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"an Ihren Taten Werdet Ihr Sie Erkennen"

By Harald Biskup
Frankfurter Rundschau
January 10, 2013

http://www.fr-online.de/politik/betroffene--es-hat-sich-nichts-geaendert-,1472596,21423952.html

Die Kirche hat ein Kommunikationsproblem: Klart sie Missbrauch auf oder verschweigt sie Wesentliches? Foto: dpa

Herr Denef, wie beurteilen Sie das Scheitern des Forschungsprojekts?

Das hatte sich ja schon abgezeichnet, und ich fuhle mich mit meinen Befurchtungen bestatigt. Das Modell konnte auf der Basis einer freiwilligen Selbstverpflichtung der katholischen Kirche einfach nicht funktionieren. Die gemeinsame Unterzeichnung des Vertrags durch den Vertreter der Bischofskonferenz und den Kriminologen Christian Pfeiffer war eine gro?e Aktion fur die Presse. Passiert ist danach nichts mehr.

Am Anfang hatte man den Eindruck, dass es von der Amtskirche einen ernsthaften Aufklarungswillen gab.

Der stand auf dem Papier, aber letztlich gilt auch hier der alte Bibelspruch: An ihren Taten werdet ihr sie erkennen. Die katholische Kirche als hierarchisch strukturierte Organisation hatte die Riesenchance gehabt – und sie hat sie immer noch – zu sagen: Wir setzen ein Zeichen und machen den Weg frei, indem wir die von meiner Vereinigung und vielen Opfern seit Langem geforderte Aufhebung von Verjahrungsfristen fur Sexualstraftaten vorantreiben.

Fehlt es der katholischen Kirche an der wirklichen Bereitschaft zur schonungslosen Offenheit?

Seit drei Jahren wird das Thema offentlich diskutiert, aber es ist im Grunde nichts passiert. Auch der Runde Tisch „Sexueller Kindesmissbrauch“, bei dem ja Politik und Kirche einen gemeinsamen Weg gegangen sind, hat aus Sicht der Betroffenen komplett versagt. De facto hat sich nichts verandert.

Norbert Denef, vom Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt, wurde jahrelang missbraucht.

Was halten Sie von der Ankundigung der Kirche, nach dem Bruch mit Christian Pfeiffer einen neuen wissenschaftlichen Partner zu suchen?

Wir haben den Verdacht, dass die Kirche an einer wirklichen Offenlegung aller Daten nicht interessiert ist und halten den Zensurvorwurf von Professor Pfeiffer fur glaubhaft. Wenn man sich jetzt einen anderen Gutachter sucht, der zu Bedingungen arbeiten soll, die von der Kirche diktiert werden, hat das mit wissenschaftlicher Aufarbeitung nichts zu tun. Man kauft sich sozusagen Leute, die das Ergebnis liefern, das man haben mochte. Das nenne ich Manipulation statt Objektivitat.

Wie gro? ist der Vertrauensverlust durch die Beendung des Projekts?

Da war leider nicht mehr viel zu verlieren, weil es von Anfang an bei sehr vielen Opfern an Vertrauen gegenuber der Institution Kirche gemangelt hat. Die Kirche konnte eine Pionierrolle ubernehmen und dadurch sicher viel verloren gegangenes Vertrauen zuruckgewinnen, wenn sie im Sinne einer Abschaffung der Verjahrungsfristen auf den Gesetzgeber einwirken wurde. Die Schweiz hat uns gerade vorgemacht, dass in dieser Frage Bewegung moglich ist.

 

 

 

 

 




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