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Was Geschah Mit Emanuela Orlandi?

Brisant
July 3, 2012

http://www.mdr.de/brisant/orlandi104.html

Seit fast 30 Jahren verschwunden: Pietro Orlandi mit einem Bild seiner vermissten Schwester Emanuela Orlandi.

Demonstration auf dem Petersplatz in Rom. Hunderte rufen den Namen Emanuela Orlandi. Sie fordern Aufklarung uber das Schicksal der damals 15-Jahrigen, die vor fast 30 Jahren entfuhrt wurde. Die Menschen erwarten heiligen Beistand vom Papst personlich. Denn der Vatikan ist moglicherweise tief in den Fall verstrickt. Das glaubt zumindest Emanuelas Bruder Pietro. "Wir wollen endlich wissen, was mit Emanuela passiert ist. Wir wollen, dass sie nicht vergessen wird", sagt Pietro Orlandi. "Der Versuch, diese Geschichte zu vertuschen, hat nicht funktioniert. Das sieht man all den Leuten, die heute hier demonstrieren."

Seit 1983 verschwunden

Die aktuellen Demonstrationen sind der jungste Akt in einem Drama, das am 22. Juni 1983 begann: Nach dem Musikunterricht verschwand die 15-Jahrige spurlos - mitten in Rom. Der Fall ist spektakular: Emanuelas Vater ist Hofdiener bei Papst Johannes Paul II., seine Tochter die jungste Burgerin im Vatikanstaat. Die Polizei ist ratlos, nicht zuletzt, weil der Vatikan nicht kooperiert. Er ist nicht dem italienischen Recht unterworfen. Immerhin appelliert der Papst an die moglichen Entfuhrer, das Madchen freizulassen - bislang vergebens.

Der Journalist Renzo de Fiore bestatigt: Intern habe der Heilige Stuhl sehr wohl reagiert, leugne dies aber bis heute. "Gleich nach dem Verschwinden von Emanuela Orlandi gab es eine Vatikan-interne Untersuchung des Falles. Das wissen wir durch das abgehorte Telefongesprach eines Gendarmen im Vatikan", sagt der Fernsehjournalist. "Sein religioser Vorgesetzter sagt darin: 'Bitte sprechen Sie nicht uber diese Untersuchung des Vatikan!'"

Entfuhrt, ermordet und beseitigt?

Enrico de Pedis wird verdachtigt, Emanuela Orlandi entfuhrt, getotet und ihre Leiche versteckt zu haben.

Mit dem langen Schweigen wuchsen die Spekulationen uber die Hintergrunde der Tat. Eine Theorie: Emanuela wurde von Enrico de Pedis, dem damaligen Chef einer romischen Mafiabande, entfuhrt, ermordet und beseitigt: Das hat zumindest dessen ehemalige Geliebte gegenuber der Polizei behauptet. Bis zu seinem gewaltsamen Tod unterhielt de Pedis beste Beziehungen zur Vatikanbank, bei der er Mafia-Gelder wusch. Mit der Entfuhrung habe er die Bank zwingen wollen, Schulden zuruckzuzahlen, so ehemalige Mafiosi. Bizarrerweise wurde de Pedis in der Basilika Sant'Appolinare in Rom beigesetzt. Normalerweise ist diese eine letzte Ruhestatte nur fur Geistliche.

Grab von de Pedis geoffnet

Knapp 29 Jahre nach dem spurlosen Verschwinden der Tochter eines Vatikan-Angestellten ist das Grab eines beruchtigten Mafia-Bosses geoffnet worden.

Seit langerem gab es Hinweise auf eine unheilige Allianz aus Mafiosi und Mitgliedern des Vatikans, und darauf, dass auch Emanuelas Leiche dort liegen konnte. "2005 erhielt ich einen anonymen Anruf. Die Botschaft: 'Wenn ihr wissen wollt, was mit Emanuela geschah, schaut nach, wer in der Basilika mit de Pedis begraben ist und welchen Gefallen er den Kardinalen getan hat", sagt Fernsehjournalist Renzo de Fiore. Spektakulare Folge: Vor einem Monat lie? die Staatsanwaltschaft endlich, mit dem Einverstandnis des Vatikan, das Grab von de Pedis offnen. Was mit Spannung erwartet wurde, entpuppte sich jedoch als kalte Spur: Von Emanuela fanden die Ermittler keine Uberreste.

Warnung politischer Machte an den Vatikan?

Die Suche nach der Wahrheit geht also weiter. Eine These ist auch, dass Emanuela Orlandis Verschwinden eine Warnung politischer Machte an den Vatikan war, Stillschweigen uber dunkle Machenschaften zu bewahren. Das glaubt die Journalistin Rita Giovacchino, die ein Buch uber den Fall geschrieben hat. "Das Madchen war eine Vatikan-Burgerin. Man wollte mit ihrer Entfuhrung Papst Woytila erpressen. Die Aussagen von Kronzeugen der Mafia und der Bande von de Pedis haben dieses Motiv aufgezeigt", sagt Giovacchino.

"Es ging um ein ganz gro?es Spiel: Die Vatikanbank hatte Geld der Mafia, das diese dort deponiert hatte, verwendet, um die polnische Gewerkschaft Solidarnosc zu unterstutzen. Das musste vertuscht werden. Das konnte nicht offiziell gemacht werden, als waren es ganz normale Gelder."

 

 

 

 

 




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