| Generalvikar Kaspar Unter Druck
Frankfurter Rundschau
September 18, 2012
http://www.fr-online.de/rhein-main/vergewaltigungs-vorwurf-hinweise-auf-missbrauch-im-bistum-limburg-,1472796,17271578.html
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Generalvikar Franz Kaspar (rechts) muss sich wegen mangelnder Aufklarung rechtfertigen. Foto: dapd
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Einem fruheren Direktor des Bistums Limburg wird Vergewaltigung vorgeworfen. Sein Nachfolger muss sich den Vorwurf gefallen lassen, er habe zur Aufklarung zu wenig beigetragen.
Es sind unruhige Zeiten fur Franz Josef Kaspar, den 74-jahrigen Generalvikar des katholischen Bistums Limburg. Erst fiel Kaspar auf, weil er gemeinsam mit Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst in der First Class flog – ausgerechnet zu Sozialprojekten nach Indien. Dann grummelte es machtig, als der Leiter des Frankfurter Hauses der Begegnung sein Amt verlor und entsetzte Katholiken in Kaspar die treibende Kraft erblickten und von einem „totalitaren System“ sprachen.
Nun macht ihm seine Vergangenheit als Stiftungsdirektor des Behindertenheims St. Vincenzstift in Rudesheim-Aulhausen zu schaffen. Das Bistum trat am Wochenende Vorwurfen entgegen, „Dr. Kaspar habe sich an Vertuschungen von Missbrauchsfallen beteiligt“. Das konne schon deshalb nicht richtig sein, „weil bis zu seinem Ausscheiden 2006 keine entsprechenden Vorwurfe gegen seinen Vorganger erhoben worden“ seien, hie? es in der Mitteilung. Vielmehr habe sich Kaspar Verdienste um das Ende der sogenannten „Schwarzen Padagogik“ erworben.
"Keine Zweifel an den Missbrauchshandlungen"
Bei einer Anhorung des Landtags vor drei Jahren hatten fruhere Heimkinder berichtet, sie seien in St. Vincenz misshandelt und sexuell missbraucht worden. Dabei ging es um die Amtszeit von Kaspars Vorganger Rudolf Muller, der sich 1970 das Leben nahm. Muller soll, so die Berichte fruherer Insassen, einer der Tater gewesen sein.
Kaspar war als Mullers Nachfolger 36 Jahre lang Stiftungsdirektor der Einrichtung gewesen. „Ehemalige konnen nicht glauben, dass der Kleriker von den korperlichen Zuchtigungen und Misshandlungen rein gar nichts mitbekommen haben will“, schreibt der fruhere Vincenz-Bewohner Alexander Markus Homes. Kaspar sei schon zu Mullers Amtszeit „als Praktikant im Stift tatig“ gewesen.
Der fruhere Stiftbewohner hatte 1981 sein Buch „Prugel vom lieben Gott“ veroffentlicht, das von einer Kindheit in einem katholischen Heim handelt. In einem Vergleich verpflichtete sich der Autor dazu, in seinem Buch zu schreiben, dass es „nicht Dokumentation, sondern literarisch verarbeitet und verfremdet“ sei. Im Zuge des Verfahrens hatten Zeugen vor Gericht ausgesagt, sie seien im Heim mit Schlagen und Essensentzug bestraft worden. Eine katholische Schwester raumte ein, sie habe Homes mit einem Kleiderbugel auf die Finger geschlagen, „damit er mal merkt, wie weh das tut“. Kaspar kommentierte seinerzeit: „Ich habe nie gesehen, dass geprugelt wurde.“
Nun berichtet das Magazin Der Spiegel, seit 2010 liege ein interner Ermittlungsbericht vor. Danach gebe es „keine Zweifel an den Missbrauchshandlungen durch Muller“. In ubereinstimmenden Aussagen werde uber vollzogene oder versuchte Vergewaltigungen sogar wahrend der Beichte berichtet. Hinweise auf Mullers Taten habe es bereits 1970 gegeben, als eine Unterschriftenaktion mit Vorwurfen gegen den Priester gelaufen sei. Daruber gebe es in den Akten des Ordinariats eine Notiz der Personalabteilung, so der Spiegel weiter.
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