| Kein Anschluss Unter Dieser Nummer
Deutche Welle
January 1, 2013
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Die katholische Kirche schaltet ihre Hotline fur Opfer von sexuellem Missbrauch ab. Sie bietet aber weiterhin Beratung an. Nach Ansicht von Kritikern gibt es nicht genugend Hilfe fur Opfer sexualisierter Gewalt.
Wenn es nach Matthias Kopp, dem Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz geht, dann hat die Telefon-Hotline der katholischen Kirche ihren Dienst erfullt. Zweieinhalb Jahre lang gab es dieses Beratungsangebot, um Missbrauchsopfern und ihren Angehorigen als erste Anlaufstelle zu dienen. Mittlerweile werde die Nummer aber kaum mehr gewahlt, sagte Kopp im Gesprach mit der Deutschen Welle. Deshalb wird die Hotline Ende des Jahres abgeschaltet.
Kritik an der katholischen Kirche
Eine Entscheidung, die Johannes-Wilhelm Rorig kritisch sieht. Er ist der Unabhangige Beauftragte der Bundesregierung fur Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Telefon-Hotlines seien "wichtig fur den ersten Schritt, um Hilfe zu suchen", sagte er der ARD.
Die kostenlose Telefon-Hotline war 2010 eingerichtet worden. Damals war ein Missbrauchsskandal im katholischen Canisius-Colleg in Berlin bekannt geworden, woraufhin immer weitere Falle ans Licht kamen. Bald war klar: Uberall in Deutschland gab es Madchen und Jungen, die von Mitarbeitern der katholischen Kirche zu sexuellen Handlungen gezwungen wurden. Zahlreiche Kleriker und Laien gerieten unter Missbrauchsverdacht. Die Telefon-Hotline war die erste deutschlandweite Anlaufstelle fur Opfer. Betreut wurde sie vom Bistum Trier.
Einige tausend Menschen nutzten das Angebot. "Wer bei der Hotline anrief, dem wurde Hilfe vermittelt", sagt Matthias Kopp, "sei es therapeutische Hilfe, seien es weiterfuhrende Beratungsangebote". Dass die Hotline nun eingestellt wird, habe keine finanziellen Grunde, sondern liege schlicht an der mangelnden Nachfrage. "Bereits im Fruhjahr 2012 haben wir gemerkt, dass kaum noch Anrufe kommen", sagt Kopp. "Deshalb habe ich im April angekundigt, dass die Hotline Ende 2012 auslauft."
Forderung nach Kontrolle
Die Kritik des Bundesbeauftragten Rorig kann Kopp nicht nachvollziehen. "Wer hat seit dem Jahr 2010 eine Hotline geschaltet?" fragt er und liefert die Antwort gleich mit: "Das war nicht die Bundesregierung und auch nicht eine andere gesellschaftliche Gruppe. Es war die katholische Kirche."
Genau von dieser Konstellation halt Michael Ermisch wenig. Der Vorstandsvorsitzende der Bundesinitiative Betroffener von sexualisierter Gewalt und Missbrauch e.V. kritisiert, dass die katholische Kirche zwar Beratung fur Missbrauchsopfer anbiete, aber keine Kontrolle von au?en zulasse. Grundsatzlich halt Ermisch, der selbst missbraucht wurde, Telefon-Hotlines als erste Anlaufstelle allerdings fur sinnvoll.
Angst vor Offenbarung
"Betroffene haben oft das Problem, sich zu offenbaren", sagt Ermisch. "Das Problem ist: Wenn man sich an eine staatliche Einrichtung wendet, ist diese verpflichtet, sofort die Ermittlungsbehorden einzuschalten. Oft sind Betroffene aber noch gar nicht dazu in der Lage, sich Vernehmungen durch das Landeskriminalamt zu stellen - und wollen es auch gar nicht, weil sie Angst haben, dass die Tater sie weiter erpressen."
Ermisch kritisiert, dass die Bundesregierung den Opfern sexualisierter Gewalt nicht ausreichend Hilfe anbiete. "Es gibt die Telefon-Hotline der Bundesregierung - das war es aber auch schon", sagt Ermisch. Er fordert schnelle, unkomplizierte Hilfe vor allem fur Jugendliche. Daruber hinaus musse die Bundesregierung Stabilisierungstherapien und Paartherapien fur die Betroffenen und gegebenenfalls ihre Partner finanzieren.
Ma?nahmepaket der katholischen Kirche
Fur die Opfer sexualisierter Gewalt arbeitet die katholische Kirche seit 2010 an einem Ma?nahmepaket. Dazu gehort die finanzielle Entschadigung der Opfer, ein Praventionskonzept - und das Angebot zum Gesprach. "In jedem der 27 deutschen Bistumer stehen ein Missbrauchsbeauftragter und ein Praventionsbeauftragter zur Verfugung", sagt Matthias Kopp. "Die Telefon- und Mailadressen findet man schnell im Internet."
Diese langfristige Arbeit halt Kopp fur effektiver als eine Hotline, die nicht mehr angerufen wird.
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