| Ende Von Missbrauchsprojekt: Kritik an Bischofen Halt an
The Donaukurier
January 10, 2013
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Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) wirft der katholischen Kirche vor, nicht an der vollstandigen Aufklarung von Missbrauchsfallen interessiert zu sein. Die Kirche sieht sich auch mit dem Vorwurf der Zensur konfrontiert. (Archivfoto)
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Nach der Aufkundigung der Zusammenarbeit mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer bei der Aufarbeitung des Missbrauchskandals halt die Kritik an den katholischen Bischofen an. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zweifelte den Aufklarungswillen der Bischofe an, die katholischen Laien forderten einen neuen Forschungsauftrag.
Vollkommen uberraschend und ohne im Vorfeld erkennbare Anzeichen hatten die Bischofe die Zusammenarbeit mit dem von Pfeiffer geleiteten Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) gekundigt. Als Grund gab die Bischofskonferenz ein zerruttetes Vertrauensverhaltnis zu Pfeiffer an. Dieser wiederum sagte, seine Arbeit sollte zensiert werden. Die Bischofskonferenz verbot Pfeiffer mittlerweile mit einer Unterlassungserklarung, weiter offentlich den Zensurvorwurf zu erheben, wie ein Sprecher der Bischofskonferenz bestatigte. Es habe keine Zensur gegeben, sagte der Sprecher.
Im Jahr 2010 waren zahlreiche Missbrauchsfalle durch Verantwortliche der katholischen Kirche in Deutschland bekannt geworden. Im Zuge der Aufarbeitung des Skandals vereinbarten die Bischofe im Juli 2011 mit dem KFN, auf Grundlage der Personalakten eine wissenschaftliche Arbeit zu erstellen. Dazu sollte das KFN die Personalakten von neun ausgewahlten Bistumern seit 1945 sowie aus den ubrigen 18 Bistumern aus den Jahren 2000 bis 2010 prufen. Die Forscher sollten aber keinen direkten Einblick in die Akten haben, um den Datenschutz zu wahren. Zudem waren umfangreiche Befragungen von Opfern und Tatern geplant.
Dass diese Zusammenarbeit nun gekundigt wurde, fuhrte die Bundesjustizministerin darauf zuruck, dass die katholische Kirche womoglich nicht an der vollstandigen Aufklarung der Missbrauchsfalle interessiert sei. Die Entscheidung erwecke den Eindruck, als wollten Kirchen-Vertreter letztlich doch nicht alles unabhangig aufklaren lassen, sagte Leutheusser-Schnarrenberger im Deutschlandfunk. Moglicherweise habe die Kirche am Ende ihre Hand auf gewonnenen Erkenntnisse halten wollen. In der "Suddeutschen Zeitung" stellte sie sich hinter das KFN und bezeichnete dies als "eine der ersten Adressen" fur eine unabhangige wissenschaftliche Aufarbeitung.
Ein Sprecher der Bischofskonferenz wollte die Au?erungen der Bundesjustizministerin nicht kommentieren. Derweil sagte der Prasident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Gluck, dem SWR, das Ende der Studie sei ein "au?erordentlich schadlicher Vorgang". Der Chef der katholischen Laienvertretung forderte die Bischofe auf, bei ihrer nachsten Sitzung Ende Januar ihren "Aufklarungswillen" zu bekraftigen. Die Bischofe mussten dann deutlich sagen, dass sie eine neue Untersuchung in Auftrag geben.
Der Prasident des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, erhob in der "Saarbrucker Zeitung" schwere Vorwurfe gegen den Klerus. "Ich habe den Verdacht, dass starke Krafte in der katholischen Kirche jetzt nach der Methode Vergessen-und-Vergeben arbeiten", sagte Hilgers. Aktuell gebe es keine neuen Missbrauchskandale, weshalb in Kirchenkreisen offenbar geglaubt werde, "den Mantel des Schweigens" daruber hangen zu konnen.
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