| Deutsche Bischofskonferenz Stellt Abschlussbericht Zur Hotline Fur Betroffene Sexuellen Missbrauchs Vor
Deutsche Bischofskonferenz
January 17, 2013
http://www.dbk.de/presse/details/?presseid=2245&cHash=2200733d2142095692fbf087509de363
[Statement von Bischof Dr. Stephan Ackermann]
[Statement von Dr. Andreas Zimmer]
[Hotline der Bischofskonferenz fur Opfer sexualisierter Gewalt durchgefuhrt von der Lebensberatung im Bistum Trier]
[Bericht zum Abschluss der Tatigkeit der Hotline der Deutschen Bischofskonferenz fur Opfer sexuellen Missbrauchs - Teil 1]
[Bericht zum Abschluss der Tatigkeit der Hotline der Deutschen Bischofskonferenz fur Opfer sexuellen Missbrauchs - Teil 2]
Die Deutsche Bischofskonferenz und die Lebensberatung des Bistums Trier haben heute in Trier den „Tatigkeitsbericht zum Abschluss der Telefonhotline der Deutschen Bischofskonferenz fur Betroffene sexuellen Missbrauchs“ vorgestellt.
Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz hat die Lebensberatung des Bistums Trier im Marz 2010 eine bundesweite Beratungshotline fur Betroffene sexueller Gewalt gestartet. Ziel war es, die Betroffenen zu ermutigen, uber den sexuellen Missbrauch zu sprechen, der ihnen im Bereich der katholischen Kirche angetan wurde, und sie bei der Aufarbeitung des Erlebten zu unterstutzen. Dafur standen geschulte Beraterinnen und Therapeuten bereit. Die Hotline gehorte zu einem umfassenden Ma?nahmenpaket, das die Fruhjahrs-Vollversammlung der deutschen Bischofe im Februar 2010 beschlossen hatte. Die gebuhrenfreie Telefonhotline, verbunden mit der Moglichkeit zu Internetberatung, war fur viele Betroffene erster Anlaufpunkt, Beratungs- und Beschwerdestelle und diente ihnen so als Turoffner und Lotse in der Vermittlung weiterer Beratungsangebote in ihrer ortlichen Nahe. Das Hotline-Angebot war nach Freischaltung bis September 2011 vorgesehen, wurde dann jedoch zunachst bis April 2012 und spater bis Dezember 2012 verlangert. Ende Dezember 2012 erfolgte die Abschaltung, da die sinkende Nachfrage schon seit langerer Zeit eine Aufrechterhaltung des Telefon-, Internet- und postalischen Beratungsangebots nicht mehr rechtfertigte. Betroffene konnen sich weiterhin an die diozesanen Ansprechpartner und Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen der jeweiligen Bistumer sowie die Beratungsstellen des Deutschen Caritasverbandes und die Telefonseelsorge wenden und deren umfangreiche Angebote in Anspruch nehmen. Neben eigener qualifizierter Beratung vermitteln sie auch, soweit gewunscht, den Kontakt zu externen Beratungsstellen. Die Internetseite www.praevention-kirche.de halt die entsprechenden Kontaktdaten und Informationen nach wie vor bereit.
Bereits im Herbst 2010 stellte die Deutsche Bischofskonferenz einen Zwischenbericht vor. In die jetzt erfolgte, abschlie?ende Auswertung flossen Daten bis einschlie?lich August 2011 ein. Insgesamt wurden 8.465 Gesprache gefuhrt, im Jahr 2012 waren es 691 Gesprache. Aus den erstellten Statistikbogen ergaben sich 1.596 verwertbare Datensatze, die in die Auswertung eingeflossen sind. Bei der Internetberatung registrierte der Server 2.501 Nachrichten von 352 Personen. Teilweise gab es pro Ratsuchendem und geschultem Berater nur zweimal einen Austausch, andere wurden uber einen langeren Zeitraum begleitet. Die qualifizierten Fachexperten waren in der Beratungsarbeit der Dienststellen der Lebensberatung im Bistum Trier tatig und verfugten uber mindestens drei Jahre Berufserfahrung im psychologisch-therapeutischen Bereich. Aus dem Internetangebot fanden 316 Datensatze in der jetzt vorgestellten Auswertung Berucksichtigung, von den postalisch beim Bonner Buro des Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz eingegangenen 600 Briefen 183. Als nicht verwertbar wurden beispielsweise Anrufe mit Schweigen oder Auflegen, Beschimpfungen oder Scherzanrufe eingeordnet. Somit lagen 2.095 Datensatze vor, darunter 271 Mehrfachanrufer. Der Datensatz wurde um diese bereinigt, wenn Aussagen uber Tatumfeld, Tater und Auswirkungen der Taten getroffen werden sollten, sodass sich der Gro?teil der Ergebnisse auf eine Datenbasis von 1.824 Fallen bezieht. Die Betroffenen bestimmten das Ausma? der registrierten und verwerteten Daten selbst.
