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Uberforderte Ingenbohler Schwestern Qualten Zoglinge

Sudostschweiz
January 24, 2013

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Ingenbohl SZ. – Die vom Kloster beauftragte Expertengruppe hat am Mittwoch nach zweijahriger Arbeit ihren Bericht vorgestellt. Ausloser war der 2010 ausgestrahlten Dokumentarfilm «Das Kinderzuchthaus» von Beat Bieri. Darin geht es um die Erziehungsanstalt Rathausen bei Luzern, in der - neben vielen anderen Heimen - Ingenbohler Schwestern tatig waren.

Der Kommission unter dem Vorsitz des Wettinger Anwalts Magnus Kung wollte nach eigenen Angaben weder richten noch entschuldigen, sondern erklaren. Man habe Antworten finden wollen, warum eine nicht unerhebliche Anzahl von Kindern so hilflos ihren Peinigern ausgesetzt gewesen sei, sagte Kung.

Das Gremium kam zum Schluss, dass das Kloster, aber auch Behorden, Aufsichtsorgane und Heimdirektoren eine Schuld treffe. Es habe Ubergriffe und Fehlverhalten gegeben, die nicht hatten passieren und nicht hatten geduldet werden durfen, sagte Kung. Die Betroffenen hatten das Mitgefuhl des Klosters verdient.

Das Kloster reagierte mit «Traurigkeit» und «Bedauern» darauf, dass «Mitschwestern in Einzelfallen in der Erziehungsarbeit unangemessen gehandelt haben». Provinzoberin Marie-Marthe Schonenberger sagte, als sie von den Vorfallen in Rathausen gehort habe, sei sie schockiert gewesen. Der Bericht sei ein Mahnmal und solle auch der Pravention dienen.

Die Kommission stiess bei ihrer Untersuchung auf zum Teil unhaltbare Zustande. Der Padagoge Anton Strittmatter sagte, die dokumentierte Not der ausgelieferten Kinder hatten bei ihm mehrmals Trauer, Wut, Entsetzen und Ubelkeit hochkommen lassen.

Eine Schwierigkeit der Kommission war, dass sich nicht alle Zeugnisse von ehemaligen Zoglingen mit Fakten bestatigen liessen. Trotzdem sei es plausibel, dass auch Schwestern sexuelle Ubergriffe begangen hatten, sagte Strittmatter. Zumindest gebe es keine plausiblen Grunde dagegen.

Dass es in den Heimen zu Ubergriffen kam, liegt nach Ansicht der Kommission auch an den schwierigen Umstanden, unter denen die Schwestern bis zur Erschopfung arbeiten mussten. Die Schwestern waren ungenugend ausgebildet, die Infrastruktur war mangelhaft, die Betreuungsquoten waren unzumutbar, die Amtsstellen uninteressiert.

Neben dem Leid der Kinder habe es auch viel Leid bei den uberforderten Schwestern gegeben, sagte Strittmatter. Es habe unter den Schwestern Wohltaterinnen, Taterinnen und Opfer gegeben.

Der Historiker Carlo Moos sagte, dass die Schwestern von ihrer Einstellung her zur Ausbeutung pradestiniert gewesen seien. Je mehr sie ausgebeutet worden seien, umso mehr hatten sich viele in ihrem Dienst am Kreuz bestatigt gefuhlt.

Dazu kam zu oft eine Politik des Wegschauens. Statt einer Fehler- und Qualitatskultur gab es Selbstgerechtigkeit. Der gute Ruf der Gemeinschaft und der Kirche sei oft wichtiger gewesen als das Wohlergehen der Kinder, sagte der Kommissionsprasident.

Die Kommission untersuchte auch angebliche Totungen und Suizide im Kinderheim Rathausen. Diese liessen sich jedoch im juristischen Sinn nicht bestatigten. In einem Falle geht die Kommission aber davon aus, dass sich die Schwestern einer Unterlassung der Nothilfe schuldig gemacht haben. (sda)

 

 

 

 

 




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