| Wurzburg: Bischofe Berieten Uber Eklat Um Missbrauchsstudie
kathweb
January 23, 2013
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Munchen (KAP) Der Standige Rat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hat am Dienstagabend seine zweitagige Krisensitzung in Wurzburg beendet. Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals nach dem Zerwurfnis der Bischofe mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer stand im Mittelpunkt. Das Thema wird die DBK auch in den nachsten Monaten intensiv beschaftigen. Zum Abschluss des Treffens gab es keine offentliche Erklarung zur weiteren Vorgehensweise.
Innerhalb der DBK forderte der Eichstatter Bischof Gregor Hanke Selbstkritik. Man musse sich der Frage stellen, warum man die Probleme, an denen die Zusammenarbeit der Bischofe mit Pfeiffer letztendlich gescheitert waren, "nicht schon am Anfang" in den Blick genommen habe.
Es werde jetzt nach einem neuen Partner gesucht, sagte im Anschluss an die Wurzburger Tagung eine DBK-Sprecherin laut deutschen Medienberichten. In den kommenden Wochen werde es Gesprache dazu geben. Einige Institute hatten ihre Dienste bereits angeboten.
Die DBK hatte die Studie, die Kindesmissbrauch in den Reihen der katholischen Kirche seit dem Zweiten Weltkrieg grundlegend aufarbeiten soll, zunachst an den Kriminologen Christian Pfeiffer vergeben. Innerhalb der DBK wurde die Auftragsvergabe an Pfeiffer mit dem Prestige-Charakter des Projekts begrundet. Das gemeinsame Projekt scheiterte allerdings Anfang Janner. Der "Verband der Diozesen Deutschlands" (VDD; er ist der Rechtstrager der DBK) kundigte die Zusammenarbeit.
Pfeiffer warf danach der Kirche Zensurversuche und Aktenvernichtung vor. Die DBK wies die Vorwurfe zuruck.
In dem Streit musste die DBK laut "Suddeutscher Zeitung" (Dienstag) offenbar einen Ruckschlag hinnehmen. Der Anwalt des VVD habe einen Antrag vor dem Hamburger Landgericht zuruckgezogen, der Pfeiffer kritische Aussagen uber die Rolle der Kirche bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals untersagen wollte. "Damit ist dieser erneute Zensurversuch gescheitert", zitiert das Blatt den Kriminologen. In einem Interview mit dem "Spiegel" (Onlineausgabe Dienstag) sprach Pfeiffer sogar von einer "reinen Show", die die DBK in Form ihres Antrags auf Erlass einer einstweiligen Verfugung habe abziehen wollen. Noch am Samstag hatte DBK-Sprecher Matthias Kopp der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA berichtet, Anwalte des VVD hatten an Pfeiffer und sein Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) einen zweiten Antrag in Form einer "konkretisierten Abmahnung" gerichtet.
"Eindruck von Unprofessionalitat"
Der Rottenburger Bischof Gebhard Furst berichtete am Mittwoch laut KNA gegenuber Journalisten, die Bischofe hatten sich bei ihrem Zusammentreffen in Wurzburg einstimmig fur die Suche nach einem neuen wissenschaftlichen Partner zur Erforschung des sexuellen Missbrauchs ausgesprochen. Der Ausstieg aus der Zusammenarbeit mit dem KFN habe der Kirche schwer geschadet, so Furst weiter. Es sei der Eindruck entstanden, die Kirche wolle nicht aufklaren. Dies sei falsch.
Der Rottenburger Generalvikar Clemens Stroppel kritisierte, die nachtraglichen Vertragsverhandlungen zwischen Pfeiffer und dem VVD uber das Projekt seien "unprofessionell" verlaufen.
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