| Katholische Kirche Geht Juristisch Gegen Kriminologen Vor
The Mittelhessen
January 10, 2013
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Die katholische Kirche ... | Foto: dpa
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Der Hannoveraner Kriminologe Christian Pfeiffer sei aufgefordert worden, nicht mehr von Zensur in der Kirche zu sprechen, weil dies schlichtweg falsch sei, teilte die Bischofskonferenz am Donnerstag in Bonn mit. Der Direktor des ursprunglich mit der Studie beauftragten Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) sagte, er habe von der Kirche eine Unterlassungserklarung erhalten.
Die Bischofe hatten am Mittwoch vorzeitig den Vertrag uber das Projekt mit dem Institut gekundigt. Dessen Leiter Pfeiffer wirft der Kirche die Vernichtung von Missbrauchsakten und Zensur vor. Beides wies die Bischofskonferenz am Donnerstag erneut zuruck. «Es gibt keinerlei Hinweise fur Aktenvernichtungen im kirchlichen Bereich», sagte DBK-Sekretar Hans Langendorfer im Deutschlandfunk. Auch habe es keine Einflussnahme gegeben. «In dem letzten Vertragsentwurf [...] ist uberhaupt keine Rede davon, dass es eine, wie Herr Pfeiffer gerne sagt, Kontrolle, Zensur geben solle.» Langendorfer nannte Pfeiffer einen renommierten Wissenschaftler, der «unserios geworden ist».
Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte hingegen, dass sie stets gute Erfahrungen mit Pfeiffers Institut gemacht habe. «Da hat Herr Pfeiffer immer auch sehr intensiv gearbeitet. [...] Er gehort wirklich mit zu den ersten Adressen in Deutschland.» Es entstehe der Eindruck, dass «die Kirche am Ende die Hand drauf haben wollte, darauf, was soll wirklich veroffentlicht werden und was nicht an Erkenntnissen, die gewonnen werden.»
Pfeiffer sah zunachst keinen Anlass, von seiner Position abzurucken, wollte sich aber noch juristisch beraten. Weil die Kirche ein knappes Jahr nach Vereinbarung der Studie die Veroffentlichung von Ergebnissen nachtraglich reglementieren wollte, hatte er von Zensurversuchen gesprochen.
Der unabhangige Beauftragte der Bundesregierung fur Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rorig, bedauerte den vorlaufigen Stopp des Forschungsprojekts. «Es ware ein ganz wichtiger Baustein im Bereich der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in Deutschland gewesen», sagte Rorig im ZDF-«Morgenmagazin». «Fur Betroffene ist Aufarbeitung sehr, sehr wichtig, um das Erlebte auch gut verarbeiten zu konnen.»
In Berlin gab Rorig auch den Startschuss fur eine Kampagne unter dem Motto «Kein Raum fur Missbrauch». Fernsehspots, Infoblatter und eine neue Internetseite sollen Eltern und Betreuer dazu ermuntern, die Einfuhrung von Schutzkonzepten einzufordern - sowohl in Kitas und Schulen als auch in Sportvereinen und Kirchengemeinden. Analog zur roten Aids-Schleife wird ein wei?es X zum Symbol der neuen Kampagne.
Der Munsteraner Theologe Klaus Muller vermutet einen Machtkampf unter den Bischofen. Insbesondere konservative Geistliche hatten Angst vor den Ergebnissen, sagte der Wissenschaftler vom Exzellenzcluster «Religion und Politik» an der Universitat Munster der Nachrichtenagentur dpa. «Es kann nur daran liegen, dass die Seite der Bischofe, die diese Form der Aufklarung fur richtig halten, unter massivem Druck der konservativen Krafte stehen.»
Die Bischofskonferenz will sich nun einen neuen wissenschaftlichen Partner suchen. Sprecher Matthias Kopp sagte der Zeitung «Mannheimer Morgen», er verwahre sich gegen den Vorwurf, die Aufarbeitung sei an kirchlichem Widerstand gescheitert. «Es gibt kein Bistum, das aus dem Projekt ausgestiegen ist.»
Der Vorsitzende des Netzwerks Betroffener von sexualisierter Gewalt (netzwerkB), Norbert Denef, forderte neue Gesetzte zur Aufklarung sexuellen Missbrauchs. Notig seien eine Anzeige- und Meldepflicht sowie eine Uberarbeitung der Verjahrungsfrist, sagte Denef. «Wenn es darum geht, kleinen Jungs die Vorhaut abzuschneiden, dann sind die Ja-Sager im Bundestag sofort bereit, ein Gesetz zu andern. Wenn es darum geht, Kinder vor sexualisierter Gewalt zu schutzen, dann ist unterm Strich nichts passiert.»
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