| "Die Vorgange in Trier Setzen Allerdings Einen Ubermenschlichen Glauben Voraus"
MissBiT
August 20, 2012
http://missbrauch-im-bistum-trier.blogspot.de/2012/08/die-vorgange-in-trier-setzen-allerdings.html
"Stephan Ackermann, der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz hat in dieser Woche auf dem Arbeitsamt vorgesprochen. Er wollte mal wissen, wie es ist, wenn man sich arbeitslos meldet. Ein Bischof „ubt das Leben“ konnte man da ironisch sagen oder - etwas zynischer – die Frage stellen, ob der Bischof von Trier vielleicht schon selbst mit seiner Abberufung rechnet. Denn ausgerechnet in seinem eigenen Bistum lauft die Aufarbeitung von Missbrauchsfallen alles andere als rund – wir haben es gerade eben im Beitrag gehort. Was ist da los im Bistum Trier?
Jorg Vins aus unserer SWR-Redaktion „Religion, Kirche und Gesellschaft“ kommentiert:
„Seit Wochen gibt es keine Ruhe im Bistum Trier. Missbrauchsfalle wurden zwar angezeigt, aber nach wie vor vertuscht. Der Anzeiger wurde fur „psychisch gestort“ erklart und anonym schriftlich bedroht.
Und es konnte jetzt tatsachlich herauskommen, dass der Drohbriefschreiber exakt der ist, den Bischof Ackermann mit der Aufklarung des Falls und mit der Befriedung der Menschen vor Ort betraut hat.
Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Es stellt sich womoglich heraus, dass der Kirche massiver Schaden zugefugt wird: nicht nur durch die, die Verbrechen begehen, sondern auch durch die, die sich als „Retter“ verstehen und fur ihr Anliegen mit abscheulichen Methoden arbeiten.
Wenn man die katholische Kirche auf dem Kieker hat, dann ist das nur Wasser auf die Muhlen der immer schon gepflegten Vorurteile: Die Kirche ist verlogen und scheinheilig, ihre Pfarrer sind verklemmt und sexuell „unterversorgt“. Die „Entschuldigungen“ aus dem Jahre 2010 waren nie ernst gemeint und die Betroffenheit geheuchelt. Wer die Kirche auf dem Kieker hat, der kann sich nur bestatigt fuhlen: Nichts kann man dem wirkungsvoll entgegensetzen! - Gar nichts!
Tragischer ist es bei denjenigen, die zwar geschockt sind durch die Aufdeckung des Missbrauchs (mit katholischem Vorzeichen), sich aber dennoch Muhe geben, sich mit dieser Kirche zu identifizieren: Was soll man denen sagen?
Es ist einfach schwer vermittelbar, dass ausgerechnet in dem Bistum, in dem der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz als Bischof residiert, die Dinge nicht vorankommen - wie eh und je.
Hatte man nicht Besserung gelobt? Und Transparenz? Hatte man nicht uber schwindendes Vertrauen geklagt? Und eine horrende Zahl von Kirchenaustritten? Hatte man nicht sogar bundesweit einen Dialogprozess in der deutschen Kirche angesto?en, der aber - wenn es darauf ankommt – schon im Kleinen nicht zu funktionieren scheint?
Es geht langst nicht mehr darum, die zuruckzugewinnen, die die Kirche auf dem Kieker haben: Es geht mittlerweile darum, die nicht auch noch zu verlieren, die bisher alle ihre Geduld zusammengenommen haben, um einigerma?en loyal zu bleiben und an ihrem Glauben nicht zu verzweifeln.
Die Vorgange in Trier setzen allerdings einen ubermenschlichen Glauben voraus: an die Existenz der guten Krafte in der Kirche Jesu.
Ein Kommentar von Jorg Vins aus unserer Fachredaktion „Religion, Kirche und Gesellschaft“ / SWR1."
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