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Missbrauch: Priester in Sommerda Zu Bewahrungshaft Verurteilt

TLZ
November 12, 2012

http://www.tlz.de/startseite/detail/-/specific/Missbrauch-Priester-in-Soemmerda-zu-Bewaehrungshaft-verurteilt-1345859241

Sechs Jahre hat Tina (Name von der Redaktion geandert) gebraucht, bis sie sich endlich ihren Eltern offenbarte. Sechs Jahre, in denen das Madchen geschwiegen und alles in sich hineingefressen hat. Jetzt hat das Amtsgericht Sommerda einen vorlaufigen juristischen Schlussstrich unter die Geschichte gezogen, die in Weimar und Umgebung hohe Wellen geschlagen hat.

Sommerda/Weimar. Der katholische Priester D. wurde vom Gericht zu einer Haftstrafe von 15 Monaten auf Bewahrung verurteilt und zur Zahlung einer Geldstrafe von 10.000 Euro an eine gemeinnutzige Organisation. Zwei Einzelstrafen wurden zu der Gesamtstrafe zusammengezogen. Das bestatigte die Betroffene ebenso wie ihr seelsorgerischer Beistand der TLZ. Die Justizbehorden schwiegen sich zu dem Urteil aus. Pfarrer D. hatte sich der damals Zehnjahrigen im unmittelbaren kirchlichen Kontext unsittlich genahert.

Bereits zwei Kinder in Bistum Fulda missbraucht

Als die katholische Kirche uber Missbrauchsskandale debattierte, wurde auch der Fall D. aufgedeckt. Die jetzt abgeurteilten Ubergriffe waren nicht die einzigen, die sich der Priester hatte zuschulden kommen lassen. Er war sozusagen zur "Bewahrung" nach einschlagigen Strafen im Bistum Fulda ins Erfurter Bistum versetzt worden.

Im Oktober 1997 war ihm auf dem Gebiet des Bistums Fulda ein Strafbefehl zugestellt worden. Darin wurde er des sexuellen Missbrauchs von zwei Kindern in zwei Fallen fur schuldig befunden, verwarnt und zu einer Gesamtgeldstrafe von 120 Tagessatzen zu je 115 DM (insgesamt 13.800 DM) verurteilt. Au?erdem wurde er unter eine Bewahrungszeit von zwei Jahren gestellt.

Einschlagige Vorstrafen in Weimar nicht bekannt

Noch im gleichen Jahr wurde er von Fulda ins Bistum Erfurt beordert. Er verbrachte seine Bewahrungszeit in Thuringen. Nach deren Ablauf wurde er dann ausgerechnet im Gefangnis in Weimar, das auch als Jugendgefangnis diente, aber auch in katholischen Gemeinden als Seelsorger eingesetzt. Sein letzter unmittelbarer Dienstvorgesetzter, der Pfarrer von Weimar, der fur ihn ab 2003 zustandig war, wurde uber die einschlagigen Vorstrafen nicht informiert.

Auch die Gemeinde erfuhr nichts. Bischof Joachim Wanke hatte seinerzeit die Weimarer Gemeinde in einem Brief um Verzeihung gebeten. Wenn er im Nachgang die Entscheidung bewerte, Pfarrer D. auf eine Bitte Fuldas hin zu einer begrenzten Tatigkeit in der Gemeinde Weimar zuzulassen, dann musse er bekennen, dass er eine solche Entscheidung heute nicht mehr so fallen wurde, schrieb Wanke. "Wie ich nachtraglich einsehen musste, erwuchs aus dem Dienst von Pfarrer D. trotz der auferlegten Einschrankungen eine Gefahrdung von Kindern und Erwachsenen. Dafur mochte ich Betroffene und die Gemeinde um Verzeihung bitten", so der Erfurter Bischof seinerzeit

Der jungen Tina naherte sich der Pfarrer D. nach ihrer Darstellung mehrmals unsittlich. Zwei Falle wurden jetzt vor Gericht verhandelt und abgeurteilt. Das Ganze geschieht im unmittelbaren kirchlichen Kontext, wie es ohne nahere Angaben von Details hei?t. Es liegt der damals Zehnjahrigen so schwer auf der Seele, dass sie fast sechs Jahre braucht, bis sie ihren Eltern daruber berichten kann. Doch zuvor, im Fruhjahr 2004, wurde Pfarrer D. im Jugendgefangnis die sexuelle Notigung eines jungen erwachsenen Gefangenen vorgeworfen.

Mit Bekanntwerden der Vorwurfe des jungen Mannes wurde er praktisch umgehend ins Fuldaer Bistum zuruckgerufen, wo man ja um seine einschlagigen Vorstrafen wusste. Die Strafanzeige des Jugendlichen endete mit der Einstellung des Verfahrens im Fruhjahr 2006 mangels Beweisen.

Priester gestandTaten nicht ein

Erst als 16-Jahrige offenbarte sich Tina dann ihren Eltern. Sie waren uber die ein oder andere Verhaltensweise ihrer Tochter irritiert und konnten sich keinen Reim darauf machen. Auch lie? Pfarrer D. bei seinen Besuchsaufenthalten in der Gegend immer wieder Gru?e an Tina ausrichten. Schlie?lich brach Tina ihr Schweigen, ihre Eltern waren schockiert.

Eltern und Tochter wurden ans Bistum Fulda verwiesen. Tina bekam eine Trauma-Therapie bezahlt. Nach den Angaben von ihr und ihren Eltern war ihr zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, dass sie nicht das einzige Opfer von Pfarrer D. war. Erst als im Zuge der Missbrauchs-Skandale auch der Fall des Pfarrers D. an die Offentlichkeit kam, erfuhr die Familie davon. Seinerzeit war das ein schwerer Schock fur sie. Ein mit der Familie bekannter Priester stellte Strafanzeige gegen D.

Wahrend des Prozesses in Sommerda gestand der Priester die Taten nicht ein. Ob er Revision einlegen wird, ist offen.

 

 

 

 

 




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