Landeskirche Zahlt Entschädigungen an Opfer Sexueller Gewalt

By Uwe Westdörp
Osnabrucker Zeitung
July 10, 2012

http://www.noz.de/deutschland-und-welt/politik/niedersachsen/65349182/landeskirche-zahlt-entschaedigungen-an-opfer-sexueller-gewalt

Christoph Künkel

uwe Osnabrück/Hannover. Auch die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers will Opfern sexueller Gewalt bald individuelle Entschädigungen zahlen. Dazu soll eine unabhängige Beschwerdekommission mit einem Richter an der Spitze eingesetzt werden, so gestern Christoph Künkel, Direktor des Diakonischen Werks Hannover.

Die Landeskirche folgt damit einer Empfehlung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Diese hatte den einzelnen Gliedkirchen und ihren Diakonischen Werken empfohlen, dann eine Entschädigung zu zahlen, „wenn ein Versagen der Institution vorliegt". Dies soll nun in jedem Einzelfall geprüft und bei Anerkennung eine Entschädigungssumme festgelegt werden.

Die Höhe der Zahlungen steht nach den Worten von Künkel noch nicht fest. Er verwies aber darauf, dass die katholische Kirche bereits seit geraumer Zeit Entschädigungen an Opfer sexueller Gewalt zahlt. Die Geschädigten erhalten bis zu 5000 Euro, in Härtefällen maximal 10000 Euro. „Ich nehme an, dass das auch bei uns der Rahmen sein wird", sagte Künkel unserer Zeitung.

Bereits jetzt können Opfer sich bei der evangelischen Kirche melden (Tel. 0511/ 1241650), zunächst aber nur informationshalber, „nicht im Sinne eines Antrags". Nach Angaben des Diakonie-Direktors ist noch eine Reihe von Verfahrensfragen zu klären. Dabei geht es unter anderem um teilweise unterschiedliche Lösungsansätze des Runden Tisches Heimerziehung und des Runden Tisches Sexueller Missbrauch. Lange wird die Lösung der offenen Fragen laut Künkel aber nicht auf sich warten lassen. „In drei Monaten haben wir ein Verfahren."

Jürgen Beverförden, Sprecher ehemaliger Heimkinder in Niedersachsen, zeigte sich zufrieden mit den Beschlüssen der Landeskirche. „Endlich bewegt sich was", lobte er und betonte: „Dies ist umso wichtiger, als es bei den Opfern sexueller Gewalt um die Gruppe geht, die es besonders schlimm getroffen hat." Ansonsten beschränken sich die Leistungen für ehemalige Heimkinder und Opfer sexueller Gewalt im Wesentlichen auf die Bezahlung von Therapien und Hilfsmitteln. Zudem gibt es Rentenausgleichszahlungen.