Der Abschlussbericht fuhrt unter anderem Geschlecht, Alter, Art des Delikts und der katholischen Einrichtungen wie Internate, Pfarreien, Heime oder Zeltlager, sowie die Folgen des sexuellen Missbrauchs wie zum Beispiel sogenannte Flashbacks, Depressionen, Panikattacken, Suchterkrankungen und Misstrauen gegenuber der Kirche und Menschen auf. Bei den gemeldeten Fallen handelte sich um Taten, die den kriminologischen Charakter einer Beziehungstat erfullten und die Tater demnach eine enge soziale Beziehung arrangierten, die Taten systematisch planten und die Betroffenen uber langere Zeit ausnutzten.
Bischof Dr. Stephan Ackermann, der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz fur Fragen sexuellen Missbrauchs Minderjahriger im kirchlichen Bereich, bedankte sich bei allen Betroffenen, deren Freunden und Angehorigen, die die Hotline genutzt haben, fur den Mut und das Vertrauen, das sie damit der Kirche geschenkt hatten. „Wir wollen das Vertrauen nutzen, um mit allen Kraften heute und in Zukunft das Verbrechen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen zu verhindern“, so Bischof Ackermann. Er versicherte, dass die Bischofe sich „weiterhin mit gleichbleibender Intensitat und Konsequenz um eine grundliche und transparente Aufarbeitung bemuhen werden“. Dies sei man der Glaubwurdigkeit der Arbeit und des Engagements vieler Mitarbeiter sowie den Mitgliedern der katholischen Kirche schuldig, sagte Bischof Ackermann und hob hervor: „Wir sind es auch den Betroffenen schuldig, die darauf hoffen, dass die katholische Kirche sich auch in wissenschaftlich-systematischer Hinsicht der Aufarbeitung stellt“. Fur Betroffene gabe es selbstverstandlich auch weiterhin umfangreiche kirchliche Beratungsangebote. Das wissenschaftliche Forschungsprojekt sei ein wichtiger Baustein im Ma?nahmenpaket, aber eben nicht der einzige.
Dr. Andreas Zimmer, Praventionsbeauftragter und Leiter des Arbeitsbereichs Beratungsdienste beim Bistum Trier, erganzte: „Weltweit gab es zum ersten Mal fur Betroffene eine solche Hotline der katholischen Kirche, und sie wurde mit hohem Bedarf genutzt.“ Jedes Schicksal sei einzigartig und verlange, dass genau hingeschaut wurde. Von Anfang an hatten zudem auch Menschen das Angebot der Hotline in Anspruch genommen, bei denen die Beschuldigten nicht aus den Reihen kirchlicher Funktionstrager, sondern zum Beispiel aus dem Bereich Familie, staatliche Schule oder Gesundheitswesen stammten. „Die Meldungen der Betroffenen und ihrer Angehorigen hatten Wirkung. Viele fanden Unterstutzung in den beraterischen Angeboten der Hotline“, so Dr. Zimmer.
Die Erkenntnisse des Abschlussberichts werden auch bei der Jahrestagung der Praventionsbeauftragten der Bistumer im Februar sowie bei der Uberprufung der Rahmenordnung „Pravention von sexuellem Missbrauch an Minderjahrigen im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ vom September 2010 Berucksichtigung finden, die Ende Januar startet.
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