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Kinderheime: Anwalt Will Weiteren Opfern Pension Verschaffen

Kurier
August 5, 2012

http://kurier.at/nachrichten/4506829-kinderheime-anwalt-will-weiteren-opfern-pension-verschaffen.php

Das ehemalige Kinderheim St. Martin in Schwaz in Tirol: Claudia K. soll hier sexuell missbraucht worden sein

Er kampft fur Tierschutz, hat den Papst geklagt und eroffnete Heimkindern eine neue Moglichkeit, Entschadigungen zu bekommen: Der deutsche Anwalt Christian Sailer, 76, wird mit Anfragen aus Osterreich uberhauft.

Wie der KURIER berichtete, hat der Jurist fur die 68-jahrige Heike K. (Name von der Redaktion geandert) eine staatliche Pension nach dem Verbrechensopfergesetz (VOG) erwirkt (siehe Zusatzbericht unten). Das osterreichische Bundessozialamt sieht es als erwiesen an, dass unter anderem sexueller Missbrauch im Tiroler Kinderheim St. Martin Grund fur die spatere Berufsunfahigkeit Heike K.s war. Sie bekommt nun ein Vielfaches ihrer nur rund 260 Euro betragenden Pension vom Staat ausgezahlt.

Jetzt hat Sailer den nachsten Pensionsantrag nach dem Verbrechensopfergesetz eingereicht (siehe Faksimile). Wieder fur ein ehemaliges Tiroler Heimkind. "Den Antrag von Frau Claudia K. habe ich am 31. Juli abgeschickt", sagt Sailer.

Claudia K., 47, im Gesprach mit dem KURIER: "Ich bin in den Heimen Scharnitz und St. Martin vergewaltigt worden." Zwei Klosterschwestern hatten sich im ersten, ein Hausarbeiter im zweiten Heim an ihr vergangen. Uber die gefangnisahnlichen Zustande samt Einzelhaft im "Karzer" von St. Martin und Zwangsarbeit wurde bereits berichtet.

Ursprung Kinderheim

Heute erhalt Claudia K. eine kleine Invaliditatspension. "Ich schaffe keinen Job." Sie war medikamentenabhangig. "Frau K. entwickelte eine Reihe von psychischen Storungen und psychosomatischen Erkrankungen, die, wie bereits erwahnt, in der Zeit ihrer Heimaufenthalte ihren Ursprung haben", hei?t es im klinisch-psychologischen Kurzbericht der Psychotherapeutin Ulrike Paul. Anwalt Sailer sieht "gute Chancen, dass Frau Claudia K. die Pension durch das Bundessozialamt zuerkannt wird".

Einen weiteren Pensionsantrag nach dem VOG will er demnachst fur den Tiroler Christian D. einreichen. Ihm werden u. a. "Anpassungsstorung", "posttraumatische Belastungsstorung" und "Depressionen" attestiert. Alkohol- und Drogenmissbrauch habe er uberwunden, sagt Christian D., "aber ich habe noch immer schlaflose Nachte und Albtraume". Auch er sei in Tiroler Heimen als Bub sexuell missbraucht und misshandelt worden. Neben der Pension uberlegt D., das Land Tirol "auf Schmerzensgeld zu klagen".

Im Bundessozialamt sind nach den KURIER-Berichten uber die erste Verbrechensopferpension fur ein ehe­maliges Heimkind 15 der­artige Antrage eingegangen. Weitere werden wohl folgen, weil nun auch die Ver­brechensopfer-Organisation Weisser Ring ihre Klienten auf die Moglichkeit hinweisen will. Auch der Wiener Opferanwalt Johannes Ohlbock hat "15 bis 20 ehemalige Heimkinder uber diese Moglichkeit informiert".

Kein Monopol

Sein deutscher Kollege Sailer meint: "Es ist viel in Bewegung." Er freut sich, dass auch osterreichische Kollegen die Entschadigung nach dem VOG aufgreifen. "Ich hab’ ja kein Monopol darauf."

Im Bundessozialamt warnt man vor voreiligen Schlussen: "Wir brauchen Gutachten. Sachverstandige mussen bestatigen, dass Vorkommnisse vor 40, 50 Jahren den Verdienstentgang verursacht haben. Eine erhebliche Wahrscheinlichkeit muss bestehen." "Die Sorge ist, dass wir viele Menschen enttauschen mussen", wird Gunther Schuster, Leiter des Bundessozialamtes, im ORF zitiert. Auch der Prasident des Weissen Rings, Udo Jesionek, sagte auf KURIER.at: "Es wird nicht so einfach sein. Man muss nachweisen, dass der jetzige Zustand kausal auf das Geschehen im Heim zuruckzufuhren ist."

 

 

 

 

 




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