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Vatikan Wittert "Pogromstimmung"

By Katholische Kirche
Deutschlandfunk
February 2, 2013

http://www.dradio.de/aktuell/1998184/

Prafekt der katholischen Glaubenskongegration, Gerhard Ludwig Muller (Bild: dpa / Armin Weigel)

Erst der Missbrauchsskandal, jetzt die "Pille danach": Der Chef der Glaubenskongregation im Vatikan, Gerhard Ludwig Muller, hat eine aufkommende "Pogromstimmung" gegen die katholische Kirche kritisiert. Der Humanistische Verband Deutschlands kritisierte die Au?erung als Tatsachenverdrehung auf Kosten der Opfer.

Nachdem die Aufarbeitung des jahrzehntelangen sexuellen Missbrauchs von Minderjahrigen durch katholische Geistliche auf Eis gelegt wurde, streitet die katholische Kirche in Deutschland nun uber die "Pille danach" an Vergewaltigungsopfer. Der Kolner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, bezeichnete die Verabreichung des Medikaments als vertretbar. Einige der 435 deutschen Krankenhauser in katholischer Tragerschaft wollen ihm folgen.

Die Gegner wie das Erzbistum Berlin bekommen Unterstutzung aus dem Vatikan: "Eine Kultur des Todes hat keine Zukunft", sagte der oberste katholische Glaubenshuter, Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Muller, der Zeitung "Die Welt". "Wenn wir versuchen, nicht nur die Kirche an zeitgeistige Ideologien anzupassen, sondern auch das naturliche Sittengesetz, geraten wir an ganz gewichtige Mangel. Deshalb kampfen wir auch gegen Abtreibung: die Totung von Menschen im Mutterleib."

Kritik wie von "totalitaren Ideologien"

Vatikan erzurnt uber "feindselige" Kritik (Bild: picture alliance / dpa)

Der Prafekt der Glaubenskongregation kritisierte zugleich "gezielte Diskreditierungskampagnen" und eine aufkommende "Pogromstimmung" gegen die katholische Kirche. Dies habe dazu gefuhrt, "dass Geistliche in manchen Bereichen schon jetzt ganz offentlich angepobelt werden", sagte Muller. "Die daraus entstandene Stimmung sieht man in vielen Blogs. Auch im Fernsehen werden Attacken gegen die katholische Kirche geritten, deren Rustzeug zuruckgeht auf den Kampf der totalitaren Ideologien gegen das Christentum. Hier wachst eine kunstlich erzeugte Wut, die gelegentlich schon heute an eine Pogromstimmung erinnert." Die Betrachtungsweise sei "feindselig, wenn man die veroffentlichte Meinung als Ma?stab nimmt".

Muller war vor seiner Ernennung zum Prafekten der Glaubenskongregation durch Papst Benedikt XVI. im vergangenen Jahr Erzbischof von Regensburg.

"Bizarre Au?erungen"

Der Humanistische Verband Deutschlands sprach von "bizarren Au?erungen" des Bischofs. Das Bild einer Pogromstimmung gegen die eigene Kirche zu verwenden, ist schlicht eine Beleidigung fur die Opfer tatsachlicher Pogrome", erklarte Vizeprasident Helmut Fink. "Muller schamt sich offenbar nicht, die Mitverantwortung des von ihm gehuteten Glaubens fur Pogrome in der Vergangenheit in eine heutige Opferrolle umzudeuten."

Es wirke grotesk, wenn der oberste katholische Glaubenshuter "angesichts der offenkundigen Unfahigkeit seiner Kirche, mit dem jahrzehntelang vertuschten weltweiten sexuellen Missbrauch durch Geistliche in redlicher Weise aufzuraumen, die Kirche in der Rolle eines unschuldigen Opfers sieht", sagte Fink weiter. "Die Vergleiche Mullers zeigen wieder einmal, wie fremd der romischen Kirche die Werte der Aufklarung und der offene Umgang mit Kritik auch heute noch sind."

Justizministerin kritisiert Muller

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Bild: Deutschlandradio - Bettina Straub)

Auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) kritisierte die Au?erungen Mullers scharf. "Vergleiche mit dem Holocaust sind geschmacklos, wenn es um unterschiedliche Auffassungen in unserer Gesellschaft zu aktuellen Fragen wie auch der Rolle der Ehe, Familie und eingetragenen Lebenspartnerschaften geht", sagte sie der "Welt am Sonntag". "Die Katholische Kirche muss sich drangenden Problemen stellen und kann sich nicht durch Verweis auf vermeintliche Sonderstellung ihrer Verantwortung entziehen."

 

 

 

 

 




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