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Neu Im Redaktionsblog: Verantwortung Der Ortsbischöfe

By Klaus Nientiedt
The Konradsblatt
August 16, 2012

www.konradsblatt-online.de/html/aktuell/aktuell_u.html?t=&&m=25180&modul=17&cataktuell=1160&artikel=19157&home=true


Da sage jemand, ein Apostolischer Nuntius könnte nicht auch mal ganz offen heikle Punkte der innerkirchlichen Lage in Deutschland öffentlich ansprechen. Erzbischof Jean-Claude Perisset, der Vertreter des Papstes in Deutschland, ein gebürtiger Westschweizer, macht in einem Interview mit Aussagen von sich reden, die man gerne schon mal früher gelesen hätte.

Angesprochen wird er in dem Interview auf folgenden Vorgang: Der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts in Hannover, Christian Pfeiffer, geht im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz in einem großangelegten Forschungsunternehmen den Ursachen des sexuellen Missbrauchs durch Priester und Ordensleute nach. Dazu stellen ihm die betreffenden Bistümer Personalakten zur Verfügung. Ein konservatives „Netzwerk katholischer Priester" hat dies scharf kritisiert. Die Untersuchung setze die Mehrheit der Priester, Diakone und Ordensleute einem „Generalverdacht" im Hinblick auf sexuellen Missbrauch aus, wird argumentiert. Die Bistümer hätten nicht das Recht, Dritten Einsicht in die diözesanen Personakten zu gewähren. Nicht zuletzt über Rom will man die Angelegenheit stoppen.

Nun antwortet der Vertreter des Papstes in Deutschland ungewöhnlich offen und spricht Klartext. Die Priester, die sich beklagen, hätten „nicht verstanden, worum es geht". Perisset erinnert an die „Verantwortung der Bischöfe, die Vorwürfe aufzuklären. Sie müssen reagieren..." Und dann kommt Perisset zu dem Urteil: „Mit dem schnellen Protest haben die Priester überzogen..." Auf die Journalisten-Nachfrage, es handele bei den protestierenden Priestern aber doch um besonders „papsttreue" Priester, antwortet Perisset kurz und knapp: „Es heißt doch nicht, dass wenn sie papsttreu sind, sie deswegen recht haben. Es fehlt an einer Vertrauenshaltung ihren Bischöfen gegenüber."

Auf eine solche Aussage hat man in Deutschland lange gewartet. Der eine oder andere Bischof wird diese Sätze nur allzu gerne lesen. In der Vergangenheit konnte man immer wieder den Einruck gewinnen, als schütze die Selbstbezeichnung als „papsttreu" geradezu vor jeder Form von kritischer Nachfrage.

Mit dem Hinweis auf die nötige „Vertrauenshaltung" den eigenen Bischöfen gegenüber spricht Perisset im Übrigen einen wichtigen Punkt an. In verschiedenen europäischen Ländern wird seit Jahren von Minderheiten im Katholizismus systematisch versucht, die eigenen Bischöfe in ein Licht der Unkirchlichkeit, wenn nicht gar gleich der Häresie (der Irrlehre) zu ziehen. An den Bischöfen vorbei wendet man sich mit Klagen und Kritik an Rom – und die Bischöfe dürfen dann bei Gelegenheit – wenn sie dazu überhaupt die Möglichkeit erhalten - die Dinge wieder gerade rücken. Anstatt dass man die betreffenden Kritiker grundsätzlich und konsequent an die eigenen Bischöfe verweist.

Äußerungen wie die von Perisset können viel dazu beitragen, dass sich die innerkirchlichen Kommunikationsverhältnisse versachlichen. Manche Aufgeregtheit, die in den einschlägig bekannten Internetportalen tagtäglich für Unruhe sorgt, könnte man sich sparen, wenn konsequent nach der vom Apostolischen Nuntius angedeuteten Linie verfahren würde. Damit würde auch die genuine Verantwortung der Ortsbischöfe wieder gestärkt.




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