| Uber Wie Viel Brucken Muss Man Geh‘n...
By Evelin Frerk
Humanistischer Pressedienst
July 12, 2012
http://hpd.de/node/13747
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Norbert Denef / Foto: Privat
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Berlin ist eine Reise wert, so hei?t es immer wieder. Die Reise, die Norbert Denef morgen von seinem Wohnort Scharbeutz nach Berlin plant, durfte eine der ungewohnlichsten, mit anderen nicht vergleichbare sein. Am Freitag, 13. Juli 2012, wird er um 14:00 Uhr vor dem Reichstag in Berlin sein.
Ausgestattet mit Transparenten, Ideen und Parolen war der Vorsitzende von netzwerkB (B wie Betroffene) in den letzten Jahren immer wieder in die Hauptstadt und den Regierungssitz unseres Landes gereist, um mahnend in Begleitung einiger meist auch Betroffener und Fursprecher die Forderung zu prasentieren: "Weg mit den Verjahrungsfristen bei sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen".
In den letzten Jahren schienen die Politiker und Delegierte geschuttelt von Missbrauchs-Offenbarungen, und gedrangt ihre Aufgaben, Termine, Pressekonferenzen und einige Demonstrationen zum Runden Tisch ehemaliger Heimkinder (und Eckiger Tisch, Canisius-Kolleg, sexueller Mi?brauch, sexualisierte Gewalt, Verjahrungsfristen,…), Buchprasentationen einhalten zu mussen. Wenn sie zu ihren Treffen kamen, stand Norbert Denef fast immer drau?en vor der Tur mit dem Appell, die den Tater schutzenden Verjahrungsfristen mussen weg. So wartete er, bis er sich eingestand, dass eine Veranderung der rechtlichen Situation sich mit Stra?endemonstrationen nicht erreichen lasst.
Ruckblickend auf die letzten drei Reisen zogen diese Entscheidungen und Konsequenzen nach sich, die Denef sich vorher niemals hatte ausdenken mogen.
Am 6. Dezember 2011 trug er in seiner Funktion als Vorsitzender von netzwerkB auf der Delegierten-Versammlung der SPD im Willy Brandt Haus die Forderungen der Betroffenen von sexualisierter Gewalt vor. Er wurde nicht nur gehort. Die Delegierten begru?ten zu dieser Stunde seine Ansicht, applaudierten sturmisch. Die SPD stand zu seiner Forderung! Das war sein Ergebnis mit dem Denef seine Ruckreise antrat.
Nur bewegte sich in den kommenden Wochen und Monaten die Position der SPD nicht tatsachlich. Es hie?: Der Beschluss des Parteitages lautete nicht, die Aufhebung der Verjahrungsfristen umzusetzen sondern, sich fur die Belange der Opfer einzusetzen".
Denef reiste erneut an, fragte erst bei der SPD, spater in den anderen Fraktionen nach, wie es mit deren Ansicht zur Aufhebung der Verjahrungsfristen stehe und wann das Gesetz in Gang gebracht werden wurde. Ausweichend freundliche Antworten, Verstandnis fur sein Anliegen. Denef verlasst das politische Berlin ohne greifbare Ergebnisse. Er reist mit leeren Handen ab.
Am 8. Juni 2012 meldet der Vorsitzende von NetzwerkB: Ich bin im unbefristeten Hungerstreik, weil die Bundestagsfraktion der SPD nicht dazu bereit ist, sich im Deutschen Bundestag fur die generelle Aufhebung der Verjahrungsfristen von sexualisierter Gewalt einzusetzen, gleichwohl sich die Delegierten des Bundesparteitages der SPD am 6. Dezember 2011 eindeutig dafur ausgesprochen haben. Denef verzichtet darauf, die anderen Fraktionen des Bundestages uberhaupt nur anzusprechen.
Begleitende Hungerstreiker kommen und gehen, sind dabei in langen Strecken an seiner Seite. Der Deutsche Bundestag hat sich bis zum 7. September 2012 in die Sommerpause verabschiedet.
Am 35. Streiktag betont Denef am Telefon, er behalte sich weiter vor, den von ihm unbefristeten Hungerstreik nach eigenem Ermessen zu beenden, irgendwann musse er das eben tun. Ihm gehe es darum, ein Signal zu setzen, so dass sich kein Politiker mit dem faulen Argument herausreden kann, er habe nicht davon gewusst, dass Tater, die anderen Menschen, speziell Kindern und Jugendlichen gegenuber sexualisierte Gewalt ausuben, durch Verjahrung geschutzt werden. Denefs Stimme ist schnell, klingt fest, fast frohlich. Erkenntnisse habe er in der letzten Zeit gewonnen, er sei ohne Wut, ohne Druck und gehe nicht mit der Absicht der Erpressung vor.
Sein Hochzeitstag war an einem Freitag, den 13., ein Gluckstag in seinem Leben. Dieses Datum wolle er nutzen, um erneut nach Berlin zu kommen. Seinen Besuch hat er per Mail in den politischen Gremien verbreitet und sagt, schauen wir einmal, wer mit mir reden mag. Er sei bereit, aber eingeladen habe er niemanden.
Auf die Wiese vor dem Reichstag, wo jeder von uns sein kann, bringt er einen Erkennungsball mit und darauf steht: "Verjahrungsfristen aufheben!“
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Der Erkennungsball vor dem Reichstagsgebaude / Foto: netzwerkB
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