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Diakon Verlässt Kirche Nach Missbrauchsverdacht

The Sueddeutsche
August 24, 2012

http://www.sueddeutsche.de/w5438W/793020/Diakon-verlaesst-Kirche-nach-Missbrauchsverdacht.html

Heimleiter beantragt Entlassung, damit endet auch die Untersuchung gegen ihn - die Vorwürfe hatte der 75-Jährige stets zurückgewiesen

Nürnberg - Das bisher umfangreichste Disziplinarverfahren in der Geschichte der bayerischen evangelischen Landeskirche hat ein unerwartetes Ende genommen: Der des Kindesmissbrauchs angeklagte ehemalige Leiter des Martin-Luther-Hauses der Nürnberger Stadtmission hat selbst seine Entlassung aus dem Kirchenbeamtenverhältnis beantragt, wie der Sprecher der Landeskirche, Johannes Minkus, am Mittwoch sagte. Er bestätigte damit einen Bericht der Nürnberger Nachrichten.

Der Landeskirchenrat als kirchenleitendes Organ hatte den Fall Ende Februar dieses Jahres nach einer fast zweijährigen Voruntersuchung an die Disziplinarkammer der Landeskirche weitergeleitet. Dem heute über 75-jährigen Rummelsberger Diakon werden körperliche Misshandlungen und Missbrauch von Kindern zur Last gelegt. Die Taten sollen sich zwischen Anfang der 1970er und Ende der 1990er Jahre ereignet haben.

Der Heimleiter war bereits 1996 auf einen Schreibtischposten versetzt worden, nachdem bekannt geworden war, dass er mit einem minderjährigen Mädchen in einem Zelt übernachtet hatte. Als Anfang 2010 eine damals 42-jährige Frau dem pensionierten Diakon erneut Vorwürfe machte, wurden Voruntersuchungen eingeleitet. Die 42-Jährige hatte damals erklärt, als 14-Jährige im Martin-Luther-Haus vom damaligen Heimleiter malträtiert und sexuell misshandelt worden zu sein.

Nach dem Bekanntwerden der neuen Vorwürfe vor rund zwei Jahren meldeten sich weitere potenzielle Opfer. Die Mehrheit hatte zum Teil gravierende Vorwürfe erhoben und von 'Gewalt, Schlägen, Willkür, sexuellen Übergriffen und Grenzverletzungen' gesprochen. Strafrechtlich waren die dem Diakon vorgeworfenen Taten Anfang 2010 verjährt. Der Mann selbst hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Der Nürnberger Rechtsanwalt des Diakons, Malte Magold, war am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme erreichbar, nach Angaben seiner Kanzlei befindet er sich im Ausland im Urlaub. Den Nürnberger Nachrichten hatte Magold zuvor gesagt, sein Mandant habe die Entlassung aus dem Kirchenbeamtenverhältnis beantragt, weil er nicht mehr gewillt sei, einer Kirche zu dienen, die ein Verfahren gegen ihn betreibe, das 'offen ersichtlich kein faires ist'.

Die Schuldfrage wird nun allerdings für immer ungeklärt bleiben. Weil die Kirche dem Antrag des Diakons dem Kirchenrecht zufolge nachkommen muss, endet nun auch das kircheninterne Ermittlungsverfahren gegen ihn automatisch. Für den Mann hat sein Schritt finanziell empfindliche Folgen, so verliert er alle kirchlichen Pensionsansprüche, die etwa die Hälfte seiner Gesamtrente ausmachen dürften. Außerdem verliert er auch seinen Anspruch auf Beihilfe für die private Krankenversicherung. epd




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