| Wollte Katholische Kirche Missbrauchs-Fehler Vertuschen?
The Focus
January 9, 2013
http://www.focus.de/politik/deutschland/kriminologe-christian-pfeiffer-erhebt-vorwuerfe-wollte-katholische-kirche-missbrauchs-fehler-vertuschen_aid_894277.html
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Kirchturmspitze des Osnabrücker Doms – die katholische Kirche steht wegen des Missbrauch-Skandals in der Kritik
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Eigentlich sollte der Kriminologe Christian Pfeiffer den Missbrauchs-Skandal in der Kirche untersuchen. Nun gibt es Streit: Pfeiffer sagt, die Katholiken hätten Veröffentlichen zensieren wollen – und spricht von offenbar vernichteten Akten.
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Der Kriminologe Christian Pfeiffer erhebt schwere Vorwürfe gegen die katholische Kirche. Das Projekt um die wissenschaftliche Aufarbeitung des Missbrauchsskandals sei an „Zensur- und Kontrollwünschen“ gescheitert, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ vom Mittwoch. Zudem habe er Hinweise erhalten, dass Akten vernichtet worden seien. „Ich denke, das hängt mit den Akten-Inhalten zusammen, dass da auch Fehler der Kirche passiert sind“, ergänzte er im „Morgenmagazin“ des ZDF. Der Sekretär der deutschen Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, widersprach dieser Darstellung. „Für eine Vernichtung von Täterakten habe ich keinerlei Anhaltspunkte.“
Um die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals ist also heftiger Streit entbrannt, in dessen Folge das Projekt zu scheitern droht. Die Bischofskonferenz und der von ihr beauftragte Kriminologe Pfeiffer erheben schwere Vorwürfe gegeneinander. Noch ist das Aus der bereits 2011 abgekündigten Studie noch nicht besiegelt: „Ob mit Pfeiffer oder ohne, das Projekt läuft weiter“, hatte der Sprecher der Konferenz Matthias Kopp am Dienstag gesagt. Beide Seiten haben sich bis Ende dieser Woche eine Frist gesetzt, um über den Fortgang der Studie zu entscheiden.
Kirche wollte Veröffentlichungen offenbar zensieren
Wie der „Trierische Volksfreund“ am Mittwoch berichtet, stößt sich die Kirche am Auftreten Pfeiffers und sieht das Vertrauensverhältnis als zerrüttet an. „Das Projekt stockt“, sagte Kopp der Zeitung. Pfeiffer seinerseits ist über die nachträgliche Forderung der Kirche entrüstet, in die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen eingreifen zu können. Laut Pfeiffer hatte die Kirche nach Widerstand in den eigenen Reihen Veröffentlichungen notfalls verbieten, zumindest aber schriftlich genehmigen wollen. Eine vorzeitige Kündigung des Vertrages wurde dem Institut angekündigt.
Der 2010 bekanntgewordene Skandal um den jahrzehntelangen sexuellen Missbrauch vieler Kinder und Jugendlicher in katholischen Einrichtungen hatte die Kirche in ihren Grundfesten erschüttert. Das Forschungsvorhaben war von der Kirche als ein Baustein gedacht, um die Problematik zu analysieren, neue Missbrauchsfälle zu verhindern und Vertrauen zurückzugewinnen.
Pfeiffer: „Dann kam nur noch Schweigen“
Um Licht in das dunkle Kapitel der Kirche zu bringen, sollte das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) sexuellen Missbrauch von Minderjährigen auf der Grundlage von Personalakten seit 1945 unabhängig aufarbeiten. Zur Wahrung des Datenschutzes hätte das KFN anonymisierte Daten aus den Akten erhalten, die Archivmitarbeiter und geschulte Juristen sichten sollten. Damit hätten erstmals kirchenfremde Fachleute Zugang zu den Kirchenarchiven erhalten. Ein Zusammenschluss konservativer Priester protestierte aber schnell gegen fremde Blicke in die Akten.
Es habe in der Tat Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit zwischen Pfeiffer und der katholische Kirche gegeben, hieß es am Dienstagabend aus Kirchenkreisen. Pfeiffer sagte im „Morgenmagazin“, die Kirche habe durch eine Veröffentlichung von Akten-Inhalten offenbar schwere Beschädigungen erwartet. Seine Frage, ob tatsächlich Akten vernichtet worden seien, habe die Bischofskonferenz ignoriert: „Dann kam nur noch Schweigen. Es kam nur noch die Antwort, dass allein diese Anfrage das Vertrauen zerstört.“
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