicht alles ist Papst Benedikt XVI. gegluckt", erklarte Zollitsch wortlich. Dies zu sagen, gehore zur Ehrlichkeit, die der Papst selbst wunsche und praktiziere. So habe er in die Aussohnung mit der Piusbruderschaft viel Kraft investiert, ohne zum Ziel zu kommen. Benedikt XVI. sei dem Unverstandnis der Traditionalisten ebenso ausgesetzt gewesen wie der Enttauschung jener, die auf Reformen in der Kirche drangten. Unter diesen Spannungen, so Zollitsch weiter, habe der Papst "sehr gelitten". Trotz ungerechtfertigter Anfeindungen habe er seinen Dienst beharrlich wahrgenommen in dem Wissen, dass er im Auftrag Gottes steht.
Suche nach Leiter fur Missbrauchsstudie
Im Blick auf die Missbrauchskrise sage Zollitsch, die DBK sei nach der Trennung von dem Kriminologen Christian Pfeiffer weiter auf der Suche nach einem neuen Leiter fur das Gro?projekt einer Gesamtstudie zu den Fallen. Das Projekt werde auf alle Falle fortgefuhrt. "Wir bleiben an der Sache dran." Allerdings erwarte er nicht, dass es bereits wahrend des Treffens zu einer Entscheidung komme, wer mit der Aufarbeitung beauftragt werde.
Die DBK hatte Anfang Janner ihre Zusammenarbeit mit Pfeiffer, dem Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, aufgekundigt. Die DBK begrundete ihren Schritt mit einem Vertrauensverlust. Eine weitere Studie betreute der Direktor des Instituts fur Forensische Psychiatrie der Universitat Duisburg-Essen, Norbert Leygraf. Er legte seine Ergebnisse im Dezember vor. Demnach sind katholische Priester, die Minderjahrige missbraucht haben, in den seltensten Fallen im klinischem Sinn padophil.
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