| Katholische Gruppen Fordern Absetzung Von Passisonsspiel in Luzern
The Kipa
October 11, 2012
http://kipa-apic.ch/index.php?pw=&na=0,0,0,0,d&ki=236174
Zentrale Wahrheiten des Glaubens
Luzern, 11.10.12 (Kipa) Die Absetzung des fur 2013 in Luzern geplanten "Passionsspiels" fordern 20 katholische Gruppen. Ihre "gemeinsame Erklarung" wurde von Pro Ecclesia Innerschweiz initiiert, erklarte Prasidentin Elisabeth Lerch-Wurms am Donnerstag auf Anfrage. Die katholische Kirche Luzern als Initiantin des Stucks bezeichnet es als unverstandlich, dass Gruppierungen das Stuck verurteilen, bevor sie es gesehen haben.
2.000 Personen und auch Priestern stehen gemass Mitteilung hinter der Erklarung. Auf Grund von Ausserungen der Initianten sei zu erwarten, heisst es in der "gemeinsamen Erklarung", dass das "geplante sogenannte Passionsspiel eine zentrale Wahrheit des katholischen und jedes christlichen Glaubens - die Gottheit Jesu Christi und sein freiwilliges Leiden mit seinem Erloser- und Suhnetod - unterlaufen und verfalschen wird".
Jesus solle darin nicht als Gottessohn, sondern als "gescheiterter Revolutionar, Hardcore-Pazifist und vorbildhafter Mensch" dargestellt werden. Dieser "Missbrauch des Namens Passionsspiel sowie des verehrungswurdigen Passions-Geschehens" sei eine Beleidigung und Verletzung der Gefuhle eines uberzeugten Christen und ubersteige damit die Grenze der Toleranz.
Fur "glaubige Christen aller Konfessionen" werde dies zu einer Provokation. "Wir bedauern und verurteilen die missbrauchliche Verwendung der Bezeichnung Passionsspiel und die auf ein menschliches Vorbild reduzierte Darstellung des Gottmenschen Jesus Christus", schreiben die Organisationen weiter.
Die unterzeichnenden Gruppen, darunter Gebetsgruppen und Vereine, erwarten die Absetzung des Stucks. "Wir verstehen nicht, dass die Veranstalterin, die katholisch Kirchgemeinde der Stadt Luzern, dieses ?Passionsspiel?, ein aus christlicher Sicht fragwurdiges kunstlerisches Experiment, mit einem sehr hohen Betrag aus Kirchensteuern unterstutzt", heisst es weiter.
Erst sehen, dann urteilen
Die Katholische Kirche Stadt Luzern bezeichnete es gegenuber der Presseagentur Kipa als "unverstandlich, dass Gruppierungen das Stuck verurteilen, bevor sie es kennen". Die Verantwortlichen in der Katholischen Kirche Stadt Luzern seien sich bewusst, dass es sich beim Passionsspiel um ein anspruchsvolles Thema handle, "weil theologischer Erkenntnisstand, Aktualisierung des Stoffs und Theatertauglichkeit unter einen Hut zu bringen sind".
Dabei sei die theologische Verantwortung wahrzunehmen, aber auch die kunstlerische Freiheit zu achten. Der Prozess der Erarbeitung des Stucks werde mit grosser Sorgfalt angegangen und laufe noch.
Jesus immer neu ins Spiel bringen
Die Katholische Kirche Luzern betonte weiter, es gehore zu den wesentlichen Aufgaben der Kirche, Jesus Christus in der heutigen Zeit immer neu "ins Spiel zu bringen", oder, wie es der pastorale Entwicklungsplan des Bistums Basel sagt: "Die Glaubensuberlieferung steht im Dialog mit der Gegenwart."
Dieser Aufgabe stelle sich die Kirche zum Beispiel durch menschennahe Liturgien, kreativen Religionsunterricht und Erwachsenenbildung sowie soziale und kulturelle Aktionen. Die Katholische Kirche Stadt Luzern engagiere sich unter anderem in der kirchlichen Gassenarbeit, der quartierbezogenen Gemeinwesenarbeit der Pfarreien, der individuellen Gestaltung von Gottesdiensten zu den Lebenswenden, im okumenischen und interreligiosen Dialog. Sie initiiere auch Projekte wie die Zusammenarbeit mit Lucerne Festival in diesem Sommer zu "Musik und Glaube", oder die Partnerschaft mit dem Wettbewerb des Comix-Festivals Fumetto zum Thema Gerechtigkeit im kommenden Jahr.
Passionsspiel 2013
Nach rund 75 Jahren soll in Luzern erstmals wieder ein Passionsspiel aufgefuhrt werden. Die Katholische Kirche Stadt Luzern hat fur innovative Vorhaben einen eigenen Fonds geaufnet; aus diesem wird ihr Kostenanteil am Passionsspiel finanziert.
Komponist der musiktheatralischen Inszenierung ist der deutsche Liedermacher Konstantin Wecker. "Kein Lehrstuck und nicht orthodox, dafur gegen jede Art von Fundamentalismus, spannend, lustvoll und humorreich, gleichzeitig aber auch nicht blasphemisch oder provokativ alleinig um der Provokation willen" solle das Luzerner Passionsspiel daherkommen, sagte Wecker im August gegenuber der Luzerner Zeitung. Gemass Wecker plane man eine "wunderbare Beleuchtung des Mannes aus Nazareth". Man wolle mit dem Passionsspiel auch "keine PR fur die Kirche, sondern alleinig Werbung fur Jesus" betreiben, so der Liedermacher weiter.
Das Passionsspiel findet vom 5. bis 20. September 2013 statt. An den zwolf Vorstellungen werden rund 14.000 Zuschauer erwartet. Das letzte Passionsspiel fand 1938 in der Luzerner Hofkirche statt.
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