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Katholische Kirche Zieht Zwischenbilanz Im Kampf Gegen Missbrauch

The kathweb
November 2, 2012

http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/50273.html?SWS=69fda711522be099e391aa2d9528038b

Munchen (KAP) Mit einem internationalen Kongress zieht die katholische Kirche ab diesem Montag in Bayern eine Zwischenbilanz zu ihrem Kampf gegen sexuellen Missbrauch. "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte der designierte maltesische Weihbischof Charles J. Scicluna vor Beginn der Tagung in Freising bei einer Pressekonferenz in Munchen. 70 Prozent aller 113 nationalen katholischen Bischofskonferenzen hatten inzwischen eigene Richtlinien erlassen. Das sei eine "sehr gute Marke".

In Nord- und Sudamerika hatten inzwischen alle Bischofskonferenzen die Ma?gabe der Romischen Glaubenskongregation erfullt, erlauterte deren langjahriger "Oberstaatsanwalt". Scicluna war Anfang Oktober vom Papst zum Weihbischof in seiner Heimat Malta ernannt worden. In Afrika fehlten jedoch noch mehr als die Halfte. Dies erfulle ihn mit einer gewissen Sorge. Im europaischen Raum stunden 7 von 33 Konferenzen in der Bringschuld, und zwar Bulgarien, Kroatien, Lettland, Rumanien, die Turkei, Ungarn sowie Wei?russland.

Im Mai 2011 hatte die Glaubenskongregation alle nationalen Bischofskonferenzen angehalten, binnen eines Jahres eigene Richtlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche zu erlassen. Im Mai und Juni dieses Jahres seien entsprechende Mahnschreiben verschickt worden, sagte Scicluna. Die osterreichischen Bischofe haben Richtlinien fur Ahndung und Vorbeugung sexuellen Missbrauchs in der Kirche im Jahr 2010 veroffentlicht.

Als "sehr positiv" vermerkte der Kirchenjurist Fortschritte in der Zusammenarbeit der Kirche mit staatlichen Behorden. Eine Nicht-Zusammenarbeit sei "out", so Scicluna. Auch in Landern, wo es keine Anzeigepflicht gebe, seien kirchliche Verantwortungstrager verpflichtet, die Opfer in der Wahrnehmung ihrer Rechte zu unterstutzen.

Schutz vor Missbrauch "weltweite Prioritat"

Die englische Psychiaterin Sheila Hollins, die bei dem dreitatigen Kongress einen der Hauptvortrage halten wird, sagte, der Schutz von Minderjahrigen und anderen verletzlichen Erwachsenen vor Missbrauch musse fur die Kirche eine "weltweite Prioritat" haben. Dies erfordere Transparenz. Sowohl Priestern wie Laienmitarbeitern musse klar gemacht werden, dass es keinerlei Toleranz gebe fur missbrauchliches Verhalten. Niemand, der in der Kirche arbeitet, durfe vor strafrechtlicher Verfolgung geschutzt werden, wenn ein Missbrauch ans Tageslicht komme.

Hollins sagte, ihr Interesse sei vor allem, Kirchenverantwortlichen dabei zu helfen, ihre Kommunikationsfahigkeiten zu verbessern. Missbrauchsopfern zuzuhoren sei schmerzhaft und erfordere viel Geduld und Einfuhlungsvermogen. Fur das Opfer wiederum sei es ein wesentlicher Teil seines Heilungsprozesses, dass ihm geglaubt werde.

Neues Praventionsprogramm

Bei der Konferenz wird auch ein mehrsprachiges E-Learningprogramm fur Kirchenmitarbeiter vorgestellt. Die erste Lerneinheit zum "Grundverstandnis von sexuellem Kindesmissbrauch" wurde bereits Anfang des Monats auf Englisch, Italienisch und Deutsch freigeschaltet. Die spanische Version soll im Janner 2013 folgen. An dem Kurs sind derzeit 235 Personen und 26 Trainer aus Partnerorganisationen in sechs Landern beteiligt. Entwickelt wird das Praventionsprogramm vom katholischen Kinderschutzzentrum in Munchen, getragen von der Erzdiozese Munchen und der Papstlichen Universitat Gregoriana in Rom.

Der Vizerektor der Gregoriana, der deutsche Jesuitenpater Hans Zollner, sagte, in vielen Landern sei effektiver Kinderschutz nur auf dem Papier vorhanden. Dort konne die Kirche ein wichtiger Verbundeter bei der Bekampfung dieses Unrechts sein. Auch wenn das Thema Missbrauch seit einigen Monaten "mindestens in unseren Breiten" nicht mehr im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit stehe, mussten Kirche und Gesellschaft, "Verantwortung fur die Vergangenheit ubernehmen und an einer besseren Zukunft arbeiten", so der Jesuit.

 

 

 

 

 




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