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Missbrauchsfälle: Vermittler Gibt Nach Anwaltsdrohungen Auf

Munstersche Zeitung
October 15, 2012

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Das Kloster der Hiltruper Missionare: Die Diskussion um die Missbrauchsfälle durch die Patres des Ordens nimmt kein Ende.

HILTRUP Die Debatte um die Missbrauchsfälle durch die Hiltruper Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu (MSC) in einem Internat im Saarland geht in eine neue Runde: Prof. Bernhard Haupert, der bislang als Mediator zwischen dem Orden und den Missbrauchsopfern vermittelte, hat sein Amt niedergelegt. Ein Anwalt habe ihm gedroht.

Dass er den Missbrauchsopfern als Ansprechpartner nicht mehr zur Verfügung stehen wird, habe Haupert bereits Ende Juli per E-Mail „als direkte Reaktion auf die Drohungen eines Anwalts" angekündigt, sagt Florian S., Sprecher der „Initiative Ehemaliger Johanneum Homburg" gegenüber unserer Redaktion. „Offiziell bestätigt hat er uns seine Entscheidung auf Nachfrage am 13. September", so Florian S.

Was war geschehen? Ein Rechtsanwalt aus Münster, der von einem Pater eingeschaltet worden war, habe Haupert juristische Schritte angedroht. „Ein Mitglied des Ordens will beziehungsweise wollte gegen mich staatsanwaltschaftlich vorgehen bezüglich meiner Äußerungen während des Mediations-Prozesses", teilte Haupert am Montag unserer Redaktion per E-Mail mit.

Kein Interesse mehr

Seitdem Haupert sein Amt als Vermittler zwischen den zwei Seiten niedergelegt hat, liege den Betroffenen „kein neues Gesprächsangebot seitens des Ordens" vor, sagt Florian S. Und überhaupt: „Sollte der Orden nicht zur Abkehr von seiner bisherigen Strategie bereit sein, besteht von unserer Seite daran auch kein Interesse mehr."

Gegen die zwei Hiltruper Patres, die sich in den 70er- und 80er-Jahren an Schülern am Johanneum vergangen hatten, waren vor wenigen Monaten Strafdekrete erlassen worden. Die Bestrafung sei „richtig, doch das ist nicht unser Anliegen", so kommentierte Florian S. die Strafdekrete im Juli. Vielmehr gehe es den Betroffenen darum, dass der Orden mit dem Missbrauch offen umgeht.

Unterschiedliche Zahlen

Die Initiative geht von bis zu 18 Opfern durch die Hiltruper Missionare aus, der Orden spricht von zehn Betroffenen. Auch hinsichtlich der Zahl der Täter gehen die Aussagen weit auseinander: Während der Orden an der Zahl zwei festhält, spricht die Initiative von acht Ordensmitgliedern, die sich den Schülern gegenüber grenzüberschreitend verhalten haben sollen.

Was die Zahl der Täter betrifft, geht Haupert von „einer Dunkelziffer aus". Doch „genaue Aufklärungen wird es wohl nicht mehr geben", sagt der ehemalige Vermittler zwischen dem Orden und den Missbrauchsopfern.

Keine Stellungnahme vom Orden

Die Frage, ob sich der Orden jetzt um einen neuen Mediator bemühen wird, bleibt offen. Die Ordensleitung war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Übrigens: Auch hier gibt es Neues. Der Missbrauchsbeauftragte des Ordens, Pater Dr. Martin Kleer, wurde zum neuen Provinzial ernannt. Der 49-Jährige löst Pater Werner Gahlen ab. Diese Informationen hat der Orden auf seiner Internetseite bekannt gegeben.




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