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Neues Forschungsnetz Will Missbrauchsopfern Schneller Helfen

The Schwabische
September 25, 2012

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Rund 50 Wissenschaftler tauschen sich an der Uni Ulm aus – Bundesforschungsministerium fördert Projekte mit 20 Millionen Euro

Ulm / sz Rund 50 Wissenschaftler aus ganz Deutschland haben an der Universität Ulm jetzt bei einem zweitägigen Treffen ein Forschungsnetz über Ursachen und Folgen sexuellen Missbrauchs bei Kindern und Jugendlichen gegründet. Das Netzwerk wird vom Bundesforschungsministerium mit insgesamt 20 Millionen Euro gefördert.

Gut jeder siebte Erwachsene berichtet nach einer aktuellen Studie über schweren emotionalen, körperlichen oder sexuellen Missbrauch oder eine schwere Vernachlässigung in Kindheit und Jugend. „Unsere Gesellschaft hat hier Defizite, denen wir uns auch wissenschaftlich stellen müssen", erläutert Prof. Lutz Goldbeck, Leiter der Sektion Psychotherapieforschung und Verhaltensmedizin an der Ulmer Uni-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie.

„Mit dem Forschungsnetz wird es gelingen, dieses sensible Thema angemessen wissenschaftlich zu bearbeiten", erklärte Bundesforschungsministerin Annette Schavan. Die enge Vernetzung der Forschungsprojekte soll das Wissen über Prävention und Therapie bei sexuellem Missbrauch entscheidend voranbringen, „damit Kindern und Jugendlichen wirksamer geholfen werden kann", hofft die Ministerin.

Ein Schwerpunkt der Projekte liegt auf der Erforschung geeigneter Therapien. So soll beispielsweise erreicht werden, dass Kinder und Jugendliche, die Opfer von Gewalt oder Vernachlässigung werden, nicht mehr so lange wie heute oft üblich auf eine Therapie warten müssen. „An fünf Modellstandorten vernetzen Fachleute die Angebote von Kinder- und Jugendhilfe, Beratungsstellen, Gesundheits- und Justizsystem, um betroffenen Kindern schnell und ohne bürokratische Hemmnisse eine geeignete Therapie anzubieten", erläutert Projektleiter Prof. Goldbeck.

Ein weiterer Schwerpunkt des Forschungsnetzes sind Entstehung und Auswirkung von Missbrauch, Gewalt und Vernachlässigung. Die Wissenschaftler wollen psychische Störungen besser verstehen, die sich bei den Opfern sofort oder erst im Erwachsenenalter zeigen, manchmal über Generationen hinweg.

Die Forscher untersuchen aber auch organische Veränderungen. So erläuterte Gastredner Professor Michael de Bellis, renommierter US-Forscher aus Durham in North Carolina, welche Veränderungen sich nach Gewalterfahrungen im kindlichen Gehirn entwickeln können. Forschungsthema sind auch neurologische oder hormonelle Mechanismen, die der Pädophilie oder sexuellen Gewalttaten bei den Tätern zugrunde liegen können.




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