BishopAccountability.org
 
 

Papst Benedikts Ex-kammerdiener Vor Gericht

The Focus
September 28, 2012

http://www.focus.de/politik/ausland/vatileaks-skandal-prozess-gegen-ex-kammerdiener-von-papst-benedikt-xvi-_aid_827728.html

AFP Vor der „Vatileaks-Affare“: Der Papst und sein Kammerdiener im Papamobil

Er steht im Mittelpunkt der Vatileaks-Affare: Paolo Gabriele, ehemaliger Kammerdiener von Papst Benedikt XVI. Der 46-Jahrige soll Geheimdokumente gestohlen und an italienische Medien weitergegeben haben – nun muss er sich vor Gericht verantworten.

Uber die Motive von Paolo Gabriele ist nur wenig bekannt. Bislang wurde der Ende Mai festgenommene fruhere Kammerdiener von Papst Benedikt XVI. als diskreter Diener seines Herrn beschrieben, die vatikanische Justiz spricht aber auch von einer „schwachen“ und „angstlichen“ Personlichkeit. Wollte er nur das Beste fur den Papst? Oder wurde er in einem Komplott manipuliert? Auf solche Fragen konnte der am Samstag beginnende Prozess gegen Gabriele Antworten geben.

Uber den Werdegang des 46-jahrigen Laien ist nicht viel bekannt. Gabriele ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Seit 2006 stand er in Diensten des Papsts. „Paoletto“ gilt als sehr fromm und wurde bislang immer als au?erst diskret beschrieben. Als Kammerdiener Benedikts XVI. stand er diesem von morgens bis abends zur Verfugung: Er half ihm beim Aufstehen und Ankleiden und brachte ihn abends nach dem Servieren des Abendessens zu Bett. Auch war Gabriele immer an der Seite des Papsts im Papamobil.

Der Kammerdiener habe den Papst „so sehr geliebt“

Jetzt muss sich Gabriele wegen schweren Diebstahls vor Gericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, geheime E-Mails und Briefe vom Schreibtisch des papstlichen Privatsekretars Georg Ganswein kopiert und an italienische Medien weitergegeben zu haben. Er war einer der wenigen Vertrauten des Oberhaupts der katholischen Kirche, die Zugang zu dessen Privatraumen hatten.

Seit Ende Juli sitzt Gabriele zwar nicht mehr im Gefangnis, steht aber unter Hausarrest und darf sein Haus im Vatikan nur verlassen, um zu Gottesdiensten zu gehen. Nach Gabrieles Festnahme sagte ein ranghoher Geistlicher, der sein Beichtvater war, in einem Interview, der Kammerdiener habe den Papst „so sehr geliebt“, dass er ihn „niemals verraten“ hatte.

Laut Ermittlungsakten begrundete Gabriele sein Handeln gegenuber dem Staatsanwalt damit, dass der „Heilige Vater nicht korrekt informiert“ gewesen sei uber die Geschehnisse um ihn herum. Unter anderem uber Steuerprobleme, sexuellen Missbrauch von Kindern oder Verhandlungen mit „Kirchenrebellen“, wollte Gabriele den Papst demnach in Kenntnis setzen.

Experten beschreiben Gabriele als psychisch gestort

In der Ermittlungsakte kommen jedoch auch Experten zu Wort, die ein schillerndes Bild von der Personlichkeit des Kammerdieners zeichnen. So ist von einer „schweren psychischen Storung, die von Unruhe, Anspannung, Wut und Frustration gekennzeichnet ist“, die Rede. Insgesamt sehen die Experten einen „tragischen Widerspruch“ zwischen „der Absicht Gabrieles, dem Papst Gutes zu tun“ und „der Schwere der begangenen Taten“.

Laut dem in die Affare verstrickten Informatiker Claudio Sciarpelletti hatte Gabriele zudem „eine schwere Kindheit“. Sciarpelletti, bei dem ein Umschlag mit Dokumenten Gabrieles gefunden wurde, spielt in der Affare laut Vatikan-Sprecher Federico Lombardi lediglich eine „marginale Rolle“. Er konne nicht als Komplize betrachtet werden, sagte Lombardi vor einigen Wochen. Es liefen aber Ermittlungen gegen weitere mogliche Verdachtige. „Wir glauben nicht, dass wir unsere Arbeit beendet haben“, sagte Lombardi. Bei der Vatileaks-Affare handle es sich um einen „weitreichenden und komplexen Fall“.

Teil eines Komplotts?

Obwohl bei Gabriele ein auf den Papst ausgestellter Scheck uber 100 000 Euro, ein Goldstuck und eine seltene Ausgabe von Vergils Aeneis aus dem Jahr 1581 gefunden wurden, geht der Vatikan nicht von finanziellen Motiven aus.

 

 

 

 

 




.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.