| Streit Um Personalakten Des Bistums Trier
The Volksfreund
January 12, 2013
http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/rheinlandpfalz/rheinlandpfalz/Heute-im-Trierischen-Volksfreund-Wurden-Akten-im-Bistum-Trier-vernichtet;art806,3400730
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Sind aus der Personalakte eines Priesters, der über Jahre hinweg Kinder missbraucht hat, Einträge entfernt worden? Dieser Vermutung einzelner Missbrauchsopfer widerspricht das Bistum Trier.
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Nach dem Aus für die Missbrauchsstudie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen wirft dessen Leiter, Kriminologe Christian Pfeiffer, der katholischen Kirche die Vernichtung von Akten vor. Auch Opfer aus dem Bistum Trier vermuten, dass Akten manipuliert worden sein könnten. Das Bistum garantiert die Vollständigkeit der Dokumente.
Trier. Der überraschende Stopp der Missbrauchsstudie durch die katholische Kirche erzeugt heftige Nachwehen: Studien-Leiter Christian Pfeiffer, der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), äußerte Zensurvorwürfe und vermutet Aktenvernichtung. Damit steht der KFN-Chef nicht alleine da. Auch Missbrauchsopfer aus dem Bistum Trier vermuten Manipulation.
Claudia Adams, Opfer und Bloggerin (www.missbrauch-im-bistum-trier.blogspot.de) hatte 2011 einen Antrag auf Einsicht in die Personalakte ihres Peinigers gestellt. Im Trierer Bistumsarchiv studierte sie Wort für Wort. "Am Ende fehlten sieben Seiten", sagt Adams. Das schloss sie aus daumenbreiten Seitenresten. Auch fand sie keine Eintragungen für den Zeitraum von 1975 bis 1979 - die Zeit, in der sie als Kindergartenkind von dem Priester mehrfach missbraucht worden war.
Auch Thomas Schnitzler, Sprecher der Opferinitiative im Bistum Trier (missbit), hatte Einsicht in diese und weitere Akten: "Es sah aus, als seien Seiten her-ausgeschnitten worden", vermutet Schnitzler. Eine weitere Akte hingegen sei vollständig gewesen.
"Bei der Rückgabe hatte meine Tochter gefragt, ob es üblich sei, dass Seiten fehlten", berichtet Alfred Adams. Die Mitarbeiterin des Archivs habe gesagt, dass ihr diese Art von Anordnung fremd sei.
Verdacht der Vertuschung
Ein weiteres Opfer, das anonym bleiben möchte, hatte die Akte des Priesters, der es jahrelang missbraucht hatte, inoffiziell, mit Hilfe eines Kirchen-Insiders, eingesehen. Die letzte Eintragung: ein Urteil und der Hinweis, dass der Priester nicht mit Kindern arbeiten dürfe. "Danach nur noch leere Seiten", sagt der Betroffene. Er vermutet Vertuschung. Claudia Adams und ihr Vater haben ihren Verdacht der Manipulation sogar gegenüber dem Trierer Bischof Stephan Ackermann geäußert. In einem Antwortschreiben, das unserer Zeitung vorliegt, steht: "Der Archivdirektor hat mir noch einmal bestätigt, dass das gesamte amtliche Schrift- und Dokumentationsgut, so wie es von der Bischöflichen Behörde dem Archiv übergeben wurde, ordnungsgemäß archiviert worden ist."
Die Fragen nach den herausgeschnittenen Seiten jedoch blieben offen.
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Eine Erklärung gab gestern André Uzulis, Sprecher des Bistums Trier: Die "Seitenreste" wiesen auf eine bei der damaligen Aktenführung verwendete Bindetechnik hin. Auf den verbleibenden Rand seien Dokumente aufgeklebt worden. "Die in der Akte ,freien Ränder' sind nicht entstanden, weil man etwas nachträglich abgeschnitten hätte, sondern weil sie noch nicht ,beklebt' waren", sagt Uzulis.
Er erklärt weiter, dass Dokumente über Missbrauch nicht zwingend in der Personalakte stehen müssten (siehe Extra links). Wurden nun im Bistum Trier seit Bekanntwerden der Missbrauchsfälle im März 2010 Akten vernichtet? "Für den angefragten Zeitraum kann für das Bistum Trier klar garantiert werden, dass Inhalte der Personalakten nicht vernichtet worden sind", sagt der Bistumssprecher.
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